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In Rock we trust

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Neuerscheinungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Ryan Adams scheint zumindest plattentechnisch wieder in der Spur zu sein. +++ Es fällt schwer, über Noel Gallagher‘s High Flying Birds zu berichten +++ Etwas aus der Reihe mögen Flotsam and Jetsam in dieser Rubrik fallen, sind sie doch klassische US-Trash Metaler und eigentlich zu laut und zu schnell für den Rahmen der hiesigen Vorstellungen. +++ Fällt der Name Garbage im Rockgeschäft gibt es nur zwei mögliche Assoziationen +++ Bei ZZ Top Frontmann und Gitarrist Billy F Gibbons von einer Legende zu sprechen, scheint gerechtfertigt.

Ryan Adams scheint zumindest plattentechnisch wieder in der Spur zu sein. Das Album „Big Colors“, einst nicht veröffentlicht, da er sich sehr gerechtfertigten Vorwürfen emotionalen und sexuellen Missbrauchs ausgesetzt sah, wurde damals zurückgehalten. Heute ist „Big Colors“, nach dem jüngsten Album „Wednesdays“, Teil zwei einer Trilogie. Adams selbst spricht über das Album als „1980er Soundtrack zu einem Film, den es nie gab“. Recht hat er. Die Songs sind eine einzige Einladung. Zum Träumen, zum Sinnieren, zum Warten. Schon der titelgebende Opener ist so herrlich ziellos und unverbindlich, dass man darin baden möchte. Dieses Gefühl setzt sich fort. In der üblichen Tragweite, mit der uns Ryan Adams seit Jahren traktiert: Verstört über das eigene Leben bleibt man zurück. Aber immerhin mit dem Gefühl, in Ryan Adams einen Leidensgenossen zu haben. (Pax-Americana)

Es fällt schwer, über Noel Gallagher‘s High Flying Birds und deren drei CDs umfassende Werkschau „Back The Way We Came: Vol. 1 (2011–2021)“ zu berichten, ohne die Jammerei über die viel zu frühe Trennung von Oasis wenigstens erwähnt zu haben. Obwohl die Trauer bleibt, gelang es Noel Gallagher immerhin mit seinen High Flying Birds seit knapp zehn Jahren konstant solide Alben abzuliefern. Nicht alle Songs waren hitverdächtig. Dennoch bewiesen viele seiner Kompositionen sein begabtes Händchen für gute Melodien und dramatische Wendungen im Song. Davon kann man sich auf „Back The Way We Came“ überzeugen und vielleicht noch zum späten Fan der Solokarriere Noel Gallaghers werden. Gerne verbunden mit der Hoffnung, irgendwann doch noch eine Oasis Reunion zu erleben. (Sour Mash Records)

Etwas aus der Reihe mögen Flotsam and Jetsam in dieser Rubrik fallen, sind sie doch klassische US-Trash Metaler und eigentlich zu laut und zu schnell für den Rahmen der hiesigen Vorstellungen. Dennoch sei das aktuelle Album „Blood in the Water“ empfohlen. Erstens, weil es immer wieder inoffizielle Trash Metal-Liebhaber*innen gibt (außen Mozart, innen knüppelhart). Zweitens, weil bei Flotsam and Jetsam deutlich wird, woher diese Musikrichtung kommt. Letztendlich nämlich aus dem Blues und dem Hardrock. „Blood in the Water“ überzeugt durch tolle Songstrukturen (u.a. Burn The Sky, Cry For The Dead). Wer mutig ist, der sollte das Wagnis „Blood in the Water“ an sich heranlassen. (AFM Records)

Natürlich. Fällt der Name Garbage im Rockgeschäft gibt es nur zwei mögliche Assoziationen: den Song „I’m only happy when it rains“ und Butch Vig, einer der besten Produzenten der Branche (u.a. Nirvana). Bei Gargabe verdingt er sich allerdings als Schlagzeuger. Von „No Gods No Masters“ wird vorab schon einmal die Deluxe Version empfohlen. Dazu später mehr. Elf neue Songs gibt es mit „No Gods No Masters“. Und wie stets klingen die elektronischen Einwürfe der Band nach Mitschnitt aus der Stahlpresse. Es quietscht, donnert und kratzt. Irgendwann setzt Shirley Mansons Gesang ein und macht aus diesen Sounds einen extrem passablen Song. Das funktioniert auch 2021. Viele mögen behaupten, Garbage seien nicht mehr Garbage. Es fehle an Kommerz. Mag sein. Allerdings waren Garbage vorher nie Mainstream. Man hat sie dazu gemacht. Wer trotzdem die „Nummer sicher“ wählen möchte, dem sei daher die erwähnte Deluxe Version ans Herz gelegt. Coverversionen von David Bowie (Starman) oder Patti Smith (Because the Night) runden ein gelungenes Album ab. (BMG Rights Management)

Bei ZZ Top Frontmann und Gitarrist Billy F Gibbons von einer Legende zu sprechen, scheint gerechtfertigt. „Hardware“ ist sein drittes Soloalbum und enthält bis auf einen Song (Hey Baby, Que Paso) ausschließlich Eigenkompositionen. Die wiederum wurden von Matt Sorum (bekannt als Schlagzeuger von The Cult, Guns N’ Roses oder Velvet Revolver) mitgeschrieben und mitproduziert. Was soll man sagen, ohne platte Lobeshymnen zu verwenden? Grandiose Rockmusik, straßenerprobte Riffs, keine Schnörkel, nur geradeaus. Deswegen darf man Billy F Gibbons eine Legende nennen. Er nimmt sich selbst nicht wichtig, stellt seine Songs in den Vordergrund und macht das derart unprätentiös, dass man vielen Möchtegern-Rockern gerne ein paar Nachhilfestunden bei ihm spendieren möchte. (Concord Records)

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