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Eine Gruppe Erwachsener und einzelner jugendlicher in schicker Abendrobe in einem Schlosssaal mit Parkett und Jugend-musiziert Aufsteller.

Emily Böning war auch beim Empfang für die Bundesjugendministerin Karin Prien dabei. Von links: Irene Schwalb, Matthias Nocke, BW-Teilnehmerin Laila Zayed, Stefan Piendl, Uwe Schneidewind, Bundesjugendministerin Karin Prien, Martin Maria Krüger, BW-Teilnehmerin Marielena Riek, BW-Teilnehmerin Emily Böning, Helge Lindh und Raphael Amend. Foto: Oliver Borchert

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Musik verbindet, auch unter Gleichgesinnten

Untertitel
Mein Jugend musiziert Jahr 2025 – eine Reportage von Emily Böning
Vorspann / Teaser

Die 17-jährige Gitarristin Emily Böning aus Wuppertal hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal bei einem Bundeswettbewerb Jugend musiziert teilgenommen. In diesem Jahr war sie aber nicht nur als Musikerin dabei, sondern auch als Wuppertaler Teilnehmerin bei Pressegesprächen, Empfängen und Fernsehbeiträgen. Zudem hat sie das Wettbewerbsteam bei der Organisation unterstützt und freute sich, die jungen Musiker:innen in ihrer Heimatstadt empfangen zu können und ihnen die schönsten Orte der Stadt zu zeigen. Wir, der Deutsche Musikrat, haben Emily Böning gebeten, einmal den Ablauf und ihre Erlebnisse während eines ganzen Wettbewerbsjahres zu erzählen. So können interessierte Musikerinnen und Musiker sich ein besseres Bild davon machen, was sie erwartet, wenn sie sich bis zum 15. November zu Jugend musiziert anmelden.

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Jetzt ist es so weit! Wir sitzen zu viert auf der Bühne des Gymnasiums Sedanstraße, der Saal ist fast voll. Da wir in Wuppertal spielen, haben wir unsere Familien und Freunde eingeladen. Ich bin aufgeregt, aber Johannes gibt uns den Einsatz und das Wertungsspiel beginnt, auf das wir uns lange vorbereitet haben.

Jugend musiziert ist mehr als ein Wettbewerb. Diesmal bin ich nicht alleine, sondern Teil eines Gitarrenquartetts. Musik verbindet, vor allem unter Gleichgesinnten. Der Wettbewerb bringt nicht nur Bewertungen, sondern auch neue Bekanntschaften und Erlebnisse. Ich möchte meine Reise und das einzigartige Gefühl von Jugend musiziert teilen.

Seit Herbst 2024 haben wir uns als Quartett vorbereitet. Der Regionalwettbewerb war im Januar, aber zuvor fanden Warmlaufkonzerte statt. Diese Konzerte helfen, sich an die Bühne zu gewöhnen, auch wenn sie anders sind als das Wertungsspiel. Für mich war es 2025 bereits das fünfte Mal bei Jugend musiziert. Ich erinnere mich noch gut an 2018, als ich erstmals teilnahm. Mit 10 Jahren stand ich das erste Mal auf einer Bühne, unterstützt von Familie und Lehrern. Diese Momente sind mir immer noch sehr wichtig, weil sie mich geprägt haben. Die Aufregung und die Freude ändern sich nie, aber ich bin selbstsicherer geworden und darauf stolz.

Zu Beginn des Jahres nahmen wir am Internationalen Bergischen Gitarrenfestival teil. Eine Woche lang probten wir intensiv mit erfahrenen Dozenten wie Sören Alexander Golz und Liying Zhu. Aber das Festival war mehr als nur Üben. Es ging auch um Inspiration und Motivation, und als Quartett wuchsen wir weiter zusammen. Bei solchen Events wird schnell klar, wie Musik verbindet, egal ob man sich kennt oder nicht. Auch bei Jugend musiziert entsteht Gemeinschaft, ob beim gemeinsamen Essen oder beim Ausleihen von Instrumenten. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar. Neben dem Festival haben wir in Wuppertal an der Bergischen Musikschule mit unseren Lehrerinnen Corinna Schäfer und Fani Papadopoulou geübt. Ihre Unterstützung war für uns unverzichtbar. Nach dem Regionalwettbewerb, bei dem wir mit 24 Punkten weiterkamen, starteten wir voller Motivation in die nächste Probenphase. Natürlich gab es kleinere Meinungsverschiedenheiten, aber das ist normal. Wichtig war, dass wir uns aufeinander verlassen konnten. Musik macht am meisten Spaß, wenn positive Gefühle im Vordergrund stehen und nicht das „Gewinnen“.

Jugend musiziert verfolgt ein einzigartiges Konzept: Jede:r Teilnehmer:in erhält eine Urkunde, und es gibt keine Medaillen oder Rivalitäten. Alle verfolgen das gleiche Ziel: gemeinsam Musik zu machen, Spaß zu haben und Erfahrungen zu sammeln. Mit 25 Punkten im Landeswettbewerb steuerten wir auf den Bundeswettbewerb in Wuppertal zu. Wir verbrachten dort eine intensive Zeit an der Landesmusikakademie NRW in Heek. Es war faszinierend, mit Musizierenden verschiedenster Instrumente zusammen zu arbeiten und die Vorfreude auf den Wettbewerb zu teilen.

Als Vertreterin der Jugend musiziert-Teilnehmer:innen aus Wuppertal durfte ich viele Veranstaltungen begleiten, darunter die Eröffnungsfeier des Bundeswettbewerbs im Sparkassen-Turm in Wuppertal. Dort konnte ich meine Erfahrungen im Pressegespräch teilen und den jüngeren Teilnehmer:innen Mut machen. Ein besonderes Highlight war ein Fernsehbeitrag des WDR, bei dem ich zum ersten Mal vor der Kamera stand. Es war aufregend, aber auch eine tolle Erfahrung.

Während des Wettbewerbs war ich nicht nur als Musikerin, sondern auch als Teil des Organisationsteams dabei. So konnte ich den Ablauf beobachten und mit den anderen Teilnehmer:innen und deren Eltern sprechen. Das hat mir viel Freude bereitet, denn es zeigt, wie sehr sich alle gegenseitig unterstützen.

Unser Wertungsspiel war ein Erfolg. Mit erneut 25 Punkten verließen wir den Jury-Raum. Doch der Höhepunkt kam noch: Ich hatte die Ehre, als Wuppertaler Preisträgerin bei den Empfängen der Preisträger:innenkonzerte in der Historischen Stadthalle dabei sein zu dürfen. Ich lernte neben vielen wichtigen Akteuren bei und rund um Jugend musiziert auch Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft NRW, die Bundesjugendministerin Karin Prien sowie Thelke Fiebrandt vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V. kennen. Es fühlte sich für mich sehr besonders an, bei den Menschen zu stehen, die mich und all die jungen Talente fördern, mit uns mitfiebern und eine wichtige Rolle hinter den Kulissen unserer musikalischen Reise spielen. In einem der drei Konzerte spielte Kilian Pommée aus meinem Quartett mit seinem Bruder Valentin eines ihrer Duo-Stücke und die Atmosphäre war unglaublich. Den Brüdern wurde bei diesem Konzert der Sparkassen-Sonderpreis für besonders förderungswürdige Leistungen eines Familienensembles verliehen. 

Der letzte Auftritt von uns war das Preisträger:innenkonzert in der Kölner Philharmonie. Auf dieser Bühne zu spielen war ein Traum. Nach unserem Auftritt führte ich ein Live-Interview, was mir trotz der Aufregung gut gelang. Auch dort traf ich viele Musizierende wieder, die ich bei den Wettbewerben schon kennengelernt hatte. Zu guter Letzt wurden wir als Quartett ins Rathaus Barmen eingeladen, wo uns der damalige Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und der Stadtdirektor Matthias Nocke zu unseren Erfolgen gratulierten. Uns wurde zudem noch der Sonderpreis des Bundes Deutscher Zupfmusiker e.V. verliehen, was ein wunderschöner Abschluss war. Jetzt blicke ich auf ein aufregendes halbes Jahr zurück. 

Als nächstes stehen Soloprojekte an, aber auch unser Quartett bleibt bestehen. Freundschaften haben sich vertieft und die Musik begleitet mich weiterhin in meinem Alltag. Eines ist mir dabei immer wieder aufgefallen: Wir sind nie allein. Ob in Momenten der Freude, Angst oder Enttäuschung, es gibt immer Menschen, die ähnliche Gefühle teilen. Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und füreinander da sind. Musik ist so ausdrucksstark und vermittelt viele Gefühle. Das hat mich auch dazu bewegt, eigene Musik zu schreiben.

Gerade in Zeiten wie diesen war Jugend musiziert eine großartige Möglichkeit, in eine andere Welt einzutauchen und gleichzeitig so viel Neues zu lernen. Ich bin dankbar, dass ich all diese Erfahrungen machen konnte und kann eine solche musikalische aufregende Reise jedem ans Herz legen.

Die ausführliche Reportage ist direkt beim Deutschen Musikrat veröffentlicht.

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