Brauchen wir weitere „La Folia“-Kompositionen? Angesichts zahlloser, in der Alten Musik überpräsenter Versionen eigentlich nicht, aber wenn sie so hintergründig und cellistisch raffiniert daher kommen wie diejenige von Giovanni Sollima (geb. 1962), dann gerne. Dorukhan Doruk eröffnet damit sein beeindruckendes Solo-Recital namens „Elusive Lights“, ein weiteres nie vordergründig barockisierendes, aber ebenso packendes Werk Sollimas („La Tempesta“) beschließt es. Dazwischen überzeugt der 1. Solocellist der Tonhalle Düsseldorf mit Ahmet Adnan Sayguns Partita op. 31, dem Hauptwerk einer CD, die angesichts der Suiten Gaspar Cassadós und Ernest Blochs (Nr. 1) weitere weniger elegisch-nachdenkliche Stücke hätte vertragen können. Immerhin kommt mit Fazil Says Sonata op. 92b eine rhythmisch impulsivere Note ins Spiel. (Genuin)

Eine Neuentdeckung ist das Opus 40 von Carl Frühling (1868–1937) auf der CD des Quantum Clarinet Trio nicht mehr.
Elegische Gesänge
Die Geigerin Olivia de Prato – kürzlich hat sie mit ihrem Mivos Quartet Steve Reichs Streichquartette bei der Deutschen Grammophon vorgelegt – vereint auf ihrer anregenden Solo-CD „Panorama“ Werke von fünf Komponistinnen. Zum Teil elektroakustisch angereichert sind drei davon im weitesten Sinne der Minimal Music verpflichtet: „Tooth and Nail“ von Missy Mazzoli durchzieht ein hypnotischer, vom Klang der Maultrommel inspirierter Puls. „Balconies“ von Samantha Fernando türmt fünf Violinstimmen übereinander und erzeugt dadurch einiges an Reibungsenergie. Das titelgebende „Panorama“ von Angélica Negrón bleibt mit seinen auf elektronische Soundpartikel gebetteten Schleifen und Glissandi ein Stück weit im gefällig Atmosphärischen stecken. Einziger nichtinstrumentaler Zusatz in „Jeom Jaeng Yi“ von Jen Shyu sind Gedichtfragmente, die die Geigerin in ihr auch sonst sprachrhythmisch charakterisiertes Spiel hineinspricht. „Mapping a Joyful Path“ von Miya Masaoka durchzieht ein beunruhigender elektronischer Grundklang, über dem die Violine sich mit verschiedenen Techniken freizuspielen versucht. (New Focus Recordings)

Eine Neuentdeckung ist das Opus 40 von Carl Frühling (1868–1937) auf der CD des Quantum Clarinet Trio nicht mehr.
Eine Neuentdeckung ist das Opus 40 von Carl Frühling (1868–1937) auf der CD des Quantum Clarinet Trio nicht mehr. Der Cellist Steven Isserlis war darauf aufmerksam geworden und hatte es 1999 zusammen mit Michael Collins und Stephen Hough eingespielt, im vergangenen Jahr war es außerdem in der schönen Decca-Klarinettentrio-Anthologie mit Daniel Ottensamer enthalten. Wie erfreulich es ist, dass dieses bemerkenswerte Werk langsam ins Bewusstsein ausgewiesener Interpreten kommt, zeigt die sorgfältige Einspielung durch Elena Veronesi (Klar.), Johannes Przygodda (Cello) und Bokyung Kim (Klav.). Das Herzstück, das wunderbare Andante, singen die drei mit Hingabe aus. Die mittlerweile beinahe schon etablierte Serenade op. 73 von Robert Kahn und das Brahms’sche Opus 114 als Klassiker runden das schöne Programm ab. (Hänssler Classic)
Mit Robert Kahns hörbar an Brahms orientiertem g-Moll-Klarinettentrio op. 45 von 1905 eröffnet das Bawandi Trio seine CD. Patrick Hollich (Klar.), Alexandre Castro-Balbi (Cello) und Mario Häring (Klav.) formulieren es exquisit aus und stürzen sich dann in das 18 Jahre ältere, aber deutlich moderner klingende B-Dur-Trio op. 29 von Vincent d’Indy. Höhepunkt des in der Klangmischung von Klarinette und Cello meisterhaft gelungenen Werks ist auch hier ein langsamer Satz: der „Chant élégiaque“. (CPO)
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