Manfred Schmitz: Mini-Tango, Deutscher Verlag für Musik DVfM 32148
Die zahlreichen Veröffentlichungen Manfred Schmitz‘, die nahezu den gesamten Rock-, Pop-, Jazz-Bereich umfassen, zeugen von Qualität und Sachverstand. Diesem Anspruch werden die vierunddreißig Tangos für zwei und vier Hände durchaus auch gerecht. Hat einen das Tangofieber erst mal fest im Griff, gesundet man nur langsam.
Klavierlehrer sollten sich nicht scheuen, diesen Sachverhalt auch im Unterricht zu testen. Der Tango mit seinen Raffinessen, unverzichtbar
präziser Artikulation, Synkopierung, Phrasierung und Betonung, eingebunden in eine meist tieffühlende Melodie ist geradezu prädestiniert für die Aneignung mehrerer spieltechnischer Fertigkeiten. Besonders in den Stücken zu vier Händen, wo zum Beispiel die Melodie unisono in mehreren Oktavbereichen durch Überkreuzspielen der Hände erklingt und dem Tango die typisch melancholische Stimmung verleiht, muss der Schüler in jeder Hinsicht „sattelfest“ sein.
Die Mühe des korrekten Übens lohnt sich allemal, denn trotz ihrer vielfältigen Verwandlungen in diesem Band gibt es bestimmte Gestaltungsmuster, die immer wiederkehren. Von Zweizeilern für Anfänger (auch zu vier Händen und immer für Partner mit gleichem Entwicklungsstand) bis hin zu anspruchsvolleren Solostücken (mit Austausch der Melodie von der Außen- zur Innenhand) gibt es Tangos pur, und das über mehrere Unterrichtsjahre hinweg.
Matthias Schwabe: Noch mehr starke Stücke, Bärenreiter BA 8143
„Starke Stücke“ (BA 8142) und jetzt noch mehr davon... Warum trifft diese Sammlung genau ins Schwarze? Sicherlich erst einmal wegen der ansprechenden Umschlaggestaltung, die die Neugier auf den Inhalt weckt. Sehr bald wird der Schüler merken, dass man Klavierspielen nicht im Vorbeifahren auf dem Skateboard lernt, sondern schon geübt werden muss.
Dies tut er dann aber gern, denn es gibt viel zu entdecken: Mozart schmiert ein Butterbrot, Bach präludiert, Griegs Kobolde wirbeln, Tschaikowskis Lerche singt, Beethoven bagatellisiert, Joplin ragtimet, Martinus Colombine tanzt und Chatschaturjan lässt Etüde spielen – alles mit einem zwinkernden Auge von Satie gesehen...
Da wird auch keine Rücksicht auf Genregrenzen genommen, denn Ger-shwin, Chick Corea, Paul Desmond oder Joe McCoy sind auch mit von der Partie. Und wer fehlt noch? Scarlatti, Händel, Schubert, Chopin, Schumann, Bartók und Schönberg und der Herausgeber Matthias Schwabe. Ein Reigen zwar bekannter, aber einfallsreich gebündelter Stücke für fortgeschrittene Schüler.
Cleopatra Valentina Perepelita: Dialog mit meinen Lieblingstieren, Chromatic Edition, ISMN M-700238-03-2
Tiere in ihren Lebensräumen zu Luft, Erde oder Wasser stehen im Mittelpunkt, befinden sich im Dialog mit dem Klavierspieler, dessen schöpferische Fähigkeiten entwickelt und das Interesse am Improvisieren geweckt werden sollen. Die Anatomie der verschiedenen Tiere (Pony, Specht, Kuckuck, Häschen, Schwan, Fisch, Esel) lässt sich sehr gut in Musik verpacken, sämtliche Tonräume kommen zum Tragen, es ergeben sich zahlreiche spieltechnische Möglichkeiten, ergänzt mit einem improvisatorischen Moment. Dabei kann der Schüler die Leertakte im Stück nach einem Ratschlag der Autorin füllen. Kinder haben einen innigen Bezug zur Tierwelt, die Umsetzung aufs Klavier dürfte da nicht schwer fallen. Die Auswahl der Tiere hätte vielleicht noch etwas spannender oder kontrastreicher ausfallen können, wenn man die überaus zahlreichen in der Klavierliteratur schon vorhandenen Tierstücke in Betracht zieht. Nicht für Anfänger, aber übersichtlich und relativ leicht spielbarer Klaviersatz.
Peter Heilbut: Just play it!, Bärenreiter BA 8757
Bevor die fünf Mini-Suiten geübt werden, sollte nicht versäumt werden, das Vorwort des Autors genau zu lesen. Es enthält präzise Anmerkungen zu den einzelnen Sätzen und Hinweise zur spieltechnischen Umsetzung. Das Lesen weckt auch die Neugier auf das, was dann kommt: kleine, kurzweilige Miniaturen, die es an Experimenten unterschiedlichster Art nicht fehlen lassen. Man kann in das Instrument hineinhören, seine Klänge mal bewusst wahrnehmen und muss auch mal mit graphischer Notation zurecht kommen. Die Suiten fügen sich zusammen aus einer Mischung von bereits im Bärenreiter-Verlag veröffentlichten Stücken Peter Heilbuts.
Jürgen Golle: Zwanzig Spielstücke für Klavier, P.J. Tonger Musikverlag Köln, 3217-1 P.J.T.
Der 1942 in Zwickau geborene Jürgen Golle studierte Komposition an der Musikhochschule Leipzig. Im besonderen Maße tritt er als Verfasser zahlreicher Stücke für die Verwendung im Musikschulbereich hervor. Die vorliegenden Spielstücke sind das Ergebnis einer über zwei Jahrzehnte andauernden Arbeit.
Dabei hatte Golle eher die Interpreten im Auge, die Klavierspielen aus Liebhaberei betreiben und ein Repertoire für sich oder einen intimen Zuhörerkreis erarbeiten möchten, also „zum besonderen Zeitvertreib“. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich dann auch in einem Rahmen, der von der Zielgruppe bewältigt werden kann. Die Stücke selbst zeugen von handwerklichem Geschick, melodischem Einfallsreichtum, Spritzigkeit, sie enthalten lyrische Elemente und beziehen zeitgenössische (nicht avantgardistische) Kompositionstechniken mit ein. Golle arbeitet kontrapunktisch, polyphon, improvisatorisch, es gibt virtuose und elegische Momente.
Eine solide Grundausbildung am Klavier sollte man schon genossen haben, wenn man diese Miniaturen üben möchte.
Mein erstes Klavierkonzert: Ludwig van Beethoven, Sonatine F-Dur, Verlag Neue Musik, NM 759
Der Verlag Neue Musik bietet in einer Bearbeitung von Walter Thomas Heyn Orchesterarrangements leichter Klavierstücke an (noch erschienen: Serenade und Rondo „alla turca“, Sonate A-Dur, KV 331). Er verfolgt damit die Absicht, Klavierschülern die Möglichkeit zu eröffnen, einmal mit einem Orchester zu musizieren. An weiterführenden Schulen oder eben auch Musikschulen gibt es meist ein Orchester. Für Klavierschüler, die nur aus einem dünn gesäten Konzertrepertoire mit zumeist nicht adäquaten Orchesterstimmen auwählen können, gestaltet sich die Idee einer praxisnahen Bearbeitung zu einer akzeptablen Alternative.
Da es sich um Stücke handelt, die ansonsten solistisch gespielt werden, bleibt der Umfang überschaubar (auch für den Hörer). Dabei orientiert sich die Solostimme am Original und auch der Orchesterpart lässt sich von einem noch unerfahrenen Orchester gut bewältigen. Für Demonstrationszwecke liegt eine CD bei. Im Lieferumfang enthalten sind Partitur und Solostimme, Aufführungsmaterial ist leihweise über den Verlag zu beziehen.