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Musikschule Hannover

„MiKADO-Musik“-Studie belegt existentiellen Nachwuchsmangel an Musikschulen

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Nachwuchsmangel an Musikschulen: 500.000 Schüler:innen verlieren ihren Musikschulunterricht

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Heute wurde in Berlin und online die Studie „MiKADO-Musik“ (kurz für: „Mangel an Nachwuchs im Künstlerisch-Pädagogischen Bereich an Ausbildungsinstituten in Deutschland und Oesterreich“) vorgestellt. Gastgeber war der Deutsche Musikrat. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse erhalten Sie hier. Die Studie wird 2026 in der Online-Zeitschrift „üben & musizieren. research“ publiziert.

Zentrale Ergebnisse:

  • Bis 2035 gehen rund 14.700 Musikschulkräfte in den Ruhestand(Hochrechnung basierend auf aktuellen Zahlen des Verbands deutscher Musikschulen und des Deutschen Musikinformationszentrums).
  • Dem gegenüber stehen lediglich rund 4.000 Absolvent:innen der Instrumental- und Vokalpädagogik sowie der Elementaren Musikpädagogik.
  • Damit könnten in 10 Jahren etwa drei Viertel der freien Stellen nicht mit entsprechend qualifizierten Musikschullehrkräften besetzt werden.
  • Angesichts konstant steigender Nachfrage bedeutet dies, dass mindestens 500.000 Schüler:innen keinen Musikschulunterricht mehr bekommen können.

Die Gründe für den Nachwuchsmangel liegen in mehreren, sich gegenseitig verstärkenden Faktoren. Dazu gehören die strukturellen Bedingungen des Berufs wie eine häufig unzureichende Vergütung und anspruchsvolle Arbeitszeiten. Hinzu kommt eine teilweise negative öffentliche Wahrnehmung, die durch tradierte Abwertungen des Berufsbilds begünstigt wird. Auch persönliche Erwägungen spielen eine Rolle, etwa die Frage der beruflichen Identifikation, der Wunsch nach Sichtbarkeit oder das Bedürfnis nach größerer Autonomie.

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Musikpolitische Forderungen:

Die „MiKADO-Musik“-Studie macht deutlich: Wenn nicht umgehend Maßnahmen für bessere Rahmenbedingungen des Berufsfelds Musikschullehrkraft geschaffen werden, droht eine flächendeckende Erosion der Musikalischen Bildung in Deutschland. Denn auch an allgemeinbildenden Schulen ist der Rückgang an qualifiziertem Musikunterricht alarmierend und kann zukünftig nicht mehr durch Musikschulprojekte aufgefangen werden. Daher fordert der Deutsche Musikrat gemeinsam mit dem Verband deutscher Musikschulen und der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen:

 

  • Nachwuchsgewinnung durch Praktikums- und Mentoring-Programme sowie Ausweitung der studienvorbereitenden Ausbildungen an Musikschulen für potenzielle Studierende,
  • Ausweitung praxisorientierter Studienplätze musikpädagogischer Studiengänge, auf Basis deutlich verbesserter personeller Ausstattung und Rahmenbedingungen an Musikhochschulen,
  • Erweiterung des Kanons der Instrumente und Ensembles mit Blick auf gesellschaftliche Vielfalt,
  • die Förderung von regionalen Kooperationen zwischen Hochschulen und öffentlichen Musikschulen,
  • attraktive Arbeitsbedingungen an Musikschulen, sowie eine entsprechende Erhöhung der Budgets für die Umsetzung und bedarfsabhängige Lohnzuschüsse in strukturschwachen Regionen,
  • Förderprogramme für die Weiterqualifizierung von Musikschullehrenden, die Karrierepfade und Perspektiven eröffnen.

Zur Umsetzung: Einsetzung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Sicherung der außerschulischen Musikalischen Bildung, in der die Kultusministerkonferenz, der Verband kommunaler Arbeitgeber, die kommunalen Spitzenverbände, der Verband deutscher Musikschulen und die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen mitwirken.

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s. auch: MiKADO-Studie: Dramatische Zahlen zum Nachwuchsmangel in der Musikpädagogik von Juan Martin Koch

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