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Ist es der Gesellschaft das wirklich wert?

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Podiumsgespräch zum Thema „Quo vadis Musikschule“ am 5. Mai 2017
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Zwei Teller prangten auf der Leinwand, ein großer, ein kleiner. Sie symbolisierten, was in vielen Branchen herrscht: Die Einkommens-Schere zwischen Festangestellten und Freien. Bei dem Podiumsgespräch der Zukunftswerkstatt Kreuzviertel e. V. ging es konkret um die Lehrkräfte der Musikschulen – eine wichtige Diskussion, die auch als Mitschnitt auf der Internetseite der Zukunftswerkstatt veröffentlicht wird.

Die Kontrahenten saßen einander gegenüber: links die Politik, rechts die Musiker-Lobby. High Noon im Stein-Gymnasium? Nein, dafür waren sich alle im Grundsatz zu einig, dass Musikerziehung ein zu hohes Gut ist, um sie der Sparwut zu opfern. „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit!“, wurde Ex-Innenminister Otto Schily zitiert.

Auf politischer Seite diskutierten aus Münster: Robert von Olberg (SPD-Bundestagskandidat), Ruprecht Polenz (ehemaliger Generalsekretär der CDU), Christoph Kattentidt (Landtagskandidat der Grünen) sowie Ingola Stefanie Schmitz (Kulturpolitische Sprecherin der FDP im Landtag). Auf der anderen Seite: Cornelia Sokoll (Vorsitzende des Landesverbandes NRW „Deutscher Tonkünstlerverband“), Volker Gerland (vom Bundesvorstand des Verbandes deutscher Musikschulen), Petra Stalz (Bundesvorstand der Fachgruppe Musik der Gewerkschaft ver.di) sowie Christoph Berndt als Sprecher der Honorarkräfte an der Westfälischen Schule für Musik. Die Moderation hatte Ulrich Coppel, Musikpädagoge und Journalist. Als Gast wies der renommierte Arbeitsrechtler Dirk Vogelsang darauf hin, dass die Lösung keine juristische, sondern nur eine politische sein könne.

Über den Wert der Musik war die Politik voll des Lobes: Ruprecht Polenz verwies auf ihre kommunikative Wirkung, zum Beispiel bei Zuwanderern, die nicht Deutsch können: „Musik ist Sprache, die jeder versteht.“ Robert von Olberg erzählte von seiner Zeit als Trompeten-Eleve und Bigband-Mitglied. Christoph Kattentidt betonte, man setze sich für alle prekär Beschäftigten ein, etwa auch Erzieherinnen. Konsens war, dass die Politik in der Verantwortung steht. „Das höre ich seit 27 Jahren!“, entgegnete Petra Stalz von ver.di. Sie sei der Ansicht, dass die Kommunen Tarifflucht begingen. In dieselbe Kerbe schlug Cornelia Sokoll: Das vermehrte Setzen auf Freie belaste die Künstlersozialkasse über Gebühr. Andererseits, so Volker Gerland, setzten manche Musikschulen zu 100 Prozent auf Angestellte. Würden indes alle so verfahren, müssten viele Kommunen ihre Musikschulen schließen. Letztlich hinge alles am Geld. „Ist es der Gesellschaft das wirklich wert?“

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