The Sibelius Edition: Songs; Orchestral Works; Chamber Music II. Monica Groop, Helena Juntunen, Anne Sofie von Otter, Sinfonia Lahti, Göteborger Symphoniker u.a. BIS-CD-1918/20 (5 CDs), 1921/23 (6 CDs), 1924/26 (5 CDs)
Sibelius bezeichnete sich als „Mann des Orchesters“, und die Edition bestätigt eindrucksvoll die zentrale Rolle, die die Orchesterwerke in seinem Schaffen spielen. Waren zu Beginn – bei den Tondichtungen – vor allem die wiedergefundenen Varianten, die einst gelöschten oder umgeschriebenen Passagen aufschlussreich, so sind es diesmal komplette, kaum bekannte Stücke, die hervorstechen.
Zum Beispiel aus einer Begleitmusik zu „Tableaux vivants“, Lebenden Bildern, die Sibelius 1899 anlässlich einer Demonstration für Pressefreiheit im Schwedischen Theater Helsinki präsentierte: Nummer zwei („Die Finnen werden getauft“) ist ein düster-grandioser, achtminütiger Choral, von wechselnden, atmosphärisch dichten Klangflächen umgeben. Oder die fulminanten Bilder 7&8 aus der originalen „Karelia“-Musik, deren Partitur der Komponist im Alter verbrannte (Kalevi Aho hat sie aus dem Stimmenmaterial rekonstruiert).
Viel sinfonischen Klang bietet diesmal auch die Kammermusik, etwa im Klavierquintett (1890), das als Keimzelle späterer Werke bedeutend ist und in seinen Schlusstakten den Lakonismus des späten Janácek vorwegzunehmen scheint. Überreich die Fülle der Vokalkompositionen: von wunderbaren, so einfach wie überraschend begleiteten Weihnachtsliedern (auf Worte von Zachris Topelius und Wilkku Joukahainen) bis zu lyrisch-artistischen Szenen wie „Jubal“ (einer von Ernst Josephson gedichteten Hommage an den biblischen Stammvater aller Zitherspieler – beim Komponieren dachte Sibelius vielleicht an den hellen Klang der finnischen Kantele, für die er einige Stücke geschrieben hatte; auch diese sind, als Ersteinspielungen, in der Edition enthalten).