Jean-Baptiste Lully: Idylle sur la Paix, Chaconne pour Madame la Princesse de Conti; Marc-Antoine Charpentier: La Fête du Rueil, La France au Roi. Boston Early Music Festival Vocal & Chamber Ensembles, Ltg. Paul O’Dette, Stephen Stubbs und Robert Mealy +++ Günter Raphael: Symphonie Nr. 1. ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Ltg. Fabian Enders
unüberhörbar 2025/07
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Jean-Baptiste Lully: Idylle sur la Paix, Chaconne pour Madame la Princesse de Conti; Marc-Antoine Charpentier: La Fête du Rueil, La France au Roi. Boston Early Music Festival Vocal & Chamber Ensembles, Ltg. Paul O’Dette, Stephen Stubbs und Robert Mealy. CPO
Die in jeder Hinsicht erfolgreiche Zusammenarbeit des Boston Early Music Festivals mit dem Label CPO setzt sich nun mit zwei Raritäten aus dem Jahre 1685 fort, denen allerdings ein ziemlich gegensätzliches Schicksal beschieden war: Während Lullys „Idylle“ nach der geglückten Premiere zahlreiche Reprisen erlebte, kam Charpentiers Partitur zu dessen Lebzeiten nicht zur Aufführung. An der Musik kann es nicht gelegen haben, denn die halbstündigen Gelegenheitsstücke zur höheren Ehre des (zeitweiligen) Friedensstifters Ludwigs XIV. begegnen sich auf Augenhöhe. Dem Ensemble und den Sänger:innen ist die innige Vertrautheit mit den stilistischen Eigenheiten des französischen Barocks jederzeit anzumerken. Die Balletteinlagen in aufwändigen Kostümierungen, die Tausenden von Kerzen, welche die prunkvollen Paläste illuminierten, sowie die kulinarischen Köstlichkeiten, von denen die zeitgenössischen Quellen berichten, müssen wir uns leider dazu denken. [Mátyás Kiss]
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Günter Raphael: Symphonie Nr. 1. ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Ltg. Fabian Enders. Prospero
Die 1926 mit 23 Jahren vollendete Erste Symphonie von Günter Raphael (1903–1960) ist tatsächlich seine Erste. Von seinen weiteren neun Instrumentalsymphonien verwarf er fünf als ungültig. Unter den fünf gültigen Beiträgen war die einst von Wilhelm Furtwängler uraufgeführte die einzig verbliebene Kataloglücke (die Symphonien Nr. 2 bis 5 sind bei CPO, teils in historischen Aufnahmen unter Celibidache, Schmidt-Isserstedt und Gielen, als Box erschienen). Die Erste, nun vom RSO Wien unter Fabian Enders eingespielt, ist ein gewaltiger Viersätzer, hier von 66 Minuten Dauer, und wird an Umfang nur von seiner späten Laotse-Chorsymphonie übertroffen. Langsamer Satz und Scherzo werden attacca gespielt. Die chromatische Harmonik knüpft an den abgeklärten späten Reger an, die kontrapunktische Meisterschaft ist glänzend, die Orchestration opulent, die Dramaturgie voll großer Gegensätze, die Form mit ihrer engmaschigen Motivik tendenziell etwas weitschweifig. Eine überfällige Repertoire-Ergänzung. [Christoph Schlüren]
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