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Trends und Themen der kommenden Opern-Saison - Ein Überblick

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Berlin - An den meisten Opernhäusern laufen auch in der kommenden Spielzeit die üblichen Verdächtigen: «Die Zauberflöte», «La Bohème», «Carmen», «Figaros Hochzeit» oder «Hänsel und Gretel». Die Besonderheiten an den europäischen Opernhäusern auszumachen, ist nicht immer leicht. Vielen Opern-Fans ist jedoch inzwischen klar, dass Europas vermeintliche Top-Häuser (Wiener Staatsoper, Mailänder Scala, Paris oder London) schon lange nicht mehr die innovativen und aufregenden sind, sondern eher sogenannte Zweite-Reihe-Häuser wie die Oper Frankfurt, die Staatsoper Stuttgart, das Theater an der Wien oder die Opéra de Lyon.

Eine Auswahl interessanter Themen und Thesen zur Saison 2013/14, die ab August in den Häusern peu à peu losgeht:

JUBILÄEN: Für die Opernwelt ist 2013 ein besonderes Jahr. Viele Opernhäuser spiegeln in ihren Spielplänen drei Jubiläen wider – und zwar die 200. Geburtstage von Giuseppe Verdi und Richard Wagner sowie den 100. Geburtstag von Benjamin Britten. Die Hamburgische Staatsoper hat deswegen sogar gleich das Motto «Wagner-Verdi-Britten 2013» ausgerufen. Im Jahr 2014 folgt ein weiteres Jubiläum, das viele Opern bereits frühzeitig begehen: der 150. Geburtstag von Richard Strauss.

VERDI: Richard Wagner und seine Opern waren verstärkt im ersten Halbjahr 2013 angesagt (man erinnere sich etwa an den «Tannhäuser»-Skandal in Düsseldorf, wo die Inszenierung mit Nazi-Elementen von Burkhard C. Kosminski direkt nach der Premiere abgesetzt wurde, weil Zuschauer in Notarztbehandlung waren). Jetzt kommt noch mehr der andere große Jubilar des Jahres dran: Giuseppe Verdi (wäre am 10. Oktober 200 geworden). Dabei fällt auf, dass die Häuser nicht unbedingt mit «Aida» gratulieren, sondern lieber «La Traviata» aufführen - zum Beispiel Duisburg (8.10.), Darmstadt und Mailand (jeweils 7.12.), Mainz (11.1.) oder das Theater an der Wien (1.7.). Doch auch «Don Carlos» (ab 12.10. etwa in Mailand), «Falstaff» (Stuttgart, 20.10.), «Il Trovatore» (Berliner Staatsoper, 29.11.) oder «La forza del destino» (München, 22.12.) werden gegeben.

INSZENIERENDE FILMSTARS: Nachdem Oscar-Gewinner Michael Haneke («Liebe») die Mozart-Oper «Così fan tutte» inszeniert hat, die im Februar/März in Madrid und im Mai/Juni in Brüssel zu sehen war, erwarten Fans bereits die nächste Sensation in Belgien. Oscar-Preisträger Christoph Waltz («Inglourious Basterds», «Django Unchained») inszeniert an der Vlaamse Opera «Der Rosenkavalier» von Richard Strauss. Die Erstaufführung ist am 15.12. in Antwerpen geplant. Im Januar soll es Aufführungen in Gent geben, später dann auch in Luxemburg und London. Apropos Filmstars: Auch der Filmregisseur Patrice Chéreau («Die Bartholomäusnacht») inszeniert Richard Strauss - und zwar «Elektra». Nach der Premiere, die beim Festival d'Aix en Provence im Juli war, ist die Version bald in der Mailänder Scala (ab 18.5.2014) zu sehen. An der Koproduktion sind auch New Yorks Metropolitan Opera, die Finnische Nationaloper Helsinki, das Gran Teatre del Liceu Barcelona und die Berliner Staatsoper beteiligt.

MEHR STRAUSS: Die Oper Frankfurt zum Beispiel bringt «Ariadne auf Naxos» (5.10.) und «Die Liebe der Danae» (15.6.) auf die Bühne. Die Bayerische Staatsoper in München (21.11.) und das Londoner Royal Opera House (14.3.) bekommen eine neue «Frau ohne Schatten». (nmz,bl - siehe auch: Richard Strauss in der Spielzeit 2013/14 an der Semperoper Dresden)


JANÁCEK: Auch wenn kein besonderes Jubiläum rund um den tschechischen Komponisten Leoš Janácek (1854-1928) anliegt, sind seine Opern wieder sehr präsent. «Jenufa» etwa kommt an mehrere renommierte Häuser – zum Beispiel in Brüssel (21.1.), Graz (29.3.) oder Essen (24.5.). In Häusern wie der Deutschen Oper Berlin, den Opern Zürich und Zagreb sowie natürlich am Prager Nationaltheater (Národní divadlo) läuft sie

eh schon. Andere Häuser nehmen sich andere Janácek-Werke ins Programm wie «Katja Kabanowa» (Staatsoper Berlin, ab 25.1., Regie: Andrea Breth) oder aber «Das schlaue Füchslein» (Hamburg, ab 9.3.; Wien, ab 18.6. in der Regie von Otto Schenk).

FILM-ERFOLG ALS OPER: Das Teatro Real Madrid bringt die Opern-Version des Schwulen-Westerns «Brokeback Mountain» von Charles Wuorinen (nach dem Libretto von Annie Proulx) auf die Bühne. Die Kinoversion von Ang Lee mit den Hauptdarstellern Jake Gyllenhaal und Heath Ledger gewann 2006 drei Oscars. Weltpremiere der Oper soll am 28. Januar 2014 sein.

ACHSE BERLIN-ZÜRICH-WIEN: Eine gute Beziehung pflegen der Intendant der Komischen Oper Berlin, Barrie Kosky, und sein Vorgänger Andreas Homoki, der jetzt in Zürich Chef ist. Kosky inszeniert in Zürich Giacomo Puccinis «La fanciulla del West» (Premiere 22.6.). Und auch Homoki inszeniert nicht nur am eigenen Haus («Fidelio») sondern auch in Wien an der Staatsoper («Lohengrin», Premiere 12.4.). Ansonsten setzt Kosky verstärkt auf Operette - etwa auf «Clivia» von Nico Dostal (ab 8.3.) mit Christoph Marti, Tobias Bonn und Andreja Schneider (auch bekannt als Geschwister Pfister) oder aber Emmerich Kálmáns Operette «Die Herzogin von Chicago» (22.12.) mit Entertainerin Gayle Tufts.

ZAUBERFLÖTE GOES AMERICA: Die aufsehenerregende Berliner Inszenierung der Mozart-Oper «Die Zauberflöte» (von Barrie Kosky und der britischen Theatertruppe «1927»), die humorvoll Filmanimation, Stummfilm-Ästhetik, das Kabarett der Weimarer Republik sowie die Interaktion der Sänger miteinander verknüpft, geht in die USA. Sechs Aufführungen in Los Angeles (Opernchef Plácido Domingo) soll es zwischen dem 23.11. und 15.12. geben. Im April soll «The Magic Flute» dann auch in Minneapolis (Minnesota Opera) zu sehen sein.

Gregor Tholl

 

Wer was wo 2013/14 inszeniert - eine Auswahl

- KEITH WARNER: «Nabucco», Deutsche Oper Berlin (ab 8.9.)

- SEBASTIAN BAUMGARTEN: «Der fliegende Holländer», Theater am Goetheplatz Bremen (ab 15.9.)

- CALIXTO BIEITO: «Die Soldaten», Opernhaus Zürich (ab 22.9.), Komische Oper Berlin (ab 15.6.)

- ANDREA MOSES: «Falstaff», Oper Stuttgart (ab 20.10.)

- DIETRICH W. HILSDORF: «Eugen Onegin», Oper Köln (ab 20.10.)

- ALVIS HERMANIS: «Così fan tutte oder Die Schule der Liebenden», Komische Oper Berlin (ab 3.11.)

- JAN PHILIPP GLOGER: «Faust», Opernhaus Zürich (ab 3.11.)

- CHRISTOF LOY: «Falstaff», Deutsche Oper Berlin (ab 17.11.)

- PHILIPP STÖLZL: «Il Trovatore», Berliner Staatsoper (ab 29.11.)

- CHRISTOPH WALTZ: «Der Rosenkavalier», Vlaamse Opera, Antwerpen/Gent (ab 15.12., zunächst Antwerpen)

- MARTIN KUŠEJ: «La forza del destino», Bayerische Staatsoper München (ab 22.12.).

- JENS-DANIEL HERZOG: «Carmen», Hamburgische Staatsoper (ab 19.1.2014)

- ALVIS HERMANIS: «Jenufa», Brüsseler Opernhaus La Monnaie/De Munt (ab 21.1.2014)

- ANDREA BRETH: «Katja Kabanowa», Berliner Staatsoper im Schillertheater (ab 25.1.2014)

- CHRISTOF LOY: «La Straniera», Aalto-Musiktheater Essen (ab 2.3.2014)

- CLAUS GUTH: «Die Frau ohne Schatten», Royal Opera House London (ab 14.3.2014)

- NICOLAS STEMANN: «Rein Gold» nach einem Wagner-Essay der Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek als Uraufführung, Berliner Staatsoper im Schillertheater (ab 9.3.2014)

- SASHA WALTZ: «Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg», Berliner Staatsoper im Schillertheater (ab 12.4.2014)

- ANDREAS HOMOKI: neben «Fidelio» in Zürich (ab 8.12.) auch «Lohengrin», Wiener Staatsoper (ab 12.4.2014)

- CHRISTOF LOY: «Don Giovanni», Oper Frankfurt (ab 11.5.2014)

- OTTO SCHENK: «Das schlaue Füchslein», Wiener Staatsoper (ab 18.6.2014)

- BARRIE KOSKY: neben Arbeiten an der Komischen Oper auch «La fanciulla del West», Opernhaus Zürich (ab 22.6.2014).

- PETER KONWITSCHNY: «La Traviata», Theater an der Wien (ab 1.7.2014)

- JOSSI WIELER: «Tristan und Isolde», Oper Stuttgart (ab 20.7.2014)
 

 

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