Bayreuth. Es hätte ein Fest für Helmut Bieler werden sollen. 2019, ein Jahr vor seinem 80. Geburtstag, ging er von uns. Sein langjähriger Wegbegleiter Dr. Wolfram Graf hatte eine Retrospektive mit sieben Veranstaltungstagen im März geplant, doch es konnte – vorerst – nur die Vernissage einer Ausstellung über den Komponisten, Pianisten und Pädagogen in den Räumlichkeiten der Firma Steingraeber stattfinden. Trotz der beginnenden Corona-Beschränkungen fanden sich einige treue Fans der Konzertreihe und des ehemaligen Leiters zu dem rundum gelungenen Abend ein. Die weiteren Konzerte sollen nachgeholt werden, sobald die Umstände es wieder zulassen.
Es kann nicht genug betont werden, welch prägende Wirkung die Arbeit Bielers in über 30 Jahren für die zeitgenössische Musik auslöste. Zusammen mit hochqualifizierten Musikern aus der Bundesrepublik und dem künstlerischen Ausland wuchs eine Zuhörerschaft heran, die sich jedes Jahr in Bayreuth traf, um die vielen Facetten der zeitgenössischen Musik zu erleben. Schwerpunktmäßig wurden dabei stets auch Musiker und Komponisten aus der fränkischen Region einbezogen, was ihm ein besonderes Anliegen war, ebenso wie die Förderung junger Komponisten.
Im Verbund mit dem unermüdlich engagierten Mentor und Mäzen der Reihe, Udo Schmidt-Steingraeber und seinen Mitarbeitern, gestalteten die Dramaturgin Susanne Bieler und Ihr Bruder, der Regisseur Achim Bieler, den Nordsaal der Firma Steingraeber & Söhne mit aufwendig gestalteten, großen Plakatwänden zu Leben und Schaffen ihres Vaters. Für alle anwesenden Angehörigen, Freunde und Kollegen des Komponisten gab es emotionale Momente, als sein Sohn einen Film vorstellte, in welchem der Vater selber sprach und viele Erinnerungen an die gemeinsamen Jahrzehnte aufleuchteten.
Neben persönlichen Redebeiträgen von den engen Freunden des Verstorbenen Udo Schmidt-Steingraeber, Christoph Krückl und Hans Schmidt-Mannheim gab es natürlich auch Musik aus dessen Feder zu hören. Hier war besonders bedeutsam, dass es gelungen war, für den Abend die Widmungsträger der jeweiligen Kompositionen zu gewinnen. Der Nürnberger Hornist Wilfried Krüger spielte ein ihm dediziertes Solostück und erzählte noch Anekdotisches von den ersten gemeinsamen Auftritten mit Bieler. Fürs Wagner-Jahr 2013 hatte dieser dem Duo Martin Seel und Wolfram Graf ein Flötenstück „Erinnerungen“ mit Wagner-Zitaten komponiert – einen passenderen Titel hätte man für den Abend nicht finden können. Außerdem musizierten die Sängerin Rebecca Broberg, Tatjana Hubert am Cello und nochmal Dr. Graf am Klavier hochkarätig ein äußerst eindrucksvolles Triowerk „In memoriam Walküre“ auf Texte unter anderem von Jean Paul, dem Bayreuther Dichter, den Helmut Bieler so sehr geschätzt hatte.
Die großartige Zusammenstellung von Bild, Sprache und Musik von, über und zu dem Bayreuther Komponisten ließ Vorfreude und Hoffnung aufkommen auf die nachzuholenden Konzerte, die in noch größerem Umfang Bielers Kammermusik, seine Klavierwerke, aber auch Filmmusik zum Klingen bringen werden. Vielleicht wird es möglich sein, die Ausstellungsstücke dann noch einmal zu zeigen, wenigstens für kurze Zeit – eben für die Zeit für Neue Musik in Bayreuth.