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Ravi Shankar: Sukanya. Vokal- und Instrumentalsolisten, BBC Singers, London Philharmonic Orchestra, David Murphy. LPO (2 CDs)
Ravi Shankar: Sukanya. Vokal- und Instrumentalsolisten, BBC Singers, London Philharmonic Orchestra, David Murphy. LPO (2 CDs)
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unüberhörbar 2021/03

Untertitel
Francesco Venturini | Ravi Shankar | Arvo Pärt
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Arvo Pärt: Miserere. Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Österreichisches Ensemble für Neue Musik | Francesco Venturini: Concerti. La Festa Musicale | Ravi Shankar: Sukanya. Vokal- und Instrumentalsolisten, BBC Singers, London Philharmonic Orchestra, David Murphy

Francesco Venturini: Concerti. La Festa Musicale. Audite

Der italienischstämmige Venturini, mutmaßlich 1675 in Belgien geboren, wirkte 31 Jahre bis zu seinem Tod 1745 als kurfürstlicher Hofkapellmeis­ter in Hannover. Die Nachwelt weiß wenig über ihn. Dabei dürfte, seiner Beschäftigungsverpflichtung nach, die kompositorische Hinterlassenschaft reichhaltig sein. Die vorliegende CD enthält fünf Concerti des Bach-Zeitgenossen. In den formal unterschiedlich ausgeprägten Suitenbildungen verbindet sich souveräne Handwerklichkeit mit der einkomponierten Forderung einer hochvariablen solistischen Spielkultur. Werkimmanent fällt in den Stücken der virtuose Stilwechsel zwischen französischen und italienischen Formen, Manieren und Klangelementen auf, was Telemann als gemischten Geschmack bezeichnet hat. La Festa Musicale, vor fünf Jahren gegründet, erweist sich für die Wiedergabe der differenzierten, schönen und in jeder Beziehung kennenswerten Musik im Rahmen des technizistischen Gesamtanspruchs als geradezu prädestiniert. [Hanspeter Krellmann]

Ravi Shankar: Sukanya. Vokal- und Instrumentalsolisten, BBC Singers, London Philharmonic Orchestra, David Murphy. LPO (2 CDs)

Nach der erfolgreichen Uraufführung seiner einzigen Symphonie im Jahre 2010 stellte sich der 90-jährige Sitarvirtuose Ravi Shankar einer noch größeren Herausforderung: der Komposition einer abendfüllenden Oper. Das Thema lag nahe: Sukanya, der Vorname seiner Frau, der Shankar zugleich ein klingendes Denkmal setzen wollte, geht auf eine alte Legende zurück, welche die alle Hindernisse überwindende Liebe zum Thema hat. Leider konnte Shankar, der 2012 starb, sein Werk nicht mehr vollenden; darum musste sich David Murphy (der spätere Dirigent der Uraufführung, deren Mitschnitt hier vorliegt) kümmern. Was noch gefehlt hat oder welche Teile noch vollständig von Shankar stammen, darüber schweigt das Booklet – das nur verrät, dass nicht einmal ein vollständiges Libretto vorlag. Nach der klingenden Evidenz zu schließen, ist es Shankar (und Murphy) dennoch gelungen, die klassischen Musiktraditionen des Abendlandes und Nordindiens nicht bloß in eine perfekte Balance, sondern zu einer nicht für möglich gehaltenen Synthese zu bringen. [Mátyás Kiss]

Arvo Pärt: Miserere. Chor des Bayerischen Rundfunks, Münchner Rundfunkorchester, Österreichisches Ensemble für Neue Musik, Howard Arman. BR Klassik

Als „Pop-Star der Klassik-Komponisten“ wird Arvo Pärt vermarktet. Dabei vertritt er eher die Position der Stille im Kosmos der Klänge, als ein Repräsentant von Spiritualität. „Musik ist ein Freund, verständnisvoll, empathisch, vergebend, tröstend“ sagt er selbst. Das geht nicht ineins mit den Verlautbarungen des Zentralorgans des Zentralkomitees zur zentralen ästhetischen Feinsteuerung globaler westlicher Musik. Da ist die Fundamentierung schon taffer. Doch der estnische Komponist lässt sich dadurch nicht abbringen von seinen Konzepten. Schon die ersten Töne der aktuellen CD mit dem symptomatischen Titel „Miserere“ öffnen eine ungeahnte akustische Welt. Und die wundervollen Interpreten halten das durch, 71 Minuten und 54 Sekunden. Gegenwartsbezogen und authentisch. Unbedingt in den CD-Player legen und oft hören. Im diskursiven Kontakt mit den tonangebenden Theoretikern. [Wolf Loeckle]

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