Hauptbild
nmz-Streaming-Empfehlungen vom 25.12. bis zum 7.1.2021
nmz-Streaming-Empfehlungen vom 25.12. bis zum 7.1.2021
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Unübersehbar #33 – nmz-Streaming-Empfehlungen vom 25.12. bis zum 7.1.2021

Publikationsdatum
Body

Mit der 33. Ausgabe unserer Netzempfehlungen verabschieden wir uns für heuer von Ihnen. Mit dabei unter anderem zwei Weihnachtsklassiker, der Jubilar des Jahres und ein optisch wie akustisch bemerkenswerter Konzertort. Das unübersehbar-Team wünscht ein frohes Fest und einen guten Start ins neue Jahr – streamen Sie’s gut! [jmk]


24. Dezember


Bühnen Halle: Georg Friedrich Händel – „Teseo“
24.12. bis 26.12.2020
Video on demand auf der Theaterwebseite

Den Bühnen in Halle geht es so wie allen anderen auch. Das Publikum muss draußen bleiben. Der weihnachtliche Theater- und Operbesuch war hier für viele eine liebgewordene Tradition. Die zweite Besonderheit in diesem Jahr ist aber der abziehende Pulverdampf, der über den Grabenkämpfen innerhalb der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle in den letzten Jahren schwebte und den klaren Blick aufs Künstlerische immer wieder vernebelte.
Die Oper Halle gehörte gleichwohl im ersten Lockdown im Frühjahr mit zu den Anbietern einiger ihrer herausragenden Produktionen im Netz. Mit ihrer jüngsten Ballettpremiere reihte sie sich in die Reihe der Häuser ein, die Neues auf die Bühne brachte und auf die Zuschauer vor den heimischen Bildschirmen setzten (siehe die Kritik auf nmz Online vom https://www.nmz.de/online/arthouse-oder-besser-darkhouse-eine-ballettpr… vom 30.11.). Diese Produktion ist noch einmal am 31. Dezember und 1. Januar im Stream zu erleben. Eine körperbetonte und bildstarke Ballettshow im Halbdunkel – das passt ganz gut ans Ende dieses Jahres 2020.
Zu Heiligabend und an den beiden Weihnachtsfeiertagen wird es aber die deutlich hellere, für die ausgefallenen Händelfestspiele vorgesehene und in der Lockdown-Pause nachgereichte aktuelle „Teseo“-Produktion zu Musik des Hallenser Großmeisters Georg Friedrich Händel zu sehen geben. Auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Attilio Cremonesi mit handverlesenen Solisten (siehe die Kritik auf nmz Online https://www.nmz.de/online/medeareflexionen-martin-g-berger-inszeniert-e…- vom 4.10.) Der Regisseur Martin G. Berger, der inzwischen für seine Weimarer „Ariadne auf Naxos“ mit dem Theaterpreis Der Faust ausgezeichnet worden ist, bewährt sich auch in Sachen Händel mit einer hochprofessionell umgesetzten Balance aus Ambition, Pragmatismus und Werktreue der eigenen Art. Man darf gespannt sein, wie sein Eingriff in die Struktur des Stückes und die Verlagerung des inhaltlichen Schwerpunktes auf die Medea-Figur in der Perspektive von Nahaufnahmen wirkt. Bei den Zuschauern zur Premiere wurde das jedenfalls mit einhelligem Beifall für alle Beteiligten bedacht.
Für alle, die im Frühjahr das Streamingangebot aus Halle verpasst haben: auch die Aufzeichnungen des Verdi-Requiems in der Raumbühne Babylon, von Johannes Kreidlers „Mein Staat als Freund und Geliebte“ sowie „Groovin’ Bodies“ sind wieder digital abrufbar: https://buehnen-halle.de/operhalledigital
[Joachim Lange]


25. Dezember


Ensemble Resonanz: Bachs Weihnachtsoratorium
25.12.2020, 16:00 Uhr
Live-Videostream aus dem resonanzraum St. Pauli via Facebook, Youtube; weitere Informationen rund um das Projekt auf resonanz.digital

Weihnachten ohne Weihnachtsoratorium. Für viele unvorstellbar. „Das Ensemble Resonanz präsentiert Bachs Weihnachtoratorium inszeniert als Hausmusik unter Freunden. Ohne großen Chor und in kleiner Besetzung hat das Ensemble dreißig Arien, Rezitative, Chöre und Choräle aus Bachs Meisterwerk in einer ganz eigenen Version bearbeitet. Die Partitur bleibt unangetastet, E-Gitarre und Hammond-Orgel im Continuo, nur eine Trompete und das ganze Ensemble stimmt bei den Chorälen mit ein. So klingt Hausmusik im resonanzraum.“ Man darf gespannt sein, eigentlich kann das ja bei diesem Ensemble nur gut gehen. Eine resonierende Hausmusik vor Millionenpublikum an den Smartphones, Web-TVs, Computern und Tablets.
[Martin Hufner]


Bis 6. Januar


Nationaltheater Mannheim: Engelbert Humperdinck – „Hänsel und Gretel“
Video on demand auf der Theaterwebseite

Ein Ersatz für den seit vielen Generationen traditionellen Opernbesuch mit den Sprösslingen. Der von Humperdinck für ein Orchester in Wagnerschen Dimensionen instrumentierte Weihnachtsklassiker „Hänsel und Gretel“ erklingt in einer Kammermusikfassung von Nathan Lofton. Die aus Südafrika stammende Regisseurin Victoria Stevens und die Video-Künstlerin Judith Selenko versetzen die Figuren aus dem Märchen der Brüder Grimm in die Gegenwart. Hänsel und Gretel ersprühen sich mit Graffiti eine Wunschwelt, aus dem Lebkuchenhaus der Knusperhexe Rosine Leckermaul wird ein Eiswagen als Chiffre für heutiges Freizeitverhalten. Das Corona-Programm des Nationaltheaters Mannheim ist eine Reihe von auf ca. 90 Minuten gekürzten Werken, die für Stream-Formate mit Projektionen und Animationen auf eine weiße Wand dekorativ belebt werden.
Am 27. September 2021 jährt sich der Todestag des Komponisten Engelbert Humperdinck zum 100. Mal. Wegen Corona musste die Produktion von dessen unbekannter Märchenoper „Dornröschen“ am Theater Neustrelitz entfallen. In den letzten Jahren gab es wieder vermehrt Aufführungen von Humperdincks Märchenoper „Königskinder“, z. B. in Dresden, Frankfurt a. M., Gelsenkirchen, Gießen und Plauen-Zwickau.
[Roland H. Dippel]


Bis 21. März


Nico and the Navigators: Force and Freedom – Mit dem Kuss Quartett
Video on demand via ARTE

Nico and the Navigators haben zu den Leuchttürmen der abendländischen Musikgeschichte einen ausgewiesenermaßen guten Draht. Gegenstand ihrer spezifisch musikpoetischen Mischungen aus Theater, Tanz und Konzert waren u. a. bereits Bach, Schubert und Mahler. Es lag nahe, diese Tradition 2020 fortzuschreiben und sich dem Bonner Meister freiheitlicher Musikkunstausübung und seinem 250. Geburtstag zu widmen – wie 99,9% aller Kulturschaffenden. Hierzu versicherte man sich der glänzenden musikalischen Fähigkeiten des Kuss Quartetts, um mit ihnen in der Navigators-vertrauten Allianz von Klang und Bewegung, Ernst und Spiel die berüchtigten späten Streichquartette theatralisch zu umkreisen (und einige Lieder).
Nach der abgesagten Bühnen-Premiere und coronabedingten Umstrukturierungen wurde ein „Staged Concert“ entworfen, das am 21. Dezember erstmals im Radialsystem realisiert wurde und noch einen Monat lang auf Arte abgerufen werden kann. Unter dem (gerade besonders virulenten) Spannungsverhältnis von Zwang und Freiheit klopfte man Ausschnitte aus den Quartetten op. 132, op. 135 und selbstredend der visionären „Großen Fuge“ unter der bewährten Regie von Nicola Hümpel auf ihre existentiellen Potentiale hin ab; eine filmisch-szenische Spurensuche, die in der Poesie minimalistischer Abstrahierung und Andeutung immer wieder auch Zeichen pandemischer Gegenwart einbaut. Da kommt es zu hinreißenden Choreographien von Tänzerin Yui Kawaguchi, liebenswert melancholischen Lied-Adaptionen von Ted Schmitz oder dem Einbau Beethovenschen Wort- und Gedankengutes durch Schauspieler Patrick Schott. Das alles ist zwar diesmal nicht ganz so vielschichtig und traurig-komisch wie man es von den Navigators gewohnt ist, aber ein allemal eloquenter Zugriff auf eine Musik, die von geradezu „heiligem“ Ernst überschattet ist, ohne ihr Gewalt anzutun. Eigentlicher Hauptdarsteller ist nämlich das in allen szenischen Lebenslagen erstaunlich treffsichere Kuss Quartett. So intensiv hat man Beethovens späte Quartette jedenfalls lang nicht mehr gehört…
[Dirk Wieschollek]


Bis auf weiteres verfügbar


Internationale Ensemble Modern Akademie: „Sugar, Maths and Whips”
Video on demand via YouTube

Im Konzert des IEMA (Internationale Ensemble Modern Akademie)-Ensembles 2020/21
präsentieren die Nachwuchsmusiker*innen aktuellste Neuer Musik, die intensive Instrumentariums-Studien bietet. So führen sie Alexander Schuberts „Sugar, Maths and Whips“ auf, wo akademische Avantgarde-Musik und elektronische Club-Musik, Verzerrung und Wohlklang, Statik und Komplexität kontrastiert werden. In Michael Beils „Swap“ für Flöte, Oboe und Klarinetten-Spieler*in, Live-Video und -Audio müssen die drei Holzbläser*innen neun Instrumente spielen, was in der Neuen Musik nichts Ungewöhnliches ist, bei Beil aber in den Fokus gerückt wird. Und in „Epic Abrasion“ von Malin Bång ist der Name Programm: unterschiedlichste Materialien werden gegeneinander ge- und abgerieben und zu epischer Musik.
Das komplette Programm:
Michael Beil: swap – für Flöte, Oboe, Klarinette, Audiozuspiel und Video (2014)
Simon Steen-Andersen: Next to Beside Besides #1, #4, #5, #6 und #7
Simon Steen-Andersen: Study for String Instrument #2 (2009)
Alexander Schubert: Sugar, Maths and Whips (2011)
Malin Bång: Epic Abrasion (2010)
[Juana Zimmermann]

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin: „Im Exil – Von Göttern und Menschen“
Videos on demand auf der Orchesterwebseite

Die erst kürzlich wieder zugänglich gemachte Friedrichswerdersche Kirche in Berlin bildet mit ihren klassizistischen Skulpturen nicht nur optisch eine wunderbare Kulisse für diese beiden Konzertfilme des DSO unter ihrem Chefdirigenten Robin Ticciati. Ihre Überakustik vermittelt auch im Stream die Illusion mitten drin zu sein in den Streicherapotheosen eines Strawinsky („Apollon musagète“) oder in den geistsprühenden Formenspielen eines Mozart („Jupiter“-Symphonie). Als Kontraste eingeschoben sind Mitschnitte im Freien: Ondřej Adámeks „Coups d’ailes“ für Blechbläseroktett und Benjamin Brittens „Metamorphosen nach Ovid“ für Oboe solo verbinden sich auf eigentümliche Weise mit dem Rauschen des Stadtwalds, den Geräuschen vom See.
[Juan Martin Koch]

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!