Auf der 51. Leipziger Dokfilmwoche kündigt sich eine neue Generation von Filmemachern an +++ Rund 300 Animations- und Dokumentarfilme in den verschiedenen Wettbewerbskategorien auf dem Programm
Leipzig (ddp). Auf der Leipziger Dokumentarfilmwoche wird es in diesem Jahr vor allem mutige Filme geben, viele davon mit einer klaren politischen Aussage. Die Programmdirektorin des Festivals, Grit Lemke, ist sich sicher, dass die Zeit der Nabelschauen vorbei ist. «Bei den Dokumentarfilmen des Festivalprogramms 2008 gibt es so etwas wie 'Ich kreise um mich selbst' nicht mehr.» Die Filme dieses Jahrgangs stammten offenbar von Regisseuren, die sich bereits «gefunden hätten» und nun mit ihren Filmen Mut bewiesen, Experimentierfreude und dabei auch klare Aussagen nicht scheuten.
Insgesamt werden auf der am Montag beginnenden 51. Auflage des Festivals bis Sonntag (2. November) rund 300 Animations- und Dokumentarfilme in den verschiedenen Wettbewerbskategorien,
Retrospektiven und Sonderreihen zu sehen sein. Knapp 80 Filme gehen dabei ins Rennen um die Festivalpreise Goldene und Silberne Taube sowie um mehrere andere Auszeichnungen mit einer Dotierung von insgesamt rund 50 000 Euro.
Besondere Beachtung schenkt das Festival in diesem Jahr dem Krieg und dem Leben in Afghanistan mit der Sonderreihe «Unfinished Business - Afghanistan aus dem Blick des Anderen». Zudem gibt es eine Retrospektive zum Thema Migration, eine Sonderreihe «Vom Ende der Raucher» und eine Hommage an die beiden Filmemacher Barbara und Winfried Junge, die mit ihrer Filmchronik der Kinder von Golzow ein weltweit einmaliges Projekt schufen.
In diesem Jahr zeichnet sich dabei ein klarer Trend hin zur Vermischung der Genres Dokumentarfilm und Animation ab. «In sehr vielen der eingereichten Filme sind Dokumentation, animierte Szenen, nachempfundene, nachgestellte und inszenierte Elemente regelrecht verwoben», sagt Lemke. Zwar gebe es auf dem Festival die Kategorie «Animierter Dokfilm» schon länger, doch eine derartige Verquickung wie in diesem Jahr sei neu. Offenbar sei dies auch die Folge eines anderen Umgangs mit dem Medium Film durch eine neue Generation. Die Vermischung der Genres sei für die meist jungen Filmemacher eine Selbstverständlichkeit, ein naheliegendes Stilmittel und nichts Exotisches.
Die Sonderveranstaltungen Dok Summits widmen sich den Themen «Filmemachen in Afghanistan», «Der animierte Dokfilm», die Verwertungsformen und Rechtsfragen für Dokfilmmacher und der Frage «Wo steht der deutsche Dokumentarfilm international». Für Nachwuchsfilmemacher gibt es außerdem zwei Meisterklassen und zwei Workshops.
Insbesondere auch dieser Austausch mache das Festival neben der Präsentationsmöglichkeit beim Publikum zu einem echten Arbeitstreffen. «Die Produktionsbedingungen für den Dokfilm sind schlecht. Das Fernsehen bestimmt alles und fordert eine strenge Formatierung der Filme», sagt Programmchefin Lemke. Was dabei herauskomme, sei oft nur ein Einheitsbrei. Ausnahmen, Überraschungen, stilprägende Beiträge könnten so nicht entstehen.
Das Festival selbst muss sich aufgrund knapper Finanzen beschränken, bedauert Programmchefin Lemke. Dem seit Jahren steigenden Publikumsinteresse könne deshalb nur schwer Rechnung getragen werden. «Unsere Kapazitäten sind ausgereizt", sagt Lemke. Rechtzeitiges Kommen sei auch diesmal wieder Pflicht für das für Jahr zu Jahr größer werdende Publikum der Dokwoche.
Aufatmen beim Dokfilm-Festival: Förderung für soll erhöht werden
Leipzig (ddp-lsc). Bund, Land und Stadt haben anlässlich der 51. Leipziger Dokumentarfilmwoche ihre Förderzusagen erhöht. Der Direktor des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm, Claas Danielsen, sagte zum Start des Festivals am Montag, dass die «Dokfilmwoche» mit den nun ergangenen Finanzzusagen «ihr strukturelles Defizit immerhin halbieren konnte». Noch vor einem Jahr sei das Festival wegen Unterfinanzierung gefährdet gewesen. Außerdem sei es gelungen, auch sehr viele private Sponsoren zu gewinnen.
Danielsen zufolge liegt der Anteil der öffentlichen Geldgeber für das Festival bei rund 70 Prozent des Gesamtetats von 850 000 Euro. Während die Stadt Leipzig und das sächsische Kulturministerium ihre Festivalförderung um knapp 25 Prozent erhöhten, stockte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) die Bundesunterstützung um rund fünfzig Prozent auf.
«Es ist zu beobachten, dass der anspruchsvolle Dokumentarfilm sehr schwere Zeiten erlebt», sagte Danielsen. Es fehlten Mittel für die Produktion, Präsentation und Vermarktung. Das Festival sei für viele ambitionierte und hochanspruchsvolle Filmemacher ein wichtiger Platz, ihre Werke zu diskutieren, zu präsentieren und ein Publikum oder einen Medienpartner zu finden.
Die «Dokfilmwoche» startete am Abend mit der Vorstellung der britisch-US-amerikanischen Koproduktion «Men on Wire» (Regie: James Marsh), einem Film über den Hochseilartisten Philippe Petit. Bis Sonntag werden rund 300 Animations- und Dokumentarfilme in verschiedenen Wettbewerbskategorien, Retrospektiven und Sonderreihen unter anderem zum Leben in der täglichen Kriegsbedrohung in Afghanistan sowie zum Umgang mit dem Rauchverbot heute und in der Vergangenheit gezeigt. Knapp 80 Filme gehen ins Rennen um die Festivalpreise Goldene und Silberne Taube sowie mehrere andere Auszeichnungen mit einer Dotierung von insgesamt rund 50 000 Euro.