Respekt, Bryan Adams! +++ Mit „The Clearing“ überraschen Wolf Alice erneut +++ Man kommt nicht umhin, das neue Album der deutschen Metalband Helloween zu erwähnen +++ Der Chronistenpflicht folgend sei die Veröffentlichung „Live At The Oval“ von The Who erwähnt +++ Hierzulande relativ unbekannt sind The Story So Far +++ Die deutsche Rockband Revolverheld verabschiedet sich mit „20“ aus dem Business beziehungsweise aus dem Banddasein und legt eine Pause ein

„I Want To Disappear in the USA“ ist ein Livealbum mit 21 Songs. Und man kann nur feststellen, dass es sehr schön geworden ist.
Emotionen und Erinnerungen
Respekt, Bryan Adams! Nachdem die letzten Alben stets in Richtung glattgebügelt und omni-konform gingen, traut er sich mit „Roll with the Punches“ wieder zurück in die Achtziger. Klare Rocksongs, die freilich immer noch den Mainstream abdecken, aber wieder rauer und sperriger sind. Mitsingen geht auch noch. Ab und an wird es mühselig (Never ever let you go), dennoch überwiegen die seriösen Refrains und Songstrukturen. Selbstverständlich reicht die Platte für keinen „Summer of 69“ aus, aber die Fahrt zum Naherholungsgebiet lässt sich mit „Roll with the Punches“ gut aushalten und überbrücken. (Badams Music)
Mit „The Clearing“ überraschen Wolf Alice erneut. Und zwar alle. Wo genau sollen wir das bitte wieder einordnen, in unserer jahrzehntelangen erlernten Kategorisierung? Kandierter Pop, verkappter Soul, minimalistischer Post Punk, subtiler Country, affektierter (aber verdammt guter) R’n’B, opulenter Yacht-Rock oder ist das nur geklauter Alltagspop zwischen Florence + the Machine, Fleetwood Mac und Rihanna? Dass man sich unter anderem daran abarbeiten und reiben kann, steht als positives Urteil der Platte final unterm Strich. Wolf Alice schaffen mit großen Melodien, hymnischen Refrains und einer gelungenen Mischung aus Selbstbewusstsein und Ironie ein wunderbares Werk für die Gartenparty oder die Praxiseröffnung. (Columbia)
Man kommt nicht umhin, das neue Album der deutschen Metalband Helloween zu erwähnen. Mit „Giants Monsters“ setzen sie ihren Erfolgsweg nach 40 Jahren unbeirrt weiter. Während sich die Scorpions süffisant selbst demontieren, sind Helloween mit fünfzehn Gold- und sechs Platinawards und über zehn Millionen verkauften Tonträgern längst mehr als die würdigen Nachfolger der Ex-Kanzler-Kapelle. Der neue Longplayer ist exakt das, was man von Helloween braucht: starkes und spannendes Songwriting, basierend auf epochalen Hymnen mit gefühlten zehn Gitarren, die für Ruhepausen, aber auch Hochgeschwindigkeitsexzesse sorgen. Das hat nicht nur in den achtziger Jahren hervorragend funktioniert, das knallt selbst 2025 noch rücksichtslos auf die Zwölf. (Reigning
Phoenix Music)
Der Chronistenpflicht folgend sei die Veröffentlichung „Live At The Oval“ von The Who erwähnt. Selbstverständlich dürften die Älteren dieses sagenhafte Konzert aus dem Jahr 1971 erinnern und vielleicht sogar davon gehört haben. Jedenfalls ließ man nun die einstigen analogen 8-Spur-Mehrspurbänder neu abmischen, um einmal mehr die grandiose Livepräsenz der Band zu untermauern und zu beweisen. Zumindest, was die damaligen Zeiten betraf. Falls es der Erinnerung hilft: Pete Townshend und Keith Moon zerlegten am Ende des Konzerts ihre Instrumente in sämtliche Einzelteile. (Universal Music)
Hierzulande relativ unbekannt sind The Story So Far. Musikalisch am ehesten zwischen My Chemical Romance und Dashboard Confessional einzuordnen. Also so genannter Emo-Rock. Schnell, aber traurig. Elegisch, aber nicht gekünstelt. „I Want To Disappear in the USA“ ist ein Livealbum mit 21 Songs. Und man kann nur feststellen, dass es sehr schön geworden ist.

„I Want To Disappear in the USA“ ist ein Livealbum mit 21 Songs. Und man kann nur feststellen, dass es sehr schön geworden ist.
Die Band kann spielen, das lässt sich auch in der digitalen Nachbearbeitung nicht mehr versauen. Die Songs sind ein ordentlicher Querschnitt des Schaffens, sorgen gar manchmal für eine grundsolide Wutbasis, überzeugen aber ebenso mit wohligen Emotionen, die hauptsächlich auf Gitarrenwänden und melancholischen Melodien aufbauen. Großer Stadionrock mit Empathie. (Oak Grove Records)
Die deutsche Rockband Revolverheld verabschiedet sich mit „20“ aus dem Business beziehungsweise aus dem Banddasein und legt eine Pause ein. Oder kommt eventuell gar nicht mehr zurück. Man wird sehen. Gefeiert und betrauert wird dies mit einer Rückschau auf 20 Jahre Musik. Alte Songs neu aufgenommen. Speziell für Fans und die, die jetzt Fans werden wollen und zur Überbrückung Revolverheld-Musik brauchen. Tja, man muss derartige Veröffentlichungen eben einfach so stehen lassen und nicht groß einordnen. Revolverheld waren nicht unerfolgreich, sogar zeitweise ganz oben im Deutsch-Rock-Himmel. Dass es musikalisch immer sämiger wurde, nicht mehr ganz so grobkantig wie zu Beginn der Karriere, mag dann ein Zeichen sein, kurz innezuhalten. Haben sie sich verdient! (Revolverheld Records)
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