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Neuer Landesmusikrats-Präsident in Rheinland-Pfalz: Peter Stieber. Foto: LMR
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Landesmusikrat Rheinland-Pfalz sorgt sich bei Musikschulen um soziale Gerechtigkeit

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Zum zweiten Mal kommen die fünf Profi-Orchester in Rheinland-Pfalz zu einem „Orchestergipfel“ zusammen. Sie wollen zeigen, wie vielfältig sie zum musikalischen Leben beitragen.

Der Landesmusikrat ist mit der Ausstattung der fünf Profi-Orchester in Rheinland-Pfalz insgesamt zufrieden, kritisiert aber die geringen Mittel für Musikschulen. „Musikunterricht müsste jedes Kind erhalten können“, sagte Präsident Peter Stieber vor einem „Orchestergipfel“ am kommenden Sonntag. Weil Land und Kommunen ihre Zuschüsse für Musikschulen seit vielen Jahren nicht erhöht hätten, seien sie „sträflich unterfinanziert“ und müssten ihre Gebühren erhöhen. „Eltern beteiligen sich am Musikunterricht, aber das muss auch für Durchschnittsverdiener finanzierbar sein.“ Ansonsten komme es letztlich zu sozialer Ungerechtigkeit.

Musikalische Bildung trage wesentlich dazu bei, ein humanes Menschenbild zu entwickeln und sei ein Gewinn für das gesamte Leben, sagte Stieber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir sagen als Landesmusikrat: Geld ist im Land vorhanden. Es ist eine Frage der Prioritäten, wieviel Geld man in musikalische Bildung investiert.“

Das Wissenschaftsministerium wies die Kritik zurück. „Die Förderung wurde ab dem Haushaltsjahr 2014 um 100.000 Euro auf 2,8 Millionen Euro erhöht“, sagte Ministeriumssprecher Horst Wenner. Rheinland-Pfalz liege mit der Förderquote von über sieben Prozent über dem Durchschnitt deutscher Flächenländer mit 6,55 Prozent.

Landesmusikrat-Präsident Stieber sagte über die Situation der Profi-Orchester in Rheinland-Pfalz: „Wir sind mit dem Status quo zufrieden, aber man kann nicht sagen, dass die Orchester blendend ausgestattet wären.“ Bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem größten Orchester des Bundeslands, hat nach Generalmusikdirektor Karl-Heinz Steffens gerade auch Intendant Michael Kaufmann angekündigt, dass er seinen Vertrag nicht verlängert. Kaufmann begründete dies unter anderem damit, dass seit Jahren an der Profilierung des Orchesters gearbeitet werde, aber keine Entscheidung über eine Erhöhung der Mittel falle.

Die fünf Profi-Orchester in Rheinland-Pfalz kommen zum zweiten Mal zu einem „Orchestergipfel“ zusammen, um mit sinfonischen Überraschungen für die Strahlkraft der Musik zu werben. „Wir wollen zeigen, welch kultureller Schatz sich mit den Profi-Orchestern im Land befindet“, sagte Stieber vor dem eintägigen Konzertmarathon am kommenden Sonntag. „Wir hoffen, dass wir wie beim letzten Mal 2013 wieder 10000 Besucher haben werden.“

Die fünf Orchester aus Kaiserslautern, Koblenz, Ludwigshafen, Mainz und Trier laden zu Wandelkonzerten im Freien und zu Aufführungen im Saal ein. Den ganzen Nachmittag über bis zum Abend werden große Sinfonien, Kammermusik, Jazz oder Tango aufgeführt. Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz führt Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 auf, das Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern Tschaikowskis Symphonie Nr. 6. Mit Chor und Solisten tritt das Philharmonische Orchester der Stadt Trier vor dem Dom auf, mit Pergolesis Stabat Mater. Auch sieben Kinderprogramme in Schulen sind vorgesehen. Alle Angebote sind für die Besucher kostenfrei.

Die Bedeutung der Orchester reiche weit über die Aufführung in Konzerthalle und Theater hinaus, erklärte Stieber. „Sie sind auf vielfältige Weise musikalisch unterwegs und tragen so zu einem immer noch reichen Musikleben bei, trotz aller Streichaktionen und mangelnder Förderung.“ So wirken Orchestermusiker im Unterricht mit, leiten Laienensembles und Chöre als Dirigenten und beraten Institutionen, Kirchen oder kommunale Musikschulen. „Die Orchester haben auch eine Strahlkraft ganz tief in die Regionen und Dörfer hinein.“

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