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Nächtliche Stimmung

Untertitel
Stefan Barcsays neue CD mit Gitarrenmusik
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Wie im Traum: Schuberts Lied „Nacht und Träume“, eine Vertonung des Gedichtes von Matthäus von Collin und der darin enthaltene „Konflikt zwischen den Glücksversprechen der Traumwelt und der freudlosen Realität“ (Booklettext) wirken noch nach zweihundert Jahren anregend.

Drei der sieben Komponisten auf dieser gleichnamigen Einspielung schrieben ihr Stück für Gitarre solo mit Blick auf dieses Lied und seinen poetischen Inhalt, zwei davon sind dem Solisten Stefan Barcsay gewidmet. Ihm gebührt alle Achtung: die erforderte Vielseitigkeit und das instrumentale Multitasking mit Gitarre, Stimme, Percussion, die Fähigkeit, sich auf sieben verschiedene Tonsprachen und die komplizierten Klangschichtungen einzulassen, sich die unkonventionellen Spielanweisungen anzueignen sind bewundernswert. Klaus Hinrich Stahmers bedächtiges „Nacht und Träume“ wechselt zwischen freischwebenden Schubert’schen Melodiefragmenten und einer wiegenden Begleitung. Joachim F. W. Schneiders schillerndes, gleichnamiges Gitarrensolo mit verwebter akzentuierter Schubert-Melodie erhält durch den Dauerschritt und die kreisende musikalische Bewegung eine hypnotisierende Note.

Die übrigen Werke berühren das Thema im weiteren Sinne, kreisen um Traum und Bewusstsein. Auch davon sind zwei Stefan Barcsay gewidmet. Das „un-gitarristische“, eingangs groovende „Nocturnal“ von Stephan Marc Schneider wirkt wie ein ausgebreiteter Teppich für das Ziel, ein Zitat eines Liedes von John Dowland. Äolsharfengleich, wie zufällig wehen die Motiv- Teile in „Na Vetru“ von Larisa Vrhunc heran, mit Klangschalen oder Tamtam unterstützt und gliedert Stefan Blums meditatives „Shinkantaza“ die Mantrahaften Repetitionen. Über allem aber herrscht eine behutsame nächtliche Stimmung, auch in den beiden kantablen Kompositionen des Schubert-Zeitgenossen Fernando Sor, einem musikalischen Gebet und einem Nachruf auf eine verstorbene Schülerin. Hier erfährt der CD-Titel eine transzendente Auslegung: die Nacht wird zur ewigen Ruhe.

Alte und Neue Musik sind auf dieser CD von Stefan Barcsay kombiniert und passen harmonisch zueinander. Die zugänglich klingenden, zeitgenössischen Werke werden zudem von Martin Wilkening im Booklettext verständlich erklärt. Konzept, Einspielung und Aufnahmequalität bilden ein empfehlenswertes Ganzes. „„

„Nacht und Träume“, Stefan Barcsay (Gitarre) RC 023, raccanto

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