Kultur ist wichtig, aber auch teuer. Die Staatstheater könnten sich nie und nimmer selbst finanzieren, das Land als größter Träger soll im kommenden Jahr die Mittel aufstocken. Kritik an den Finanzen der Häuser gibt es dennoch. In Darmstadt schaut ein Prüfer genauer hin.
Schauspiel, Tanztheater, Ballett oder Konzerte: Hunderttausende Kulturbegeisterte besuchen jährlich die drei großen Staatstheater in Hessen. Ohne Millionen-Zuschüsse vom Land und der jeweiligen Kommune ist ein Betrieb der Häuser undenkbar, die eigenen Einnahmen reichen nicht einmal annähernd aus. Die Staatstheater sollen nach dem Willen der Landesregierung im kommenden Jahr mehr Geld bekommen. Die Budgets der drei aus den früheren Hoftheatern hervorgegangenen Häuser in Wiesbaden, Kassel und Darmstadt sollen von gut 124 Millionen auf mehr als 128 Millionen Euro steigen, teilte das Ministerium für Wissenschaft und Kunst auf Anfrage mit.
Die Zuschüsse des Landes steigen dabei geplant um 1,5 Millionen auf 54,4 Millionen Euro. Der geringste Zuschuss geht an das kriselnde Theater in Darmstadt, der höchste nach Wiesbaden. Die Betriebskosten der Mehrspartenhäuser werden nach Abzug der Einnahmen zu 52 Prozent vom Land und zu 48 Prozent von den Heimatstädten bezahlt. Zusätzlich zu den Zuschüssen investiert alleine das Land bis 2024 nach Ministeriumsangaben 78 Millionen Euro in Sanierungsarbeiten.
In Darmstadt analysiert seit Anfang Dezember ein externer Wirtschaftsprüfer die finanzielle Schieflage. Dort war nach Angaben des Theaters im September festgestellt worden, dass das Budget nicht eingehalten werden kann und eine Haushaltssperre verhängt worden. Das Defizit wurde zuletzt mit rund 770.000 Euro angegeben. Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) will ein „möglichst geringes Defizit ohne Abstriche an der künstlerischen Vielfalt und Qualität“. Zumindest das Weihnachtsgeschäft könnte weitere Gelder in die Kassen spülen. Ob die Haushaltssperre Ende des Jahres aufgehoben werden kann ist allerdings unklar.
Bereits im letzten Quartal des vergangenen Jahres war dem Ministerium zufolge in Darmstadt ein Berater „zur Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Bühnenleitung“ eingesetzt worden. Insidern zufolge soll es interne Querelen zwischen dem Intendanten Karsten Wiegand und dem Geschäftsführenden Direktor Jürgen Pelz geben. Über die Personalien in dem Haus geben aber weder Stadt noch Land Auskunft. „Hier sind personalrechtliche Fragen berührt, zu denen wir uns öffentlich nicht äußern können“, heißt es im Ministerium. Der Einsatz von unabhängigen Wirtschaftsprüfern zum Jahresabschluss sei Standard. In einem laufenden Haushaltsjahr traf dies bislang allerdings nur die Theatermacher in Südhessen.
Das Staatstheater Wiesbaden wurde unlängst vom Landesrechnungshof für seine geringen Einnahmen gerügt. Einem Budget von rund 44 Millionen Euro hätten eigene Erlöse von 6,9 Millionen Euro etwa aus dem Kartenverkauf, Vermietungen und Verpachtungen sowie Spenden gegenübergestanden. Trotzdem seien sehr viele ermäßigte oder kostenfreie Eintrittskarten vergeben worden, so sei 2017 jede zehnte Karte reduziert oder kostenlos gewesen. Zudem habe es trotz früherer Sanierungsarbeiten Mängel und Schäden an den baulichen und technischen Anlagen gegeben.
Das Staatstheater Kassel bekommt indes ab der Spielzeit 2021/2022 einen neuen Intendanten. Der Intendant der Oper Halle, Florian Lutz, wechselt in gleicher Funktion nach Nordhessen.
An allen hessischen Spielstätten besuchten nach Angaben des Deutschen Bühnenvereins in der Spielzeit 2017/2018 gut 1,2 Millionen Menschen die Vorstellungen. Mehr als 700.000 Besucher zählten in dieser Zeit die drei Staatstheater. Die Besucherzahlen sind dem Ministerium zufolge stabil und zufriedenstellend.