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Weimar - Das Kunstfest Weimar erfindet sich 25 Jahre nach seiner Gründung wieder einmal neu. «Es ist nicht so selbstverständlich, dass eine Festivalinitiative, die in der Wendezeit 1990 gegründet wurde, all die Jahre überlebt», sagte der neue künstlerische Leiter Christian Holtzhauer der Nachrichtenagentur dpa. Von diesem Freitag bis zum 7. September stehen 20 Produktionen mit 43 Vorstellungen auf dem Programm.
«Wir nehmen die Begriffe Kunst, Fest und Weimar wörtlich.» Künstler unterschiedlicher Genres und Herkunft bieten Theater, Tanz, Ausstellungen, Konzerte und Diskussionsrunden. Darunter sei viel alternative und junge Kunst, bei der sich die Grenzen vermischten.
An diesem Freitag (22. August) startet das Jubiläumsfest mit der französischen Straßentheatergruppe Histoire de Famille, die mit ihrer «Disco Power Band» durch Weimars Straßen ziehen wird. Am Abend wird der Tanzabend «Nach einer wahren Geschichte» des französischen Choreographen Christian Rizzo seine Deutschlandpremiere feiern. Das Stück vereine orientalische Folklore mit zeitgenössischem Tanz und Schlagzeug.
Das von Holtzhauers Vorgängerin Nike Wagner initiierte Auftaktkonzert «Gedächtnis Buchenwald» gibt es nicht mehr. Stattdessen wird es jedes Jahr eine andere künstlerische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und der Geschichte Weimars geben. Das australische Back to Back Theatre komme mit seinem Stück «Ganesha gegen das Dritte Reich» für sein einziges Deutschland-Gastspiel nach Weimar, sagte der Kunstfest-Chef. Weitere Produktionen, die sich mit Geschichte auseinandersetzen, sind das dokumentarische Theaterprojekt «Schlachtfeld Erinnerung 1914/2014» zum Ersten Weltkrieg von Hans-Werner Kroesinger sowie «Schubladen» über deutsch-deutsche Befindlichkeiten.
2014 gibt es auch viel Goethe, darunter eine Ausstellung des Schweizers Hans Peter Litscher zu Goethes Begeisterung für Zebras - ein Gebiet, das die Goethe-Forschung bisher ignoriert habe. Am Dichtergeburtstag am 28. August verleiht das Goethe-Institut im Rahmen des Kunstfests wieder ihre Goethe-Medaillen. Neben der polnischen Intendantin Krystyna Meissner und dem kürzlich gestorbenen belgischen Opernintendanten Gerard Mortier erhält der US-Amerikaner Robert Wilson die Auszeichnung. Er ist zum dritten Mal und unter dem dritten Kunstfest-Intendanten in der Klassikerstadt und gibt diesmal Einblicke in seine Theaterarbeit.
Antje Lauschner