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Wagners Gesamtkunstwerk im Zeitraffer - «Ring» an einem Abend

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Bayreuth - Die vier Teile von Richard Wagners «Ring des Nibelungen» dauern insgesamt mehr als 16 Stunden. Bevor das Mammutwerk bei den Bayreuther Festspielen aufgeführt wird – verteilt auf vier Abende -, hat am Fuße des Grünen Hügels am Mittwochabend eine auf vier Stunden eingedampfte Fassung Premiere gefeiert.

 

  Der «Pocket-Ring» in einer Version des britischen Dirigenten David Seaman aus dem Jahr 1990 gehört zum Jubiläumsprogramm, das die Stadt Bayreuth zu Wagners 200. Geburtstag auf die Beine gestellt hat.

  Keine Persiflage oder Parodie sollte es sein. Inszeniert hat der renommierte Opernregisseur Philippe Arlaud. In dieser «Ring»-Fassung ist vieles drin: vom Raub des Rings im «Rheingold» bis zu Siegfrieds Tod in der «Götterdämmerung». Den berühmten Walkürenritt etwa sucht der Kenner aber vergebens. Der «Ring»-Neuling dagegen wird Appetit auf mehr bekommen, denn das Arrangement ist für Wagner-Einsteiger bestens geeignet.

  Arlauds Inszenierung ist zeitlos und sparsam. Ein richtiges Bühnenbild gibt es nicht. Stellwände und sparsame Requisiten reichen lediglich für Andeutungen. Gezeigt wird eine tragische Familiengeschichte - weniger mit Göttern, Riesen und Nibelungen, als vielmehr mit Menschen und sonderbaren Gestalten.

  Einzelne Sängerinnen und Sänger übernehmen bis zu fünf Partien. Tilmann Unger vom Münchner Gärtnerplatztheater als Siegfried, Siegmund und Froh ragt besonders heraus. Der kraftvolle Tenor gestaltet seine Rollen mitreißend und mit großer Leidenschaft. Stimmlich ebenso bestens präsent ist die schwedische Sopranistin Magdalena Bränland als Brünnhilde und Wellgunde. Sie hat besonders in den liedhaften Szenen ihre stärksten Momente. Der amerikanische Bariton Gary Martin glänzt als kraftvoller Wotan sowie als Gunther. Der französische Bariton Jean-Marc Salzmann besticht stimmlich wie darstellerisch als Alberich und Fasolt.

  Die Musiker spielten Original-Wagner - in einer kammermusikalischen Version. Die Leitung hatte der Kulturbeauftragte der Stadt Bayreuth, Nicolaus Richter. Obwohl der eigens zusammengestellte und als «Bayreuther Wagner Kammerorchester» benannte Klangkörper mit 18 Musikern alles andere als üppig besetzt ist, bietet er puren Musikgenuss: Dirigent Richter stellt Höhepunkte und Akzente klar heraus und bringt Ordnung in Töne, Leit- und Personenmotive.

Stephan Herbert Fuchs

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