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Gleich zwei Fachvorträge rundeten die Tagung des Bundesfachausschusses Freie/Private Musikschulen im DTKV in Mainz ab: zum einen gab Ruth-Iris Frey-Samlowski eine Einführung zum Thema Musikermedizin an Musikschulen und zum anderen referierte Marjolein Kok über die praktische Umsetzung von Musiktherapie an Musikschulen.
Gleich zwei Fachvorträge rundeten die Tagung des Bundesfachausschusses Freie/Private Musikschulen im DTKV in Mainz ab: zum einen gab Ruth-Iris Frey-Samlowski eine Einführung zum Thema Musikermedizin an Musikschulen und zum anderen referierte Marjolein Kok über die praktische Umsetzung von Musiktherapie an Musikschulen. Die Leiterin der Fachgruppe für Musiktherapie an der städtischen Musikschule Mannheim berichtete über ihre eigene Ausbildung und die sehr gestreuten Ausbildungsmöglichkeiten – von autodidaktischem Lernen über private Institute bis hin zu Musikhochschul- und Universitätsausbildung. Obwohl die Musiktherapie der Psychologie oder der Medizin zugeordnet ist und im Gesundheitsbereich sehr angesehen und gefragt ist, fehlt ihr bis heute die Qualifizierung zu einer in der Heilkunde offiziell anerkannten Therapie. Musiktherapie untersucht die Funktion und Auswirkung von Musik auf menschliche Verhaltens- und Reaktionsweisen hin, um die Erkenntnisse in Diagnose und Behandlung einzusetzen. Handlungsaktivierende Musiktherapie ist so ein pädagogischer Ansatz, dessen Zielsetzung sich an der Krankheitslehre orientiert. Mit ihrer Hilfe lässt sich, individuell angewandt, realitätsbezogenes Verhaltensrepertoire reparieren, kompensieren oder auch entwickeln. Mit zwei Videobeiträgen aus ihrer Arbeit verdeutlichte Marjolein Kok Möglichkeiten der Umsetzung. Sie erklärte, dass ihre an die Musikschule angegliederte Arbeit für diese eine wichtige Ergänzung darstelle. Allerdings bleibt anzumerken, dass dies nur dann zum Erfolg führt, wenn die Musikschulen sich ernsthaft mit den Inhalten von Musiktherapie, dem Bedarf vor Ort und den Möglichkeiten dieses Fachs auseinander setzen. Selbstverständlich dürfen nur Absolventen des Studiengangs Musiktherapie zum Einsatz kommen und deren Tätigkeit ist in das jeweilige Musikschulkonzept zu integrieren. In ihrem Vortrag „Musikermedizin – brauchen wir das an Musikschulen?“ gab Ruth-Iris Frey-Samlowski Begründungen für eine unumgängliche Berücksichtigung dieser Thematik im Musikschulalltag nach dem Motto: Gesund musizieren auch noch übermorgen – das liegt in der Verantwortung eines jeden Musikpädagogen! Der klaren Definition von und Begründung für Musikermedizin folgte ein kurzer geschichtlicher Überblick mit dem Stand der Musikermedizin heute, angefangen bei der Rolle der Musikermedizin im Curriculum der musikpädagogischen Ausbildung an Musikhochschulen über die Frage nach qualifizierter Fortbildung bis hin zur Hilfe bei spezifischen Problemen. Hierzu gab Ruth-Iris Frey-Samlowski viele hilfreiche Hinweise, wichtige Adressen, Internet-Links und wesentliche Literatur zur Einführung, Vertiefung und Aktualisierung. Symptome, Anamnese, Diagnose, Therapie, vor allem aber der Präventionsgedanke wurden sodann erläutert und anhand einer ausführlichen Beispielsammlung für mögliche Prävention in der täglichen Arbeit, auch mit Therapieangeboten als Prävention (hier sind etwa Alexandertechnik, Feldenkrais, Balance-Therapie, nicht aber Musiktherapie im Sinne des Vortrags von Marjolein Kok gemeint), diskutiert. Der Schlüssel zur Vorbeugung oder Verhinderung von Berufskrankheiten liegt nach Ansicht der Referentin eindeutig in der Hand der Anfangspädagogik, und freie/private Musikschulen können durch Aus- und Weiterbildung ihrer Lehrkräfte im musikermedizinischen Bereich, durch besondere Berücksichtigung des Präventionsgedankens, durch spezielle Angebote von Therapien und durch bestqualifizierte Pädagogen im Anfangsunterricht hier einen besonderen Beitrag leisten.