Seit 1967 bietet die Stadt Marl hochbegabten Musiker*innen, die beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert ihr großes künstlerisches Talent unter Beweis gestellt haben, die Möglichkeit, vor einem aufgeschlossenen Konzertpublikum aufzutreten. Jenseits des vorhandenen hohen Ausbildungsniveaus beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert geht es vor allem um die Fähigkeit, auf der Bühne vor einem großen Live-Publikum eine ausdrucksstarke Präsenz zu zeigen. Dies ist auch unser Auswahlkriterium für eine Einladung zum Marler Debüt. Gefragt ist die besondere künstlerische Persönlichkeit mit ihren inter- und intrapersonalen Kompetenzen. Das Publikum bei den Konzerten im Theater der Stadt Marl ist bereit, sich auf den ersten „großen“ öffentlichen Auftritt einzulassen.
Förderungen nach dem Bundeswettbewerb
Für die zukünftige klassische Musikelite sind prägende musikalische Erfahrungen von unschätzbarem Wert. Ob als Solist*in mit einem Profiorchester oder kammermusikalisch in einem Ensemble – das Marler Debüt bietet jungen Talenten die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die Erfahrungen mit den Preisträgern*innen des Marler Debüt sind seit Bestehen der Konzertreihe äußerst positiv. Viele der jungen Musiker*innen haben bereits beeindruckende Karrieren gestartet und sind heute auf internationalen Bühnen erfolgreich, etwa die Klarinettistin Sabine Meyer, die als Schirmherrin der Reihe fungiert. Die enge Verbindung zwischen dem Wettbewerb Jugend musiziert und dem Marler Debüt trägt auch dazu bei, die musikalische Breitenarbeit, insbesondere an Musikschulen, bekannt zu machen.
Das Marler Debüt findet zweimal im Jahr statt, einmal als Kammermusikkonzert und einmal als Orchesterkonzert. Nach der Auflösung des Orchesters Phiharmonia Hungarica konnte mit den Bergischen Symphonikern ein hochmotiviertes Orchester gewonnen werden, das sich gerne an der Aus- und Weiterbildung der nächsten künstlerischen Generationen beteiligt. Das Marler Debüt wird großzügig von der Kluth-Stiftung und der Engels-Stiftung unterstützt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kindern und Jugendlichen Kultur näherzubringen und Begabungen zu fördern.
„Als ehemaliges Mitglied des Bundesjugendorchesters und selbst erfahrene Geigerin bei Jugend musiziert bin ich dankbar für die mir übertragene Verantwortung, das Marler Debüt in die Zukunft zu führen. Die Teilnahme am Wettbewerb Jugend musiziert und die Tourneen mit dem Bundesjugendorchester haben mein eigenes musikalisches Leben geprägt und bereichert. Diese außergewöhnlichen Erfahrungen möchte ich an die Jugendlichen weitergeben und ihnen durch ihr erstes Debüt den Anstoß für eine weitere professionelle Karriere ermöglichen.“, beschreibt Evelyn Fürst-Heck, die Konzertreferentin der Stadt Marl, ihre Begeisterung für diese Konzertreihe.
„Meisterschüler – Meister“
Die Sparkassen-Finanzgruppe ist seit vielen Jahren der größte nichtstaatliche Kulturförderer Deutschlands. Sie engagiert sich insbesondere für die Nachwuchsförderung. Seit über 60 Jahren unterstützt sie Jugend musiziert, den renommiertesten Nachwuchswettbewerb für klassische Musik in Deutschland. Ziel dabei ist es, junge Menschen zum Musizieren anzuregen, Begabungen zu entdecken und zu fördern. Zahlreiche Karrieren von Preisträgerinnen und Preisträgern – wie etwa die der Pianistin Alice Sara Ott oder der Geigerin Anne-Sophie Mutter – zeigen, dass der Wettbewerb zum Sprungbrett für internationale Karrieren werden kann.
2009 ist in Kooperation des Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival die Konzertreihe „Meisterschüler – Meister“ entstanden, bei der international renommierte Klassik-Stars wie der Oboist Albrecht Mayer, der Klarinettist David Orlowsky oder der Mandolinist Avi Avital und viele andere renommierte Künstler*innen mit Bundespreisträger*innen Jugend musiziert gemeinsam auf der Bühne stehen. Junge Talente feilen mit renommierten Musikerpersönlichkeiten an Technik, Virtuosität sowie persönlichem Ausdruck und präsentieren das erarbeitete Programm im Rahmen des Festivals gemeinsam auf großer Bühne. Eine Erfolgsgeschichte mit Strahlkraft, denn auch das Rheingau Musik Festival und das Mozartfest Würzburg haben das Format übernommen. Zudem lädt die Sparkasse jedes Jahr junge Musikerinnen und Musiker zu Akademien und Meisterklassen mit Jan Vogler und Daniel Hope auf Schloss Neuhardenberg in Brandenburg ein.
„Meisterschüler – Meister“ beim Schleswig-Holstein Musik Festival 2024
Beim SHMF 2024 probt und spielt der New Yorker Pianist und Komponist Uri Caine als „Meister“ mit den „Meisterschüler*innen“ Marko Trivunovic (Akkordeon) und dem Elaia Quartett, bestehend aus Iris Günther (Violine), Leonie Flaksman (Violine), Francesca Rivinius (Viola) und Karolin Spegg (Violoncello). Als Mentor und inspirierender Lehrer gibt Uri Caine sein Wissen und Können an die nächste Generation hochtalentierter junger Musikerinnen und Musiker weiter. (24.7.2024, 19.30 Uhr, Schleswig, Schloss Gottorf, Reithalle: Wagner im Caféhaus)
„Meisterschüler – Meister“ beim Mozartfest Würzburg
Beim Mozartfest Würzburg hat die Reihe „Meisterschüler – Meister“ bereits zum vierten Mal ein Podium. Die jungen Musiker*innen haben zudem die Möglichkeit am MozartLabor teilzunehmen. Die Intendantin Evelyn Meining erläutert die Beweggründe und die Motivation: „Jeder Festivalgedanke wäre sinnlos ohne junge Künstler. Von jeher gehört der Nachwuchs zum Programm des Mozartfestes. Wir setzen dabei weniger auf große internationale Wettbewerbe, sondern gezielt auf Talente aus eigenen Förderstrukturen. Jugend musiziert unter dem Dach des Deutschen Musikrats ist eine vorbildliche und verdienstvolle Initiative, mit der wir sehr erfolgreich zusammenarbeiten. Hier setzt die Förderung früh an und wird kreativ mit dem Projekt ‚Meisterschüler – Meister‘ in die Konzertöffentlichkeit gebracht. Umso mehr durch bildungspolitische Defizite die musische und kulturelle Basis in unserer Gesellschaft verkümmert, Stichwort Schulmusik, desto unverzichtbarer ist es, dass auch wir als Veranstalter dem Nachwuchs attraktive Podien bieten. Speziell im MozartLabor erfahren die jungen Musiker weit über das Instrumentale hinaus, was es heißt, Musik zum Beruf zu machen. Renommierte Künstler stellen sich dafür genauso leidenschaftlich zur Verfügung wie es eine Freude für das Publikum ist, die Stars von morgen bei ihren Anfängen zu erleben. Wie eh und je bedarf es der Meister, die der nächsten Generation Vorbild für Exzellenz und menschliche Größe sind. Und im Konzertalltag ist es immer wieder erfrischend, Neues, Überraschendes zu hören. Denn ‚jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …‘.“
In diesem Jahr trifft in der Reihe „Meisterschüler – Meister“ der Bratschist Nils Mönkemeyer auf das Antonin Quartett, bestehend aus Anton Carus und Anton Gmelin (Violine), Konrad Gmelin (Viola) und Viktor Gmelin (Violoncello). Erst seit zwei Jahren sind die vier jungen Streicher im Quartett vereint, haben aber bereits 2023 beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert einen ersten Preis mit Höchstwertung erspielt. (09.06.2024, 11.00 Uhr, Würzburg, Burkardushaus)
„Der Förderpreis der Sparkassen-Finanzgruppe“ beim Schleswig-Holstein
Musik Festival
Herausragende Teilnehmer*innen des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert, in diesem Jahr aus der Kategorie Bläser solo, werden von der Stiftung Schleswig-Holstein Musik Festival eingeladen, in der Reihe „Musikfeste auf dem Lande“ des Schleswig-Holstein Musik Festival zu konzertieren. In diesem Rahmen wird der Förderpreis der Sparkassen-Finanzgruppe in Höhe von 5.000 Euro verliehen, der als monatliches Stipendium ausgezahlt wird. Darüber hinaus stiftet die Sparkassen-Finanzgruppe einen Publikumspreis in Höhe von 500 Euro.
Hannah Bregler, Leitung Programmentwicklung Stiftung Schleswig-Holstein Musik Festival, gibt uns nähere Auskunft zu dem Sonderpreis:
Deutscher Musikrat: Wann wurde der Sonderpreis der Stiftung SHMF ins Leben gerufen?
Hannah Bregler: Der Förderpreis der Sparkassen-Finanzgruppe ist seit 2004 fester Bestandteil der Musikfeste auf dem Lande. Jedes Jahr werden herausragende Bundespreisträger*innen eingeladen, die durch ihre einzigartigen künstlerischen Fähigkeiten herausstechen und die Jury auf eine besondere Art überzeugt haben.
DMR: Wie läuft die Preisvergabe ab?
Bregler: Drei Preisträger*innen spielen im Rahmen der Musikfeste auf dem Lande um den Förderpreis. Nachdem alle ihr Programm vorgetragen haben, berät sich die Jury und wählt eine*n Preisträger*in aus. Währenddessen hat das Publikum die Möglichkeit, für seinen Lieblingskandidaten oder seine Lieblingskandidatin zu stimmen, der beziehungsweise die am Schluss den Publikumspreis überreicht bekommt. Teil des Preises ist es, im nächsten Jahr für einen weiteren Auftritt beim Musikfest auf dem Lande eingeladen zu werden.
DMR: Welche Erfahrungen machen Sie mit den Bundpreisträger*innen?
Bregler: Die jungen Musiker*innen spielen alle auf einem wahnsinnig hohen Niveau, das ist sehr beeindruckend. Und dennoch sind sie alle verschiedene Persönlichkeiten und dadurch ist es immer spannend, wie sie auf der Bühne im Wettbewerb ihr Bestes geben.
DMR: Inwiefern profitieren die jungen Musiker*innen von der Mitwirkung beim SHMF?
Bregler: Beim SHMF erhalten sie die Möglichkeit, vor einem großen Publikum zu spielen, sodass das Auftreten weniger einen Wettbewerbscharakter als eine Konzertatmosphäre hat. So sammeln sie wichtige Erfahrungen, auf einer großen Bühne zu stehen und ein Publikum für sich zu gewinnen.
Die Nachwuchsförderung ist seit der Gründung des SHMF eine wichtige Säule des Festivals. Bereits 1987 hat Leonard Bernstein das Festivalorchestra ins Leben gerufen, bei dem jeden Sommer mehr als 100 junge Musiker*innen aus der ganzen Welt nach Schleswig-Holstein kommen, um gemeinsam zu musizieren und wichtige Erfahrungen für ihre Musikerlaufbahn sammeln. Daneben gibt es Meisterkurse, Workshops für Kinder, Jugendliche und Amateurmusiker*innen, sowie zahlreiche pädagogische Angebote von Familienkonzerten über Schulworkshops bis zu regelmäßigem Singen an Grundschulen. Die musikalische Nachwuchsförderung ist eine Herzenssache des Festivals und wird stetig weiter ausgebaut.
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