Gestern hat der Musiker und Zuflucht-Kultur-Künstler Ahmad Shakib Pouya sein Visum in der deutschen Botschaft in Kabul abgeholt und wird heute abend wieder in Deutschland eintreffen! Die schlimme Zeit der Ungewissheit und des Wartens hat damit vorerst ein Ende.
In den mehr als 50 Tagen seit seiner Rückkehr nach Afghanistan am 20. Januar lebte Pouya unter sehr bedrückenden und gefährlichen Umständen: Untergetaucht in Kabul und ständig sein Quartier wechselnd, verließ ihn nie die Furcht, verraten zu werden.
Den Weg zur Rückkehr eröffnet hat ihm ein Projektvertrag der Münchner Schauburg. Das mit den Münchner Kammerspielen und der Otto-Falckenberg-Schule assoziierte Kinder- und Jugendtheater der Stadt München, hatte Pouya die Hauptrolle des Ali in einer Neuproduktion von Rainer Werner Fassbinders Angst essen Seele auf angeboten. Der Probenbeginn, der eigentlich auf morgen angesetzt war, verschiebt sich nun zwar etwas nach hinten. Aber es bleibt beim Premierentermin 22. April. Wir hoffen sehr, dass wir die Zeit nutzen können, damit Pouya auch über die Dauer des Visums hinaus ein Bleiberecht in Deutschland erhält. Eine Chance besteht durchaus. Denn Josef E. Köpplinger, Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz, hat Pouya ein Engagement in Aussicht gestellt. Zustande kam diese Verbindung über Albert Ginthör, Organisator der Münchner ZAIDE-Aufführungen und Geiger im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz, der Pouya bei der Rückreise nach Kabul begleitete.
Albert Ginthör ist nur einer der vielen Unterstützer, die sich für Pouya und seine Rückkehr nach Deutschland eingesetzt haben. Das solidiarische Kernteam bestand aus Bianka Huber, der Leiterin der Flüchtlingsberatung der IG Metall in Frankfurt, bei der Pouya seit Januar 2016 ehrenamtlich gearbeitet hatte, und dem Verein Zuflucht Kultur e.V. Großen Einsatz zeigten auch Dana Pflüger und die Studierenden des Departments Kunstwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München als Mitorganisatoren der Münchner ZAIDE und die Initiatoren des Blogs AHMAD POUYA - keine Abschiebungen nach Afghanistan!
Heute ist es Pouya und uns Unterstützern aber auch ein Anliegen, den Vertretern der staatlichen Behörden zu danken, die sich in politisch äußerst schwierigen Zeiten für Pouyas Rückkehr eingesetzt haben, allen voran Walter Haßmann, dem deutschen Botschafter in Kabul, Ibrahim Hotak, dem Leiter des Goethe-Instituts Kabul, sowie der zuständigen Ausländerbehörde der Stadt München. Dass sie Pouyas Wiedereinreiseantrag – gemessen am üblichen Procedere – so ungewöhnlich rasch bearbeitet haben, hängt sicherlich auch mit der großen Aufmerksamkeit zusammen, die Pouyas Geschichte in den Medien erregt hat. Ihre Berichterstattung, liebe Journalistinnen und Journalisten, hat dazu in kaum zu überschätzender Weise beigetragen und auch dazu geführt, dass sich Politiker und Politikerinnen für Pouya stark gemacht haben. Zunächst waren dies vor allem der bayerische Staatsminister a.D. Dr. Thomas Goppel und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, später auch das deutsche Auswärtige Amt sowie das Bundespräsidialamt.