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Herb Alpert: Passion DanceAlmo / Universal UMD-80379
In den einschlägigen Jazz-Lexika kommt er gar nicht erst vor. Herb Alperts Stigma ist der Erfolg. Ende der 50er Jahre schrieb er bereits gemeinsam mit dem Versicherungsvertreter Lou Adler unter dem Pseudonym „Barbara Campell“ für den Soulsänger Sam Cooke Welthits wie „Wonderful World“ oder „Everybody Likes The Cha Cha Cha“. Sein Gespür für eingängige Melodien, wirksame Reduktion der musikalischen Mittel und einen charakteristisch opulenten Sound aus mehrfach gedoppelten Trompetenspuren machten ihn mit The Tijuana Brass international berühmt. Seine Plattenfirma A&M, die er zusammen mit dem Ex-RCA-Produzenten Jerry Moss 1962 gründete, brachte immerhin Musiker wie Joe Cocker, Carole King, die Carpenters und Police mit auf den Weg. Inzwischen ist er 62 Jahre alt und muß sich kaum mehr darum kümmern, ob Kritiker seine Kunst als Kommerz verdammen. So gibt sich „Passion Dance“, die Nummer 35 der Alben unter eigenem Namen, betont entspannt, elegant, nonchalant. Aufgenommen in Santa Monica mit einem Dutzend latinversierter Musiker aus Kuba, Puerto Rico und New York und veröffentlicht auf seinem neuen Label Almo, flirtet er mit der rhythmusbetonten Wohlgelauntheit der mittelamerikanischen Musikregion.
Hier bläst kein Underdog ums bloße Überleben in kubanischen Slums. Hier schlendert Alpert, der Musiktourist, über den Flohmarkt der flotten Rhythmus- und Harmonieideen und gestaltet seine Variante von Elevator-Jazz für Fortgeschrittene, von Samt-Salsa mit Dokumentarfilmtauglichkeit. „Passion Dance“ ist, trotz des programmatischen Titels, ein mit Ohrwürmern versetztes Kunstprodukt aus der Trickkiste des gehobenen musikalischen Entertainments, wenn auch mancher Titel wie der Opener „TKO“ der glatten Oberfläche vorsichtige Reibungspunkte entgegensetzte.