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Intendantenchaos in München - Albrecht geht nicht zur Bayerischen Staatsoper

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München (ddp-bay). Der designierte Intendant der Bayerischen Staatsoper, Christoph Albrecht, wird sein Amt im nächsten Jahr nicht antreten. Das bayerische Kunstministerium suche bereits einen Nachfolger für den Nachfolger des derzeitigen Intendanten Sir Peter Jonas, sagte der Abteilungsleiter Kunst im Staatsministerium, Toni Schmid, am Freitag auf ddp-Anfrage.

Albrecht sollte zum Ende der Spielzeit 2005/2006, also im Herbst nächsten Jahres, die Nachfolge von Jonas antreten. Zur gleichen Zeit soll der US-Dirigent Kent Nagano Nachfolger des derzeitigen Generalmusikdirektors Zubin Mehta werden. Das Ministerium teilte mit, dass derzeit mit Albrecht über eine Auflösung des Intendantenvertrages verhandelt wird. «Wir wünschen uns einen möglichst guten Nachfolger, wenn es geht, den besten», sagte Schmid. Es sei aber kein «Feuer unterm Dach» der Staatsoper, betonte der Ministerialbeamte. Schließlich habe man noch genug Zeit.
lbrecht war von 1991 bis 2003 Intendant der Dresdner Semperoper, bevor er noch vom früheren Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) zum Nachfolger von Jonas bestellt wurde. Momentan wirkt Albrecht als Präsident der Bayerischen Theaterakademie München. Nach Angaben seines Sprechers ist er in Urlaub und für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Zu den Hintergründen des überraschenden Personalrevirements berichtet der «Münchner Merkur» aus «informierten Kreisen», dass Albrecht die Erwartungen an ihn nicht erfüllt habe. Das Ministerium habe daher «die Notbremse gezogen» und nach einem Ersatz Ausschau gehalten. Diese Angaben wurden jedoch vom Ministerium nicht offiziell bestätigt.
Laut «Merkur» ist der Intendant des Wiener Burgtheaters, Klaus Bachler, als ein möglicher Nachfolger von Jonas im Gespräch. Er werde von Kunstminister Thomas Goppel (CSU) favorisiert. Die Pressestelle des Burgtheaters gab dazu am Freitag keinen Kommentar ab. Bachlers Vertrag mit dem Burgtheater läuft noch bis 2009.
Der Österreicher Bachler, der bereits die Wiener Festwochen und die Wiener Volksoper leitete, war vergangenes Jahr bereits als neuer Intendant der Salzburger Festspiele im Gespräch. Laut «Merkur» ist nicht zu erwarten, dass Bachler sofort aus seinem Vertrag mit dem renommiertesten österreichischen Sprechtheater entlassen werden kann.
Dazu teilte wiederum die Bayerische Staatsoper mit, der designierte Generalmusikdirektor Kent Nagano sei auf Bitten von Goppel bereit, übergangsweise als kommissarischer Staatsoperndirektor die künstlerische Leitung der Hauses zu übernehmen, falls bis zum 1. September 2006 noch kein Nachfolger gefunden sei. Jonas habe zudem zugesagt, auch nach Beendigung seiner Amtszeit einer interimistischen Leitung ehrenamtlich beratend zur Seite zu stehen.
(Weiteren Quellen: Ministerium und Staatsoper in Mitteilungen; Schmid, Burgtheater und Theaterakademie auf ddp-Anfrage; «Münchner Merkur» in der Samstagausgabe)
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