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Berlin - Die Berliner Philharmoniker wollen Konzertaufnahmen in Zukunft selbst veröffentlichen und damit von den Musikkonzernen weitgehend unabhängig werden. «Berliner Philharmoniker Recordings» - unter diesem Namen sollen vor allem sinfonische Werke als CDs und DVDs erscheinen, kündigte das Orchester am Donnerstag vor Journalisten an.
Zum Auftakt kommen die vier Sinfonien von Robert Schumann unter Leitung von Chefdirigent Sir Simon Rattle auf den Markt. In der kommenden Spielzeit werden die Philharmoniker bei 129 Konzerten auftreten. Geplant sind unter anderem Reisen nach New York und London. Zum Gedenken an den 25. Jahrestag des Mauerfalls spielt das Orchester in Halle, Warschau, Budapest und Prag. Zu den Dirigenten der Saison 2014/15 gehören Andris Nelsons, Riccardo Chailly, Kirill Petrenko, Christian Thielemann, Valery Gergiev, Bernard Haitink, Riccardo Muti, Mariss Jansons, Lorin Maazel, Gustavo Dudamel und Daniel Barenboim. Als Solisten treten unter anderem die Pianisten Martha Argerich, Helene Grimaud, Maurizio Pollini und Lang Lang sowie die Geiger Christian Tetzlaff und Isabelle Faust auf. Die großen Plattenfirmen vernachlässigten die großen sinfonischen Werke, kritisierte der für Medien zuständige Orchestervorstand Olaf Maninger. Den Konzernen gehe es vor allem um Starkult und Solisten, die sich gut vermarkten ließen. Dabei seien die großen Sinfonien die Säulen des Orchesters. Die letzte Aufnahme der Philharmoniker einer Sinfonie liege aber mehr als fünf Jahre zurück. Ganz wollen die Philharmoniker die Beziehungen zur Musikindustrie aber nicht kappen: Bei Auftritten mit Exklusivkünstlern von Plattenfirmen werden sie auch künftig mit den etablierten Labels zusammenarbeiten. Geplant sind unter anderem Johanns Sebastian Bachs «Johannespassion» sowie ein Zyklus sämtlicher Sinfonien von Franz Schubert unter Leitung von Nikolaus Harnoncourt. Auch im Internet sehen sich die Philharmoniker auf gutem Weg. Rund 1,7 Millionen Menschen hätten in den vergangenen 12 Monaten die Digital Concert Hall besucht. Dabei können Musikfreunde Konzerte als Livestream sehen oder in Archiven stöbern. Insgesamt hätten sich 390 000 Nutzer registriert, 20 000 von ihnen hätten ein Ticket oder ein Abonnement. Die App sei 180 000 Mal heruntergeladen worden.