Johan Helmich Roman: Golovinmusiken. Höör Barock; Dan Laurin, Blockflöten und Leitung. BIS +++ Benjamin Schmid: Bach: Reflected. Improvisations on J. S. Bach. Mit Georg Breinschmid (Bass), Diknu Schneeberger (Gitarre) u.a. Oehms Classics +++ Erich Kleiber, Jean Martinon – The Decca 78s. Händel, Mozart, Beethoven, Strauß, Dvorák, Tschaikowsky, Chabrier, Ravel. London Symphony Orchestra. Decca Eloquence
Johan Helmich Roman: Golovinmusiken. Höör Barock; Dan Laurin, Blockflöten und Leitung. BIS
Dass der Schwede Johan Helmich (1694–1758) ein Komponist europäischen Formats war, hatten schon frühere BIS-Produktionen mit sämtlichen Cembalo- und Flötensonaten nahegelegt. Für die zeichneten ebenfalls Anna Paradiso (Cembalo) und Dan Laurin verantwortlich, um die sich hier das vorzügliche Kammerensemble Höör Barock schart. Dieses bestreitet nun die erste Gesamtaufnahme (82 Minuten!) der so genannten Golovinmusiken, benannt nach dem russischen Gesandten in Stockholm, für den Roman 1728 ein Festbankett musikalisch umrahmen sollte. Für die 45 Einzelsätze hat er in seinem Autograph zwar keine konkreten Besetzungen angegeben, aber das hat die Fantasie des Arrangeurs und Ensembleleiters Laurin offenbar nur umso mehr beflügelt. Das schwungvolle Ergebnis voll überraschender Wendungen bewegt sich stilistisch und qualitativ auf Augenhöhe mit Händels Concerti und Telemanns Tafelmusik. [Mátyás Kiss]
Benjamin Schmid: Bach: Reflected. Improvisations on J. S. Bach. Mit Georg Breinschmid (Bass), Diknu Schneeberger (Gitarre) u.a. Oehms Classics
Bach hält’s aus – sagen die Leute gemeinhin so vor sich hin, wenn sie vom bearbeiteten Johann Sebastian Bach palavern. Und das lässt sich von Ferruccio Busoni über Robert Schumann bis zu Jacques Loussier und vor und zurück bis zum Thomas Gabriel Trio und zum Modern Jazz Quartet so sagen. In einem Zeitalter zumal, das sich aus rein kommerziellen Erwägungen das eine Violinkonzert für Kontrabass umschreiben lässt, die Klarinettensonate für Flügelhorn – oder so. Oder aus Gründen der Repertoireerweiterung. Das war nicht der Anlass für Benjamin Schmid, den sensiblen, hochvirtuosen, wundervoll facettenreich fühlenden, denkenden, spielenden Spitzengeiger mit all seinen Freunden, Bach zu reflektieren – bis hin zu den Gedankengirlanden eines Django Reinhardt. Da ist eine Scheibe entstanden, in die nicht nur einmal reingehört wird. Die findet nach der ersten Aneignung einen festen Platz ganz oben zwischen den wenigen übrig gebliebenen Lieblings-CDs. [Wolf Loeckle]
Erich Kleiber, Jean Martinon – The Decca 78s. Händel, Mozart, Beethoven, Strauß, Dvorák, Tschaikowsky, Chabrier, Ravel. London Symphony Orchestra. Decca Eloquence
Kleiber sen. wie auch Martinon erkannten für ihre musikalische Umsetzungsarbeit nachwirkende Bedeutungen durch eine stimmige Materialwiedergabe. Für eine authentische Musik-Übermittlung erforderte das nichts weniger als die skrupulöse Beachtung der grundgelegten Elemente Genauigkeit, Einfachheit und eine komplexe Metier-Offenheit im Ganzen. Zu einem überwölbenden Pathos sahen beide – für sich und ihrer Grundeinstellung nach – nie eine Veranlassung. Eigencharakteristische Intensität ergab sich bei dieser Basis-Haltung beider unüberhörbar. Das beweisen die Inhalte der CDs, für Erich Kleiber ein breit angelegtes Programm aus klassischer Wiener Sinfonik und seriöser Unterhaltungs-Literatur, für Jean Martinon – zu eindimensional-knapp vorgehalten – Beispiele aus den französischen Klangwerkstätten Chabriers und Ravels. Beider Dirigenten Transparenz-Ziel gereicht zum zustimmungsoffenen Hörvergnügen. [Hanspeter Krellmann]