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Am Anfang war ein kleines Festival …

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Bereits zum fünften Mal geht Ende September 2012 der Celloherbst am Hellweg an den Start
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Eigentlich sollte es ein ganz kleines Festival werden, welches die Cellistin Felicitas Stephan und der Kontrabassist Uli Bär in den zwei Kirchen im kleinen Dorf Opherdicke veranstalten wollten.

Der damalige 1. Vorsitzende des Kulturkreises der Unnaer Wirtschaft und Niederlassungsleiter von Mercedes Benz in Unna, Gunnar Dencker, hatte 2003 sofort ein offenes Ohr für das Instrument mit dem Stachel und war gleich bereit das Festival mitzuorganisieren.
Von der benachbarten Folkwang Universität sagte Prof. Alexander Hülshoff seine Unterstützung zu. Aber dann wurde sehr viel mehr daraus – „wie so oft“, schmunzeln die beiden Musiker: 30 Konzerte in 20 Städten in 40 Tagen!
Das künstlerische Zentrum des Celloherbstes liegt seitdem im beschaulichen Dorf Opherdicke, denn hier steht das Musikdomizil des Intendanten Uli Bär und seiner Frau, der Cellistin und künstlerischen Leiterin des Festivals, Felicitas Stephan. Es ist ein wunderschönes altes Fachwerkhaus an der Dorfstraße, das die beiden liebevoll zu einem musikalischen Refugium für sich und ihre Gäste ausgebaut haben. Das Gästebuch des Hauses zeugt von der besonderen Atmosphäre, in der sich alle, die hier waren, wohl fühlten: Daniel Müller-Schott, Antonio Meneses, Steven Isserlis und auch Literaten wie Wilhelm Genazino und Wolf Wondratschek haben sich unter anderen auf den Seiten verewigt.
Auf die Frage, ob er alle Spielstätten des Celloherbstes selbst besichtigt habe, nickt Uli Bär und weiß auch gleich eine Anekdote zu erzählen: „Im Jahr des ersten Celloherbstes, das war 2004, haben wir unsere Familienausflüge zu den Spielstätten gemacht. Ich hatte zum Beispiel gehört, dass in Ahlen in Westfalen ein sehr schöner Kammermusiksaal sein soll. Dorthin sind wir dann an einem Nachmittag gefahren und wie es der Zufall wollte, fand gerade ein Cello-Vorspiel der Musikschule statt, so dass wir uns gleich auch von der guten Akustik überzeugen konnten.“
Wichtig sei für ihn, dass die Spielstätten klein seien, bis zu 100 Personen, das sei ideal, denn, so betont auch Felicitas Stephan, „es handelt sich schließlich um Kammermusik, und dieser intime Charakter soll auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Neben dem Spiegelsaal im Haus Opherdicke, dem Kammermusiksaal in Ahlen, dem Torhaus am Rombergpark in Dortmund oder dem Förderturm in Bönen stehen auch in diesem Jahr wieder ungewöhnlichere Spielorte, die zunächst mit Musik oder Kultur nicht so viel zu tun haben, im Programm – die Produktionshalle von Montanhydraulik in Holzwickede etwa oder die Unnaer Firma Nirotec an der Max-Planck-Straße. „Dazu muss man wissen, dass das Festival vom Kulturkreis der Unnaer Wirtschaft gefördert und veranstaltet wird. Wir haben circa 20 mittelständische Unternehmen, die alle unseren Celloherbst unterstützen und gerne auch einmal Gastgeber für ein Celloherbstkonzert sind“, so Uli Bär. Deshalb befindet sich das Festivalbüro in dem kleinen Handwerkerhäuschen an der Burgstraße in Unna, das Uli Bär als Intendanten und seinen Mitarbeitern von der Kulturstiftung der Sparkassen Unna zur Verfügung gestellt wurde.
Für Uli Bär und seine Mitstreiter ist außerdem wichtig, „dass nicht nur Musikerinnen und Musiker aus aller Welt anreisen, sondern auch Künstler aus unserer Region vorgestellt werden.“ Dass diese natürlich Einiges auf dem (Cello-)Kasten haben müssen, versteht sich von selbst: „Man kann keine weltbekannten Künstler verpflichten und sie mit Musikern, die nicht wenigstens annähernd dasselbe Niveau haben, zusammenspielen lassen.“ Zu einem Markenzeichen der Region sind mittlerweile die zwölf Hellweger Cellisten geworden, die uns auch in diesem Jahr mit vier virtuosen Konzerten verwöhnen werden.
Mittlerweile schaut der Celloherbst am Hellweg auf eine achtjährige Geschichte zurück, in der allerhand passiert ist. Wenn man alle Konzerte der letzten Jahre zusammenzählt, dann sind es mehr als 150.
Es gab Konzerte im Autohaus, im Förderturm, im Möbelhaus, in der Sparkassenfiliale, im Schloss, in Fabrikhallen und in vielen Kirchen der Region, Spielstätten, die alle ihren eigenen Charme haben.
Jedes Jahr gibt es eine künstlerische Leitung, die maßgeblich für das Programm und das Gelingen des Celloherbstes verantwortlich ist:
• 2004: Felicitas Stephan und Prof. Alexander Hülshoff
• 2006: Felicitas Stephan, Prof. Alexander Hülshoff und Prof. Matias de Oliveira Pinto
• 2008: Felicitas Stephan und Prof.Matias de Oliveira Pinto
• 2010: Felicitas Stephan und Prof. Matias de Oliveira Pinto
Ein besonderer kultureller Höhepunkt war das Jahr 2010, in dem der Celloherbst ein Teil der Kulturhauptstadt RUHR.2010 war. In diesem Jahr wurde nicht nur die Hellwegregion in harmonische Schwingungen versetzt, sondern das gesamte Ruhrgebiet. Als Teil der Metropole Ruhr legte der Celloherbst am Hellweg seinen Schwerpunkt auf die Musik von Hans Werner Henze – einer der bedeutendsten deutschen Komponisten unserer Zeit. Seine Musik ist modern, musikalisch mitreißend und gleichzeitig bizarr. Dirigent Steven Sloane, Mitglied des Direktoriums von RUHR.2010, schrieb über den Komponisten: „Die Musik Hans Werner Henzes legt den Vergleich mit einem Seismographen nahe, der die feinsten gesellschaftlichen und politischen Unruhen registriert. Sie ist deshalb aktuell, weil sie an die Gemeinschaft der Menschen appelliert, um das Ideal von Freiheit und Integrität zu realisieren.“ Uli Bär und Felicitas Stephan konnten Hans Werner Henze im Rahmen der Metropole Ruhr persönlich erleben.
In diesem Jahr konnten unter anderem Daniel Müller-Schott und Renaud García-Fons sowie zahlreiche „Junge Cello-Sterne“ für das Festival gewonnen werden. Immer versucht die künstlerische Leiterin des Festivals, Felicitas Stephan, zwei inhaltlichen Schwerpunkten gerecht zu werden: der Vermittlung der Vielseitigkeit der Cellomusik und der Aufführung und Gegenüberstellung selten gehörter Werke für Cello. Solisten stehen dabei Ensembles gegenüber, alte Musik trifft auf neue Musik, Popularmusik, Jazz und Tango treffen auf Klassik.
Mit vielen Kinderkonzerten und Konzerten in weiterführenden Schulen sowie dem „Tag der offenen Geigenbauwerkstatt“ möchte man auch die junge Generation für das Cello gewinnen und einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung leisten.
Auch in diesem Jahr wird eine musikalische Reise auf höchstem Niveau geboten. Wenn das gesamte östliche Ruhrgebiet, einschließlich des Kreises Soest, und das Münsterland in harmonische Schwingungen versetzt werden, heißt es wieder: Cello von und auf allen Saiten! 

Karten, Informationen
Festivalbüro in Unna in der Burgstraße 5 oder unter der Telefonnummer 02303 / 30 34 22  sowie im Internet unter www.celloherbst.de

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