Vom 13. bis 15. März trafen sich über 300 Teilnehmende sowie fast 50 Referentinnen und Referenten an der Hochschule für Musik und Theater in München zur schulmusikalischen Biennale des VBS – einer seit über 40 Jahren etablierten Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen dabei zentrale Fragen wie: Warum brauchen Menschen Musik? – Wie verändern sich musikalische und musikbezogene Praktiken im digitalen Zeitalter? – Welche Relevanz kann schulischer Musikunterricht im 21. Jahrhundert beanspruchen?
Musik – wozu?
Die Tage der bayerischen Schulmusik wurden in gewohnter Form am ersten Tag durch eine Festveranstaltung im großen Konzertsaal der Hochschule eröffnet. Nach der Begrüßung durch die VBS-Vorsitzende Prof. Dr. Gabriele Puffer folgte ein Grußwort von Prof. Lydia Grün, Präsidentin der Hochschule. Darin nahm diese das Tagungsthema auf und betonte, dass die Schulmusik nicht auf alle gesellschaftlichen Veränderungen unmittelbar reagieren müsse. Wohl aber solle sie diese aufmerksam wahrnehmen und erforschen, inwiefern eine Auseinandersetzung damit möglich und sinnvoll sei. Darin, so Grün, liege die Chance, musikalische Bildung dauerhaft gesellschaftlich relevant zu halten.
Festvortrag Prof. Altenmüller

Prof. Dr. Eckart Altenmüller hielt den Festvortrag. Foto: Ehrich
Für den anschließenden Festvortrag war es dem VBS gelungen, den renommierten Musikpsychologen Prof. Dr. Eckart Altenmüller zu gewinnen. Unter dem Titel „Warum wir Musik und Musikförderung so dringend brauchen!“ präsentierte er einen Vortrag, der durch einen gelungenen Mix aus Fachwissen und Humor zu überzeugen wusste. Dabei spannte Altenmüller einen weiten Bogen von evolutionären über musikpsychologische bis hin zu hirnphysiologischen Erkenntnissen, um die zentrale Frage des Tagungsmottos zu beantworten: „Musik ist wichtig – und Musikförderung eine gesellschaftliche Aufgabe, um unseren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.“
Die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung übernahm der neugegründete Bayerische Landesjugendpopchor. Rund 40 Sängerinnen und Sänger, die seit Sommer 2024 in mehreren intensiven Probenphasen zusammenarbeiten, präsentierten ein ebenso vielfältiges wie anspruchsvolles Programm. Dieses reichte von Eigenkompositionen der Chorleiter über Pop-Klassiker der jüngeren Vergangenheit („Titanium“) bis hin zur Volksliedbearbeitung „Wenn ich ein Vöglein wär’“. Das junge Ensemble überzeugte dabei durch beeindruckende klangliche Reife und riss das Publikum mit seiner energiegeladenen Performance mit.
In rund 50 Einzelveranstaltungen wurde das Tagungsthema unter einer Vielzahl von Facetten beleuchtet: Wie lässt sich Musik nachhaltig unterrichten, so „dass nach der Schulzeit noch was hängenbleibt“? Welche Antworten hat die Musikethnologie auf das Tagungsmotto? Welche Möglichkeiten bieten neue Technologien und Zugänge wie Virtual Reality, Extended Reality oder Augmented Reality für den Musikunterricht? Dazu gab es ein breit gefächertes Programm an musikpraktischen Workshops, das etwa vom Spiel ohne Noten in Schulbands über die Gestaltung von Sound und Groove im Popchor bis zu afrikanischen Arrangements für Chöre aller Art reichte. Eine Reihe von Veranstaltungen widmete sich zudem ausgewählten Themen für die Mittel- und Oberstufe, darunter Workshops und Vorträge zu Richard Strauss’ „Elektra“, zum Lied „Katjuscha“ oder zu Schostakowitschs Leningrader Sinfonie.
Podiumsdiskussion: „Schulmusik in stürmischen Zeiten“
Auch bei den diesjährigen „Tagen“ wurde ein Aspekt des Tagungsthemas im Rahmen einer Podiumsdiskussion ausführlich beleuchtet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Hofmann diskutierten Expertinnen und Experten aus Verwaltung, Schulpraxis, Forschung und Lehre die angespannte Lage der Schulmusik in Bayern und Deutschland. Stundenkürzungen, Unterrichtsausfall, ein Mangel an qualifizierten Musiklehrkräften und ein Rückgang an Studierenden für die Musiklehrämter beeinträchtigen musikalische Bildung an Schulen seit Jahren und stellen diese auch in der Zukunft vor große Herausforderungen.
Auf dem Podium vertreten waren MRin Birgit Huber (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus), Eva Riedel (MGG/HfM Würzburg, Präsidentin des BMU Bayern), Prof. Dr. Gabriele Puffer (HMT München, Vorsitzende des VBS), Andreas Wanninger (AAG Regensburg) sowie Dr. Martin Weber (Gymnasium Liebfrauenschule Cloppenburg, DGS). Gemeinsam wurden aktuelle Problemlagen analysiert und Wege für eine nachhaltige Stärkung der Schulmusik ausgelotet.
Für den geselligen Ausklang luden die Veranstalter am Donnerstagabend zu einem Volkstanzabend unter dem Motto „Mit Musik und Tanz in den Frühling“. Dabei musizierten Benedikt Brunner, Ferdinand Schramm und Johannes Sift. Tanzmeister der Veranstaltung war Magnus Kaindl.
Mitgliederversammlung
Im Anschluss an die „Tage der bayerischen Schulmusik“ fand am 15. März die jährliche Mitgliederversammlung des VBS statt. Dabei standen unter anderem Neuwahlen des Vorstands auf der Tagesordnung. Die Vorsitzende des VBS, Prof. Dr. Gabriele Puffer, gab den Anwesenden einen umfassenden Rückblick auf die Aktivitäten des Verbands im vergangenen Jahr. Ein besonderer Fokus lag auf der Stärkung des Musikunterrichts in der Grundschule – insbesondere vor dem Hintergrund der PISA-Offensive des Staatsministeriums.
Darüber hinaus wurden bestehende Kooperationen mit verschiedenen Institutionen und Verbänden weiter gepflegt und zum Teil intensiviert. Dies gilt insbesondere für den Kontakt zu den Berufsfachschulen, die sich seit dem Wegfall der Leistungskurse zunehmend als zentrale Ausbildungsstätten für den musikpädagogischen Nachwuchs etabliert haben. Auch die bewährten Verbindungen zum VDS Niedersachsen sowie zum Bundesverband Musikunterricht wurden fortgeführt. Mit Letzterem entstand beispielsweise eine gemeinsame Presseerklärung zu den Maßnahmen der PISA-Offensive.
Kassenwart Reinhard Eckl berichtete anschließend über die aktuelle Mitgliederentwicklung sowie den Kassenstand. Die Mitgliederzahl des Verbands ist weiterhin leicht rückläufig (Stand 15. März 2025: 817). Austritte erfolgen vor allem aus dem Kreis der Ruheständler. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es weiterhin notwendig, gezielte Maßnahmen zur Mitgliedergewinnung zu ergreifen. Dennoch verfügt der VBS weiterhin über eine stabile finanzielle Grundlage, die es unter anderem ermöglicht, kostenintensive Veranstaltungen wie die „Tage der Bayerischen Schulmusik“ auch künftig durchzuführen.
Vorstandswahlen

Die Vorsitzende des VBS, Prof. Dr. Gabriele Puffer. Foto: Ehrich
Nachdem die Kassenprüfer Maria Gerstner und Daniel Obtmeier eine ordnungsgemäße Buchführung bestätigt hatten, wurde der Vorstand einstimmig entlastet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Hofmann wurden im Anschluss Prof. Dr. Gabriele Puffer (Vorsitzende), Thomas Frank und Florian Aschenbrenner (stellvertretender Vorsitzender) sowie Reinhard Eckl (Kassenwart) in ihren Ämtern bestätigt. Die bisherige Schriftführerin Veronika Rattenberger schied aus dem Vorstand aus. Ihr Nachfolger ist Dr. Nicolas Uhl-Sonntag. Gabriele Puffer dankte allen Vorstandsmitgliedern herzlich für die engagierte Zusammenarbeit.
Den Abschluss der Versammlung bildete eine Aussprache zu verschiedenen aktuellen Themen.
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