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Opern-Spielstätte auf NS-Reichsparteitagsgelände

Roth befürwortet Opern-Spielstätte auf NS-Reichsparteitagsgelände

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Roth: Dauerhafte Opern-Spielstätte auf NS-Reichsparteitagsgelände [update, 1.8.23]

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Nürnberg - Kulturstaatsministerin Claudia Roth plädiert für einen dauerhaften Umzug der Nürnberger Staatsoper in den Innenhof der einst von den Nazis errichteten Kongresshalle. «Wenn es die Oper wirklich schafft, diesen Wahnsinns-Ort am Reichsparteitagsgelände erfolgreich zu bespielen, dann ist das ziemlich einzigartig», sagte die Grünen-Politikerin den «Nürnberger Nachrichten/Nürnberger Zeitung» (Samstag).

«Warum sollte man dann zurück ins alte Domizil? Wenn das funktioniert, ist das ein Sieg der demokratischen Kultur. Das wäre ein starkes Signal weltweit.» Während der Sanierung des historischen Opernhauses in der Innenstadt sollen Oper und Ballett des Nürnberger Staatstheaters zur Kongresshalle ziehen. Der hufeneisenförmige Monumentalbau auf dem früheren Reichsparteitagsgelände ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften der Nazis und wurde wegen des Kriegsbeginns nie fertiggestellt.

Im Innenhof soll eine Ausweichspielstätte gebaut werden. Im Rohbau der Halle sollen Proberäume, Werkstätten und Büros für das Theater sowie Räume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Für das gesamte Bauvorhaben veranschlagt die Stadt 211 Millionen Euro. Davon sollen Land und Bund 75 Prozent übernehmen.

«Das ganze Gelände kann ein bunter, lebendiger Platz für die Kultur der Demokratie werden. Die Stadt braucht dazu Mut», sagte Roth. Auf dem Gelände bekomme man eine klare Vorstellung über Täter und ihre Ideologie. «Dafür wenden wir auch von Bundesebene viel Geld auf, und ich werde oft gefragt: Warum so viel und dafür nach Nürnberg? Aber Nürnberg hat nun mal diesen so wichtigen, einzigartigen Erinnerungsort.»

Auf dem Gelände im Südosten der Stadt inszenierten die Nazis von 1933 bis 1938 ihre propagandistischen Reichsparteitage, zu denen Hunderttausende Parteimitglieder und Zuschauer kamen. Die Stadt Nürnberg will das weitläufige Areal für 85 Millionen Euro zu einem Lernort entwickeln und die maroden Bauten so absichern, dass Besucherinnen und Besucher diese gefahrlos betreten können. Die Hälfte der Kosten übernimmt der Bund.

 

[update, 1.8.23]

Stadt Nürnberg möchte keinen dauerhaften Umzug der Staatsoper

Nürnberg (dpa) - Die Stadt Nürnberg lehnt einen dauerhaften Umzug der Staatsoper auf das ehemalige Reichsparteitagsgelände ab. Eine Rückkehr an den angestammten Ort in der Stadtmitte stehe nach einem entsprechenden Stadtratsbeschluss außer Frage, teilte Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU) am Montag mit. Der Standort besitze nicht nur Tradition, sondern garantiere auch die Nähe aller vier Sparten des Staatstheaters zueinander. Zunächst hatten «Nürnberger Zeitung» und «Nürnberger Nachrichten» über die Ablehnung der Stadt berichtet.

Auch Operndirektor und Staatsintendant Jens-Daniel Herzog steht einem dauerhaften Umzug kritisch gegenüber. «Was wir an Neuem im «Labor Kongresshalle» erproben, wollen wir später mit zurück ins Herz von Nürnberg nehmen.» Ein dauerhaftes neues Opernhaus sei in der Kongresshalle nicht vorgesehen. «In diesem Fall müsste komplett neu und anders geplant und gedacht werden», sagte Herzog am Montag.

Zuvor hatte Kulturstaatsministerin Claudia Roth für einen dauerhaften Umzug der Nürnberger Staatsoper in den Innenhof der einst von den Nazis errichteten Kongresshalle plädiert. «Wenn es die Oper wirklich schafft, diesen Wahnsinns-Ort am Reichsparteitagsgelände erfolgreich zu bespielen, dann ist das ziemlich einzigartig», sagte die Grünen-Politikerin den Zeitungen. «Warum sollte man dann zurück ins alte Domizil? Wenn das funktioniert, ist das ein Sieg der demokratischen Kultur. Das wäre ein starkes Signal weltweit.»

Kulturbürgermeisterin Lehner fügte hinzu, in dem nicht fertiggestellten und nicht im Sinne der Nationalsozialisten genutzten Torso der Kongresshalle würden künftig die freien künstlerischen Szenen und das Staatstheater zusammenwirken. «Hier wird auch nach einer Nutzung durch das Staatstheater ein kulturelles Herz der Stadt pulsieren.»

Während der Sanierung des historischen Opernhauses in der Innenstadt sollen Oper und Ballett des Nürnberger Staatstheaters zur Kongresshalle ziehen. Der hufeneisenförmige Monumentalbau auf dem früheren Reichsparteitagsgelände ist eine der größten baulichen Hinterlassenschaften der Nazis und wurde wegen des Kriegsbeginns nie fertiggestellt.

 

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