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Schwerin: Staatstheater soll bis 2016 acht Millionen Euro einsparen [update]

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Schwerin - Am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin muss möglicherweise jeder vierte Arbeitsplatz gestrichen werden. Von derzeit 325 Stellen sollen bis 2016 bis zu 79 Stellen eingespart werden, sagte der Generalintendant und Geschäftsführer des Hauses, Joachim Kümmritz, am Dienstag auf einer Belegschaftsversammlung in Schwerin.

"Das ist heute kein leichter Gang", sagte der Generalintendant und Geschäftsführer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, Joachim Kümmritz, als er am Dienstag vor seine Mitarbeiter trat, um über die Finanzprobleme der Spielstätte zu berichten. Von der Bühne des prunkvollen Großen Hauses aus blickte er in ernste Gesichter. Dann verkündete er: Ein in Auftrag gegebenes Sanierungskonzept sehe vor, insgesamt 79 Stellen zu streichen - das entspricht jedem vierten Arbeitsplatz am Theater.

Bis 2016 müsse das Theater acht Millionen Euro einsparen, sagte Kümmritz. Erst im Februar war erneut eine drohende Insolvenz des Theaters durch eine Soforthilfe abgewendet worden. Die Finanzspritze war an die Bedingung geknüpft worden, dass bis Ende März ein Sanierungskonzept erstellt wird. "Dieses Konzept liegt seit gestern vor", sagte Kümmritz seinen Mitarbeitern.

Qualität könnte leiden

Der Generalintendant machte keinen Hehl daraus, dass er angesichts der vorgeschlagenen Kürzungen um die Qualität der Aufführungen am Staatstheater fürchtet. Sollte dem Konzept so zugestimmt werden, werde von der Spielstätte nicht mehr allzu viel übrig sein, prognostizierte er. Bereits im Februar hatte das Haus aus Geldnot beschlossen, die Wagner-Oper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg" zum Sommer 2012 vorzeitig abzusetzen.

Eine Mitarbeiterin fragte, warum nicht eine der drei Hauptspielstätten des Theaters geschlossen werde, anstatt so viele Mitarbeiter zu entlassen. Die Stimmung drohte noch weiter zu kippen. Doch Kümmritz wies diesen Vorschlag deutlich zurück. "Ich halte es für unverantwortlich, eine zweite, vernünftige Spielstätte hier am Theater zu schließen", sagte er.

Chefdramaturg: Wir müssen uns Gehör verschaffen

Der Wille zu kämpfen ist vielen Theatermitarbeitern trotz der drohenden Stellenstreichungen noch nicht vergangen. Chefdramaturg Ralph Reichel forderte seine Kollegen auf, sich in der Öffentlichkeit Gehör verschaffen. "Wir müssen klar machen, dass hier etwas zerstört wird, was Teil des Landes ist", forderte Reichel und erntete Applaus.

Unterstützung erhalten die Mitarbeiter vom Bühnenverein. Dieser will am 12. und 13. März die Sitzung des Ausschusses für künstlerische Fragen im Schweriner Staatstheater abhalten. Thema soll unter anderem die Situation der Theater in Mecklenburg-Vorpommern sein.
 

Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin in sechs Daten

- das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin konnte in der Spielzeit 2010/2011 knapp 200.000 Besucher verbuchen, damit ist das Haus das besucherstärkste Theater in Mecklenburg-Vorpommern

- die Hauptspielstätten sind das Große Haus (545 Plätze), das Konzertfoyer (bis zu 220 Plätze) und das E-Werk (100 Plätze)

- einige Aufführungen finden auch im Alten Garten, dem werk3 und im Freilichtmuseum in Schwerin-Mueß statt

- zum Schweriner Theater gehört auch die plattdeutsche Fritz-Reuter-Bühne

- 2010/2011 verfügte das Staatstheater über einen Etat von 22 Millionen Euro, davon waren 17,7 Millionen Euro Zuschüsse

- derzeit sind 325 Mitarbeiter an der Spielstätte beschäftigt, 1989 waren es noch 530 Beschäftigte

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