Dane Rudhyar: Works for Piano; Steffen Schleiermacher, Klavier
hat(now)ART 140
Dane Rudhyar (1895–1985), eigentlich in Paris als Daniel Chenneviere geboren (er änderte seinen Namen in New York 1916), ist einer der großen Unbeachteten in der Musikgeschichte. Seine Arbeiten, man könnte sie in gewissem Sinne als Weiterentwicklung der Konzepte Scrjabins verstehen, beeinflussten zum Beispiel den Cage-Lehrer Henry Cowell und so ergäbe sich in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts ein ganz neuer Strang. Die Musik ist dissonanzenreich, konzentriert, sucht immer wieder durchlebte melodische Phrasen zu gestalten und hat zugleich improvisatorische Züge.
Morton Feldman: Triadic Memories; Sabine Liebner, Klavier.
Oehms OC 510 (2CD)
Die in München lebende Pianistin Sabine Liebner setzt sich seit vielen Jahren wie kaum ein anderer Musiker für das Werk Morton Feldmans (und überhaupt für die US-amerikanische Avantgarde) ein. Ihre Interpretationen haben in München beinahe Kultstatus. Beispielhaft gelingt ihr immer wieder die Gestaltung des musikalischen Bogens, ein Atemprozess, der sich in Triadic Memories von 1981 über zwei Stunden hinzieht. Musik für das konzentrierte Vergessen und Erinnern.
Gerard Grisey: Les Espaces Acoustiques; Garth Knox, Viola; Asko Ensemble; WDR Sinfonieorchester Köln, Stefan Ashbury
Kairos0012422KAI
Les Espaces Acoustiques von Gerard Grisey (1946–1998), eine Folge von sechs Musikstücken vom Solo-Bratschenwerk über drei Ensemblestücke (7, 18, 33 Musiker) bis zum großen Orchester (das Schluss-Stück mit vier Solohörnern), das ist gewiss eine der kühnsten und originellsten Konzeptionen in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts (sie wurde von einem noch nicht einmal 30-Jährigen in Angriff genommen, die Arbeit erstreckte sich über zehn Jahre). Es ist nichts weniger als der Entwurf von Klang in all seinen Facetten. Und es ist Musik von einer unwiderstehlichen Kraft! Das tritt in dieser maßstabsetzenden Aufnahme von Garth Knox bis zum WDR-Sinfonieorchester auf höchstem Niveau in Erscheinung. Die CD ist eine klangliche Offenbarung.
Kaija Saariaho: Nymphéa. John Cage: String Quartet in Four Parts. Bruno Maderna: Quartetto per archi in due tempi; Cikada String Quartet
ECM 1799
Das sind drei Kompositionen ganz unterschiedlicher ästhetischer und technischer Ausrichtung. Und dennoch fügen sie sich, es mag die spielerische Zwingkraft des hervorragenden norwegischen Cikada-Streichquartetts sein (auch die raumgebende Aufnahme in der Osloer Sophienberkirche wirkt dabei mit), ganz natürlich und sinnstiftend aneinander. Saariahos liveelektronisch unterstütztes Stück voller flirrender Klanglichkeit schlägt Brücken zur losgelassenen Weite bei Cage, die dann in Madernas sangessüchtiger und schließlich gestisch erregter Struktur auf andersartig neue Weise gebündelt wird. Gerne folgt man diesen Spuren.
Michael Radanovics: jotted down/aufNOTI(e)RT. Florian Bramböck: Schubert bei Vera; Beethoven im Computerladen. Rudolf Jungwirth: Mandorla; George Crumb Trio
ATS-Records CD-0576
Das Trio ist eine Formation aus Flöte, Cello und Klavier. Die hier eingespielten Stücke von Radanovics, Bramböck und Jungwirth bewegen sich freilich allzuoft in spielerisch unverbindlichen Regionen, die den einladenden Titeln kaum gerecht werden, einzig Jungwirths „Mandorla“ besitzt einige magisch anziehende Wirkungen.