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Kritik am Semperopernball - Intendantin: «Der Ball ist mir zu wenig opernhaft»

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Dresden - Die neue Intendantin der Dresdner Semperoper, Ulrike Hessler, hat deutliche Kritik am Semperopernball geübt. «Ich würde mir mehr Oper und weniger Unterhaltungsshow wünschen», sagte Hessler am Mittwoch in Dresden. Außerdem gebe es Zweifel, ob beim Kartenvorverkauf alles mit rechten Dingen zugegangen sei.

Einem Zeitungsbericht zufolge sollen die Flanierkarten nur an ausgesuchte Kunden verkauft worden sein. Der Vorsitzende des Semperopernballvereins, Hans-Joachim Frey, wies die Kritik als unbegründet zurück.

«Der Ball ist mir zu wenig opernhaft», sagte Hessler, die seit dieser Spielzeit Intendantin in Dresden ist und zuvor Marketingchefin an der Bayrischen Staatsoper war. Sie selbst habe zwei Bälle in München mitorganisiert, bei denen mehr Operette und Oper aufgeführt worden sei. Weil der Semperopernball für Dresden von großer Bedeutung sei, sollte längerfristig über Änderungen im Konzept nachgedacht werden. «Wir sind an einem Punkt, wo über einige Dinge geredet werden sollte», sagte Hessler. Das künstlerische Programm sei bisher eine Show für MDR-Zuschauer.

Zu der Ballnacht in der Semperoper und der historischen Altstadt von Dresden werden am 14. Januar rund 2.200 Gäste erwartet, darunter viele Prominente aus Kultur, Politik und Wirtschaft. Geplant sind bislang der Auftritt des Opernsängers Vittorio Grigolo sowie von Sängerin und Entertainerin Ina Müller. Nach dem Programmteil, der vom MDR-Fernsehen live übertragen wird, dürfen Gäste mit Flanierkarten zur Veranstaltung dazustoßen. Die mehr als 450 Flanierkarten zum Preis von je 180 Euro waren schnell ausverkauft.

Nach Informationen der «Dresdner Neuesten Nachrichten» wurden die Flanierkarten an zwei Hotels vergeben. Die Hotels verkauften die Tickets in teuren Arrangements an auswärtige Gäste. Außerdem hätten 25 nicht näher bekannte Einzelpersonen jeweils zehn Karten kaufen können, berichtete das Blatt.

«Mit dieser Verkaufspraxis habe ich ein Problem», sagte Hessler. Viele Leute hätten sich bei ihr darüber beschwert, keine Karten bekommen zu haben. Das Publikum aus Dresden und der Region komme ohne Tischkarten nicht in die Oper hinein. «Sie werden quasi ausgeschlossen und können nur vor der Tür auf dem Theaterplatz feiern.» Das werde dem Anspruch des Balls als gesellschaftliches Ereignis nicht gerecht. Der Semperopernballverein trage als Veranstalter die Verantwortung für den Ticketverkauf.

Vereinschef Frey wies die Vorwürfe zurück. Rund 44 Prozent der Gäste des Balls seien Dresdner. «Bei den Flanierkarten sind es sogar 62 Prozent», betonte Frey. Die Zusammenarbeit mit der Semperoper habe immer gut funktioniert. «Insofern wundere ich mich, dass die Intendanz nach bereits fünf erfolgreichen Opernbällen plötzlich Kritik an dem aus ihrer Sicht zu sehr auf die Fernsehbedürfnisse des MDR ausgerichteten künstlerischen Programm des Balles übt», sagte der Vereinschef. Hunderte Briefe begeisterter Dresdner zeugten von einer breiten Zustimmung in der Bevölkerung.
 

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