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Der neue Bundesvorstand auf dunkler Bühne neben einem VdM-Transparent.
Der neue Bundesvorstand (v.l.n.r.): Christoph Peters, Holger Denckmann, Ulrike Petritzki, Jörg Freese, Matthias Deichstetter, Stephan Prophet, Friedrich-Koh Dolge, Angela Bauer.
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Wichtige Zukunftsthemen für die Musikschulen

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Die Bundesversammlung des VdM im Rahmen des Musikschulkongresses in Kassel
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Im Vorfeld des großen VdM-Bundeskongresses fand die Bundesversammlung für die Vertreter der Mitgliedsschulen und Förderer des Verbandes statt. Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des VdM, fokussierte in seiner Begrüßung bereits die Themen, die auch in den Folgetagen eine zentrale Rolle spielen sollten. Der Fachkräftemangel im Bereich der Musikschulen, insbesondere bei der Elementaren Musikpädagogik (EMP) zeigt sich inzwischen eklatant. Die Gründe für den Mangel sind vielfältig und wurden sowohl während der Bundesversammlung als auch an den Kongresstagen im Rahmen von Podiumsdiskussionen mit unterschiedlichen Besetzungen und Schwerpunkten thematisiert. Musikalische Bildung im Kindesalter ermögliche eine Orientierung in die Welt der Musik, so Dolge. Dies sei insbesondere für Kinder aus bildungsfernen Milieus wichtig, die ansonsten keinen Zugang zur Musik haben. Ohne eine ausreichende Zahl von Lehrkräften kann diese Orientierung nicht mehr gewährleistet werden.

Ein weiteres wichtiges Thema, das sich auch in Workshops und Diskussionen wiederfand, ist die Transformation in die Digitalität, die in alle Bereiche der Musikschularbeit hineinwirkt. Schließlich nannte Dolge den Wandel in der Bildungsstruktur von Kindern und Jugendlichen, der sich in Bildungskooperationen vollzieht und künftig auch durch das Ganztagsförderungsgesetz bestimmt wird, welches ab 2026 Kindern im Grundschulalter einen Anspruch auf Bildung und gbetreuun im Ganztag gewährt. Wer hier welche Verantwortung  für ein Bildungsangebot tragen wird und soll, ist noch unklar. Musikschule als „dritter Ort“ – neben Schule und Elternhaus – muss weiterhin eine Option sein.

Susanne Völker, Dezernentin für Kultur der Stadt Kassel, und Karin Müller MdL, Vizepräsidentin des Hessischen Landtags, hoben in ihren Grußworten die Bedeutung der musikalischen Bildung und der Arbeit öffentlicher Musikschulen hervor. „Klatschen allein genügt nicht“, erklärte Müller in Anspielung auf die Sympathie-Bekundungen für Kulturschaffende während der Pandemie und verwies auf die Anhebung des Landeszuschusses im Doppelhaushalt des Landes Hessen.

Goldene Stimmgabel für Christian Höppner

Im öffentlichen Teil der Bundesversammlung wurde Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, und Präsident des Deutschen Kulturrats, die Goldene Stimmgabel des VdM verliehen. Höppner als „Eigengewächs“ der Musikschulen war selbst Musikschulleiter in Berlin. Trotz seiner vielen Verpflichtungen habe er den Blick auf und die Nähe zur Musikschule nicht verloren, erklärte Ulrich Rademacher in seiner Laudatio. Verbunden sei er mit dem Geehrten unter anderem durch ein gemeinsames Musiker*innenbild, in dem das aktive Musizieren, das Unterrichten und die Arbeit an guten Rahmenbedingungen für Musik eine Einheit darstellten. Und: „Wir sind dankbar für das Dach, das Du immer dann bietest, wenn im Sinne eines Interessenausgleichs ein Platz für die Suche nach guten Lösungen gebraucht wird.“
Themen und Beschlüsse

Im internen Teil der Bundesversammlung gaben zahlreiche Berichte Auskunft über die aktuellen Aktivitäten des Verbands. Zunächst berichtete der scheidende Vorsitzende des Förderkreises, Udo Schmidt-Steingraeber, und motivierte die Musikschulleiter*innen, fördernde Mitglieder auch als Partner bei der Lobbyarbeit zu nutzen. Als neue Vorsitzende der Bundeselternvertretung stellte sich Birgit Müller vor. Ihr Appell an die Anwesenden lautete, Elternengagement vor Ort zu stärken und in die Musikschularbeit einzubinden.
Über digitale Chancen berichtete Volker Gerland, der – ebenfalls schei­dende – stellvertretende Bundes­vor­sitzende, der dem VdM für ver­schie­dene Arbeitsbereiche erhalten bleibt. „Nichts wird wieder, wie es früher war“, so Gerland. Während Corona sei Digitalität zum Lebensexlixier der Musikschularbeit geworden; weder könne noch wolle man in die Zeit davor zurück. Gerland stellte die Themen verschiedener Arbeitsgruppen vor, die sich unter anderem um App-Lösungen für Verwaltung und Kommunikation oder um das Online-Tool „Smart Musikschule“ kümmern.

Über Entwicklungen in der Vereinba­rung mit der VG Musikedition zu den Kopierlizenzen berichtete VdM-Geschäftsführer Matthias Pannes. Hier gibt es eine Vertragsverlängerung bis 2027, so dass die Musikschulen eine Planungssicherheit über mehrere Jahre haben.

Informiert wurde die Bundesversammlung über eine Empfehlung des Fachausschusses Inklusion für die Implementierung von Inklusionsbeauftragten an Musikschulen, die im Netzwerk Inklusion des VdM vorgesehen sind. Hier geht es unter anderem um die Definition von Zielen der strukturellen Verankerung eines/einer Inklusionsbeauftragten, um die Benennung von konkreten Aufgaben und um Gelingensbedingungen inklusiver Schulentwicklung. Die Empfehlungen sollen zur Fachtagung Inklusion im Herbst 2024 in ein ausführliches Beratungspapier münden.

Sigrid Neugebauer-Schettler berichtete über die Neugestaltung des Qualitätsmanagements „QsM#2“, Friedrun Vollmer über die Fertigstellung der Arbeitshilfe zu Schutzkonzepten an Musikschulen. Es sei nicht sinnvoll, das Konzept einer anderen Musikschule einfach zu übernehmen, so Vollmer. Vielmehr müsse das Thema in einem Prozess an jeder Musikschule entwickelt werden. Die Arbeitshilfe wird im Herbst in gedruckter Form zur Verfügung stehen.

Kasseler Erklärung

Die von der Bundesversammlung einstimmig verabschiedete Kasseler Erklärung nimmt sich des bereits zu Beginn genannten Fachkräftemangels an. Unter der Überschrift „Bedrohlichem Mangel an Fachkräften entgegenwirken! Berufsbild und Beschäftigungsverhältnisse von Lehrkräften an Musikschulen verbessern!“ wird die Situation deutlich beschrieben: „Die Tarifmerkmale für Musikschul-Lehrkräfte sind seit dem BAT-Urteil 1987 unverändert geblieben – also seit über 35 Jahren! Auch bei der Überleitung vom BAT in den TVöD sind diese Merkmale unverändert übernommen worden – ebenso bei den Eingruppierungsverhandlungen vor einigen Jahren unverändert geblieben. Die Musikschulwelt hat sich in diesen dreieinhalb Jahrzehnten aber einschneidend verändert – und wird sich mit Einführung des Ganztagsanspruchs 2026 noch einmal deutlich verändern. Musikschulen können die Anforderungen dieser Entwicklung nur mit angemessener Personalausstattung und ausreichend qualifiziertem Personal bewältigen. Dies ist schon jetzt und in Zukunft noch mehr gefährdet! Vor allem im Elementarbereich und in ländlichen Räumen führt der Personalmangel bereits jetzt zu akuten Einschränkungen in der Musikschularbeit.“ Die Erklärung schließt mit der eindringlichen Bitte an die Kommunalen Spitzenverbände und die Kommunalen Arbeitgeberverbände (KAV/VKA) um die Einsetzung einer Arbeitsgruppe zur Behandlung dieser Thematik. „Die Musikschulen in der kommunalen Bildungslandschaft müssen auch in Zukunft ihren Auftrag wohnortnaher Versorgung mit Angeboten musikalischer Bildung für alle Menschen erfüllen können.“

Neuer Bundesvorstand

Turnusgemäß wählte die Bundesversammlung den Bundesvorstand des VdM. Friedrich-Koh Dolge wurde als Bundesvorsitzender mit großer Mehrheit bestätigt. Als stellvertretender Bundesvorsitzender wurde Matthias Deichstetter gewählt, der 2022 bereits in den Vorstand kooptiert worden war. Deichstetter ist Direktor der Musikschule des Kyffhäuserkreises „Carl Schroeder Konservatorium“ und Vorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen Landesverband Thüringen. Neu in den Vorstand gewählt wurden Angela Bauer, Leiterin der Städtischen Musikschule Ludwigshafen, Holger Denckmann, Leiter der Musikschule Oldenburg und Vorsitzender des Landesverbandes niedersächsischer Musikschulen, Christoph Peters, Leiter der Musikschule Neuried, Ulrike Petritzki, Direktorin der Musikschule der Freien Hansestadt Bremen, und Stephan Prophet, Direktor der Musikschule Dortmund. Im Amt bestätigt wurde als Vertreter der Kommunalen Spitzenverbände Jörg Freese, Beigeordneter des Deutschen Landkreistages.

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