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Brandenburg - Die historische Orgel des Doms der Havelstadt Brandenburg ist wieder spielbereit. Das fast 300 Jahre alte Instrument sei in den vergangenen Monaten einer Schönheitskur unterzogen worden, sagte Domkantor Marcell Fladerer-Armbrecht. Im kommenden Jahr wird das 850. Jahr der Gründung des Doms in der Havelstadt begangen. Zunächst wird Ende August das Instrument mit einem Konzert wieder in Betrieb genommen.
Die Orgel entstand zwischen 1723 und 1725 und ist ein Werk des Silbermann-Schülers Joachim Wagner, geboren 1690 in einem Dorf bei Genthin, gestorben 1749 in Salzwedel in der Altmark. Der bedeutende Orgelbauer schuf gut 50 Instrumente im damaligen Preußen, zu dem damals auch Teile des heutigen Sachsen-Anhalts gehören.
An der Orgel im Dom der Havelstadt Brandenburg musste in den vergangenen Wochen vor allem an den Windladen gearbeitet werden. Sie waren undicht. Sie versorgen die Pfeifen mit Luft.
«Das Besondere an der Orgel: 95 Prozent sind Original», sagte Fladerer-Armbrecht. Auf Wagners Instrumenten ließen sich die Werke Johann Sebastian Bachs so spielen, wie es dem Meister als Ideal vorgeschwebt haben müsse. «Mal das strahlende Tutti der Orgel, mal die zarten Streicherklänge. Für all diese Nuancen ist unsere Orgel die optimale Interpretin», sagte der Domkantor. Am schönsten klinge für ihn die sogenannte Geigenfuge in d-Moll von Bach.
«Im Vergleich zu heutigen Orgeln fehlen aber die ganz hohen Töne», sagte er. Zudem besitze das Instrument eine historische Stimmung: nicht jede Tonart klinge gleich rein. «Von Stücken mit mehr als drei Vorzeichen sollte man lieber die Finger lassen», sagte er. Zuhörer müssten sich dann nicht die Ohren zuhalten.
Wagners Meisterstück war die Orgel der Berliner Marienkirche. Von ihm stammen auch Orgeln in Werben, Königsberg und Jüterbog. Sein letztes Instrument war eine Orgel für die Marienkirche in Salzwedel (Altmark). Davon existiert heute nur noch das Prospekt, also das äußere Erscheinungsbild. Die Pfeifen wurden im 1. Weltkrieg eingeschmolzen.