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Titelseite der nmz 2024/04.

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Equal Pay Day

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Editorial von Barbara Haack
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Der „Equal Pay Day“ (EPD) markiert den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Alles, was Männer bis zu diesem Tag durchschnittlich verdient haben, übersteigt das durchschnittliche Jahreseinkommen von Frauen. Der erste in Deutschland initiierte EPD 2008 wurde für den 15. April errechnet. Bis 2024 hat er sich immerhin auf den 6. März nach vorne verschoben. Die Situation hat sich also verbessert – gut ist sie noch lange nicht. Noch weniger, wenn man sich den Kultur-, insbesondere den Musikbereich anschaut. 

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Hier wird laut der jüngsten Kulturratsstudie „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit“ besonders wenig verdient – und Frauen verdienen noch einmal 22 Prozent weniger als Männer. Eine Vorbildrolle, die man sich von dieser Branche vielleicht wünschen könnte, erfüllt der Musikbereich also nicht. Die Ursachen für den Einkommensunterschied sind vielfach gesamtgesellschaftlich zu sehen. Nach wie vor übernehmen Frauen überwiegend Aufgaben in der Familie, sei es Kinderbetreuung oder Pflege von älteren Angehörigen – und haben deshalb weniger Zeit und Kraft, sich um Führungspositionen zu bemühen, die es viel zu selten als Teilzeitstellen gibt. Im Übrigen wächst der Gender Pay Gap mit höheren Positionen und Gehältern; hohe Bildungsabschlüsse für Frauen rechnen sich also nicht unbedingt geldwert. 

Speziell in der Kultur geht der Gender Pay Gap oft einher mit dem Gender Show Gap: Bücher von Frauen liegen seltener in den Buchhandlungen und werden seltener rezensiert, Bilder von Frauen werden seltener ausgestellt – und Musikerinnen, insbesondere Dirigentinnen oder Komponistinnen schaffen seltener den Weg auf die Bühne. Offenbar gibt es immer noch zu viele „führende“ Männer, die Männer engagieren. Das System bewegt sich – nicht zuletzt durch ein Umdenken, durch Quoten (die auch nicht jede Frau will), durch Vorgaben bei der Besetzung von Kommissionen und Jurys. Aber es bewegt sich (zu) langsam. Da hilft es wenig, wenn Männer oder auch Frauen erklären, Frauen seien selbst verantwortlich, weil sie sich allzu sehr männliche Verhaltensweisen (was auch immer damit gemeint ist) aneigneten – oder weil sie umgekehrt weniger selbstbewusst aufträten, „schlechter“ verhandelten oder sich „schlechter verkauften“. Sind Frauen selbst schuld an der Misere? Nein! Aber sie können etwas tun: sich gegenseitig „empowern“, Netzwerke bilden und, wenn sie einmal Führungspositionen erreicht haben, Frauen engagieren – bei fairer Bezahlung natürlich. 

 

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