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Elegant-komische "Semele" in der Grazer Oper

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Georg Friedrich Händels "Semele" im Grazer Opernhaus sei der Beweis dafür, dass auch ein Oratorium in szenischer Fassung an Bühnenwirksamkeit so manche Oper zu übertreffen vermag, so die österreichische Nachrichtenagentur APA in ihrer Rezension.

Die Inszenierung, die am Samstag Abend Premiere hatte, ist zwar nicht neu, aber gut: Robert Carsen verlegte die Handlung gekonnt in das England der 50er Jahre und ließ klare, wunderschöne Bilder entstehen. Die Sänger boten alle hervorragende Leistung, das Orchester unter Nicholas Kok schuf ein homogenes Klangbild, so Kritikerin Karin Zehetleitner.

Ein weiter, blauer Bühnenraum mit einer hohen Türe, ein Bett und ein Thron: Mehr als das schlichte Bühnenbild braucht es nicht, um wunderschöne Stimmungen zu erzeugen. Was Ausstatter Patrick Kinmonth an der Bühne sparte, steckte er dafür in die Kostüme, die nicht nur farblich eine Augenweide waren. Bis hin zu zwei außergewöhnlich glitzernden Kronen stimmte jedes Detail. Die fast magischen Lichtstimmungen (Peter van Praet) unterstützen wirkungsvoll die klaren Linien der Musik.

Robert Carsen, dessen Inszenierung bereits in Aix-en-Provence, Antwerpen und London zu sehen war und in Graz von John La Bouchardiere einstudiert wurde, setzt auf die Gefühle der Figuren, die äußerlichen Handlungen sind eher zurückgenommen. Er scheut nicht vor großen Bildern a la Hollywood zurück, wenn Semele und Jupiter im dekorativ zerwühlten Bett vor leuchtendem Sternenhimmel lagern. Aus Juno, der eifersüchtigen Göttin, wird bei Carsen Königin Elisabeth II., die im Krönungsornat immer noch ihr charakteristisches Henkeltäschchen schwenkt. Ein Kabinettstück ist die erste Arie Junos, wenn sie zur Abreise in Richtung untreuen Gemahl rüstet und dabei in der Handtasche nach ihrem Flugticket kramt. Semele selbst darf meist als blonder Versuchung im Seidennachthemdchen herumhüpfen, während ihre Schwester Ino ernst und schön in Schwarz auftritt.

In der Titelrolle überzeugt Ann Helen Moen durch lebhaftes Spiel und noch mehr durch ihre sicher geführte Stimme, die Verzierungen mit einer gewissen Ironie zu setzten weiß. Marlin Miller als Jupiter besticht durch schlanken, sicheren Gesang, ebenso Stephanie Houtzeel als Ino, die auch im Glück etwas edel Leidendes hat. Umwerfend komisch agiert Claire Powell als Juno, die ihre Auftritte zu Höhepunkten des Abends macht und dabei von Margareta Klobucar als Iris bestens unterstützt wird. Andrew Watts (Athamas) und David Mc Shane (Cadmus, Somnus) runden den Abend mit guten stimmlichen Leistungen ab.

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