München - Der US-amerikanische Stardirigent Lorin Maazel will als zukünftiger Chef der Münchner Philharmoniker einen Schwerpunkt auf klassische Komponisten der Moderne setzen. Bei der Unterzeichnung des Vertrages für die Spielzeiten 2012 bis 2015 am Samstag im Münchner Rathaus sagte Maazel, er werde insbesondere Strawinsky, Bartók und Prokofjew dirigieren, wolle gleichzeitig aber die Klangtradition des Orchesters von Beethoven über Brahms bis Richard Strauss pflegen.
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ließ sich extra einen Füllfederhalter für seine Unterschrift reichen. «Ein Kugelschreiber wäre dem Anlass nicht angemessen», sagte er und unterzeichnete am Samstag den Vertrag, der den amerikanischen Stardirigenten Lorin Maazel für die Spielzeiten von 2012 bis 2015 zum Chef der Münchner Philharmoniker macht. Der 80-jährige Maazel kündigte bei der Vertragsunterzeichnung an, im Repertoire einen Schwerpunkt auf klassische Komponisten der Moderne wie Strawinsky, Bartók oder Prokofjew setzen zu wollen.
Philharmoniker-Intendant Paul Müller versicherte, dass dennoch die Klangtradition des Orchesters mit Werken von Beethoven über Brahms bis Richard Strauss gewahrt werde. Maazel kann sich einer breiten Zustimmung gewiss sein: Der Stadtrat hat am Mittwoch einstimmig die Berufung des Dirigenten beschlossen und der Orchestervorstand ließ am Samstag mitteilen, dass «die Begeisterung» über den Nachfolger von Generalmusikdirektor Christian Thielemann «riesengroß» sei.
Der US-Amerikaner Maazel verpflichtet sich in dem Vertrag zu insgesamt 30 Konzerten in München. Während der drei Spielzeiten wird er sich bemühen, einen jüngeren Nachfolger mit aufzubauen. Hinzu kommen internationale Tourneen. «Das Orchester hat es verdient, im Ausland bekannter zu werden», sagte Maazel nach der Vertragsunterzeichnung.
Der Dirigent präsentierte sich am Samstag erholt und guter Dinge. Nach der siebten Saison als Musikdirektor des New York Philharmonic, die er vor wenigen Monaten beendet hat, habe er sich eigentlich auf seine Kompositionen konzentrieren und seinen Enkelkindern widmen wollen. Nun freue er sich aber sehr, zumal er eine gute Verbindung zum Münchner Publikum habe. Maazel war von 1993 bis 2002 Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. «München ist eine zweite Heimat geworden und ich werde mein Bestes tun, um die Hoffnungen zu erfüllen», sagte Maazel in fließendem Deutsch.
Gut gelaunt ging er auf die Bedenken ein, die im Vorfeld in einigen Feuilletons wegen seines Alters geäußert wurden: «Nach dem Angebot habe ich gefragt: Bin ich euch nicht zu alt? Habt ihr keine Angst, dass ich im Laufe des Vertrags krepiere? Scheinbar hat das aber niemanden gestört.»
Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) betonte bereits im Vorfeld, dass er das hohe Alter des Dirigenten eher als Vorteil begreife. Bei seinen jüngsten Konzerten habe Maazel bewiesen, «dass er äußerst vital ist und auf höchstem musikalischen Niveau dirigieren kann, trotz oder vielleicht gerade wegen seines Alters.»
Ude begegnete am Samstag den Gerüchten um die angeblich hohen Kosten, die das Engagement des 80-Jährigen für die Stadt verursachen würde. Maazel gilt als einer der renommiertesten, aber auch teuersten Dirigenten der Welt. Der Oberbürgermeister betonte, entgegen anders lautender Schlagzeilen werde das Budget der Münchner Philharmoniker nicht ausgeweitet. «Es bewegt sich alles innerhalb des bisherigen Kostenrahmens», sagte der Oberbürgermeister.
Mit der Unterzeichnung findet ein monatelanger Streit zwischen der Stadt und Generalmusikdirektor Christian Thielemann ein Ende. Hauptaspekt war eine vom Orchester gewünschte Vertragsklausel, das Letztentscheidungsrecht über Gastdirigenten und deren Programme auf Philharmoniker-Intendant Müller zu übertragen. Da keine Einigung erreicht werden konnte, wird Thielemann zur Sächsischen Staatskapelle Dresden wechseln.
Das Problem der Gastdirigenten betrachtet Maazel hingegen als gelöst: «Die Entscheidungen fällt der Intendant. Allerdings hat er den Wunsch geäußert, ab und zu Rat von mir einzuholen.»