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Auf der CD-Premiere der „Liebesgesänge“ von David Pohle ist Potters Stimme stets kunstvoll mit der des hochkarätigen Counters Benjamin Lyko verschlungen

Auf der CD-Premiere der „Liebesgesänge“ von David Pohle ist Potters Stimme stets kunstvoll mit der des hochkarätigen Counters Benjamin Lyko verschlungen …

Hauptrubrik
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Exquisites Repertoire

Untertitel
Vokales und quasi Vokales, vorgestellt von Juan Martin Koch
Vorspann / Teaser

Barocke Vokalraritäten, davon viele Ersteinspielungen, präsentiert das Label audite auf zwei CDs, denen der ausgezeichnete Countertenor Alex Potter seine Stimme leiht. Solistisch ist er im Programm „Antonio“ zu hören, das drei venezianische Komponisten mit demselben Vornamen vereint: Neben Vivaldis berühmtem „Nisi dominus“, dem Hauptwerk der Scheibe, können sich die kleiner dimensionierten Stücke Lottis und Caldaras durchaus hören lassen. Das liegt auch an der ebenso vitalen wie sorgfältigen Begleitung durch das Ensemble la festa musicale, das außerdem spritzige Vivaldi-Konzerte (RV 155 und 157) beisteuert. (audite)

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Auf der CD-Premiere der „Liebesgesänge“ von David Pohle ist Potters Stimme stets kunstvoll mit der des hochkarätigen Counters Benjamin Lyko verschlungen, denn der zu diesem Zeitpunkt (1650)  am Kasseler Hof tätige Komponist vertonte die tiefsinnige Liebeslyrik Paul Flemings durchgehend zweistimmig. Dies unter­streicht die widerstreitenden Gefühle des lyrischen Ichs, während die beiden umspielenden Violinen zwei Schwes­tern symbolisieren, die Fleming vergeblich umwarb. Exquisites Repertoire, zusammen mit dem agilen Ensemble e.g.baroque exquisit realisiert. (audite)

Teils deftiger, teils ernster geht es in den „Airs sérieux & et à boire“ von Marc-Antoine Charpentier zu. Unter dem Motto „Auprès du feu l’on fait l’amour“ hat das flexibel, laut Booklet improvisierend agierende Ensemble Les Épopées unter Stéphane Fuget als neunte Folge der Versailler CD-Serie „La Chambre des Rois“eine abwechslungsreiche Auswahl dieser ein- bis zweistimmigen, mal ernsten, mal weinseligen Lieder eingespielt. Claire Lefilliâtre, Gwendoline Blondeel, Cyril Auvity, Marc Mauillon und Geoffroy Buffière singen (und pfeifen) das mit ansteckendem Enthusiasmus. Das üppige Beiheft informiert über die Hintergründe und liefert alle Texte nebst englischer Übersetzung. (Chateau de Versailles)

„Chants nostalgiques“, nach einem schönen Zyklus dreier Lieder von Charlotte Sohy (1887–1955), nennen Sopranistin Marie-Laurie Garnier, Pianistin Célia Oneto Bensaid und das Quatuor Hansen ihr Recital, das außerdem Gabriel Faurés „La bonne chanson“ und Ernest Chaussons „Poème de l’amour et de la mer“ enthält. Sohy war im vergangenen Jahr mit einer drei CDs umfassenden Werkschau beim Label La Boite à Pépites gewürdigt worden, die auch die „Chants nostalgiques“ in der Orchesterfassung enthielt. Die schlankere Kammerbesetzung tut den Liedern gut und wird hier instrumental hervorragend realisiert, was auch für die gelungenen Fassungen der von Garnier gut gesungenen Zyklen Faurés und Chaussons gilt. (b-records)

Das Cover – Dackel mit weißblauer Fliege und Brezel – lässt Bedenkliches befürchten, aber so schlimm ist es dann doch nicht, im Gegenteil: Die CD „Weiß und Blau – Männerchorwerke aus und über Bayern“ des Renner Ensembles enthält so viel Schönes und Originelles (z.B. von Joseph Rheinberger, Max Reger oder vom Namensgeber Joseph Renner), dass man die unvermeidlichen krachledernen Schmunzelstücke (Der Leberkas, Dampfnudl-Lied u.a.) gerne in Kauf nimmt, zumal diese, wie das gesamte Programm, von den 22 Männern auf gewohnt hohem Niveau und geschmackvoll gesungen werden. Dirigent Hans Pritschet steuert unter anderem mit dem „Wessobrunner Gebet“ feine eigene Sätze bei, neu ist auch die stimmungsvolle Vertonung eines Gedichts „Ich sah einen hohen, schwarzen Wald“ von Emerenz Meier durch Patrick Ehrich. (Ars Produktion)

Quasi vokal ist Leonardo Pierdomenicos Liszt-Recital mit der „Winterreise“ als Hauptwerk. Von den zahllosen Klaviertranskriptionen Schubert’scher Lieder ist dies eine der interessantesten, denn der große Virtuose und selbstlose Vermittler traf eine Auswahl von 12 Liedern und ordnete diese außerdem neu an, was etwa in der Folge „Lindenbaum“ – „Leiermann“ – „Täuschung“ von gespenstischer Wirkung ist. Einmal mehr bewundernswert ist das pianistische Einfühlungsvermögen, mit dem Liszt zu Werke geht – eine respektvolle, das Original intelligent weiterdenkende Anverwandlung, die der italienische Pianist überzeugend nachvollzieht. (Piano Classics) ¢

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