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Bayerische Staatsoper vor Zerreißprobe - Teile der Belegschaft wehren sich gegen Japan-Tournee

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München - Die Bayerische Staatsoper steht vor einer Zerreißprobe. Teile der Belegschaft wehren sich wegen möglicher Strahlengefahren nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima gegen eine Teilnahme an der für Herbst geplanten Japan-Tournee des Münchner Opernhauses. Wie die Nachrichtenagentur dapd am Wochenende aus Belegschaftskreisen erfuhr, ist ein «gewisser Prozentsatz» der rund 400 betroffenen Mitarbeiter entschlossen, aus Angst vor Gesundheitsschäden nicht an dem Gastspiel teilzunehmen.

Die Intendanz sieht dagegen keine konkreten Gefährdungen und hält an der Tournee fest. Diese soll vom 12. September bis 12. Oktober dauern. Präsentiert wird unter anderem Richard Wagners «Lohengrin» mit Startenor Jonas Kaufmann in der Titelrolle.

Die Stimmung unter den Mitarbeitern ist gespannt
Am vergangenen Dienstag hatte eine außerordentliche Personalversammlung stattgefunden, bei der zwei Strahlenexperten über die aktuelle Lage in Japan informierten, wie dapd erfuhr. Die Experten hätten aktuell keine Bedenken angemeldet. Dagegen liege der Intendanz der Staatsoper auch eine «gutachterliche Stellungnahme» des atomkritischen Strahlenmediziners Edmund Lengfelder vor, der von der Tournee abrate. Die Stimmung unter den Mitarbeitern sei gespannt. In den kommenden Tagen solle eruiert werden, wer definitiv eine Teilnahme ablehne.

Die Intendanz hat den Angaben zufolge angeboten, dass Mitarbeiter, die sich weigern, nach Japan zu fahren, in dieser Zeit unbezahlten Urlaub nehmen könnten. Wie bei Inhabern von Schlüsselpositionen verfahren werden soll, ist nicht bekannt. Außerdem wird überlegt, Trinkwasser aus Deutschland nach Japan mitzunehmen, um etwaige Gefahren durch möglicherweise radioaktiv belastetes Wasser in Japan auszuschließen.

Intendant und Musikdirektor waren Anfang Juni in Japan
In einer Mitteilung hatte die Staatsoper am vergangenen Mittwoch angekündigt, dass die Tournee «planmäßig» stattfinden soll. Anfang Juni hätten sich Staatsintendant Nikolaus Bachler und Generalmusikdirektor Kent Nagano persönlich ein Bild von der Lage in der japanischen Hauptstadt gemacht, die neben Yokohama Ziel der Tournee ist. «Aufgrund der offiziellen Bewertung der Situation in Tokio sowohl von japanischer wie deutscher Seite besteht zur Zeit keine Gesundheitsgefährdung. Daher wird, sollten sich die Umstände nicht ändern, die seit zwei Jahren geplante Tournee stattfinden.»

Die Japan-Gastspiele der Bayerischen Staatsoper haben eine lange Tradition. Seit Anfang der 70er Jahre reist das Opernhaus durchschnittlich alle fünf Jahre in den Fernen Osten und präsentiert dem Publikum ausgewählte Opernproduktionen mit hochkarätigen Künstlern. Diesmal sollen neben Wagners «Lohengrin» die Opern «Roberto Devereux» von Gaetano Donizetti und «Ariadne auf Naxos» von Richard Strauss gezeigt werden. Insgesamt stehen zehn Opernvorstellungen sowie Konzerte mit Werken von Anton Bruckner und Johannes Brahms auf dem Programm. Dirigiert werden die Werke unter anderem von Generalmusikdirektor Kent Nagano. Zu den Gesangssolisten zählen neben Tenor Jonas Kaufmann die Sopranistinnen Waltraud Meier und Edita Gruberova.


 

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