Mieczysław Weinberg: Der Idiot. Salzburger Festspiele 2024. Inszenierung: Krzysztof Warlikowski. Musikalische Leitung: Mirga Grazinyte-Tyla. DVD bei Unitel
Mieczysław Weinberg: Der Idiot. Salzburger Festspiele 2024. Inszenierung: Krzysztof Warlikowski. Musikalische Leitung: Mirga Grazinyte-Tyla.
DVD-Tipp 2025/11
Im Leben von Mieczyslaw Weinberg (1919–1996) finden sich die meisten Entsetzlichkeiten des 20. Jahrhunderts: polnischer Jude, ein dementsprechendes Künstlerschicksal, mörderischer Nationalsozialismus, lebensbedrohlicher Stalinismus –wahrscheinlich gerettet durch die Unterstützung von Dmitri Schostakowitsch, dennoch durchgängig bis zu seinem Tod umgeben vom russischen Antisemitismus. Allen unglaublich hinterhältigen Winkelzügen und miserablen Verboten der staatskommunistischen Zensur zum Trotz komponiert Weinberg als „Ausflucht“ Zirkus- und Filmmusiken – und eine Fülle anspruchsvoller Werke.
Mieczysław Weinberg: Der Idiot. Salzburger Festspiele 2024. Inszenierung: Krzysztof Warlikowski. Musikalische Leitung: Mirga Grazinyte-Tyla.
Dennoch wird er zum „vergessensten Komponisten“ des 20. Jahrhunderts – bis zur triumphalen Wiederentdeckung seiner „Passagierin“ 2010 bei den Bregenzer Festspielen. Dem folgte 2013 die als „Entdeckung“ umjubelte, posthume Uraufführung von „Der Idiot“ in Mannheim. Die nun auf DVD festgehaltene, hochkarätige Salzburger Aufführung (Unitel-Naxos Bluray) stellt Weinbergs Werk endgültig neben „Wozzeck“, „Lulu“ oder „Soldaten“ als Mahnmal gegen Inhumanität und als Leuchtturm wahren Menschseins. Weinberg und sein kongenialer Librettist Alexander Medwedew haben Dostojewskis 800-Seiten-Roman auf vier Opernakte verdichtet. Von einem teils stummen Figuren-Kranz umgeben, führt der junge, umtriebige Lebedjew durch zehn Bilder – was dem kernigen Tenor Iurii Samoilov spielerisch zwischen Zaubern und Klavier-Trinklied locker gelingt. Der vom Titelhelden schließlich links liegen gelassenen Aglaya verleiht Xenia Puskarz Thomas berührende Sopran-Lyrismen. Dirigentin Mirga Gražinyté-Tyla macht das mit den Wiener Philharmonikern zu einem fesselnd vielfältigen Klangpanorama – so vielfarbig auch, dass ein Mehrfachhören stets weitere Feinheiten erschließt.
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