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Wilhelm Mixa. Foto: Franzpeter Messmer
Wilhelm Mixa. Foto: Franzpeter Messmer
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Realistischer Visionär

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Wilhelm Mixa zum 60. Geburtstag: Schatzmeister über die Konsolidierung des Bundesverbandes
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Seit fast 20 Jahren versieht Wilhelm Mixa im Deutschen Tonkünstlerverband das Amt des Schatzmeisters. Er arbeitete mit drei Präsidenten zusammen, half 1993, aus dem alten VDMK (Verband Deutscher Musikerzieher und konzertierender Künstler) den neuen DTKV (Deutscher Tonkünstlerverband) zu formen und die prekäre finanzielle Situation 2001 zu überwinden. „Der Verband ist jetzt konsolidiert. Die Verwaltungsarbeit, die jahrelang weitgehend ehrenamtlich bewältigt werden musste, wird nun von der Geschäftsführerin Elisabeth Herzog hauptberuflich geleistet.“ Er hat den Verband zweimal saniert. Aber im Grunde ist er alles andere als ein kühler Wirtschaftler, sondern hat weitreichende Visionen: „Wir sind schon heute überall dort hilfreich, wo unsere Mitglieder Probleme haben. Doch in Zukunft sollte sich der Deutsche Tonkünstlerverband in Zusammenarbeit mit seinem Dachverband, dem Deutschen Musikrat, zu einer Art ADAC für Musiker weiterentwickeln.“

Das Engagement für einen Musikverband ist bei Wilhelm Mixa keinesfalls selbstverständlich, seine Schatzmeis-tertätigkeit noch weniger. Denn er ist weder Musiker noch Betriebswirt, sondern Theologe. Interesse an Musik hatte er gleichwohl schon immer. Als Theologe fasziniert ihn Kirchenmusik, insbesondere die Orgel. In seinem pädagogischen Studium belegte er Musik als Zweitfach. Lange musizierte er auch Kammermusik und Alte Musik. Aber seine Tätigkeit als Musikproduzent im Rahmen des Schallplattenverlags Symicon brachte ihn dann ganz nah an die Probleme der Musik, sowohl künstlerischer wie juristischer und betriebswirtschaftlicher Art, heran. Die Verbindung von kulturellem Engagement und unternehmerischem Denken, die er als Schallplattenproduzent seit Jahren erfolgreich umsetzt, prägt auch seine Arbeit für den Deutschen Tonkünstlerverband.

Wilhelm Mixa ist sich bewusst, wie gefährdet in der modernen, demokratischen und global vernetzten Gesellschaft das Musikleben ist, das sich in Deutschland seit vielen Jahrhunderten entwickelt hat. „Wenn wir nichts für die Musik tun, für die wir uns interessieren, wird sie eines Tages keiner mehr nachfragen,“ ist er überzeugt. „Wir müssen Aktivitäten setzen, dass die Kulturgüter, die wir für wichtig halten, auch von zukünftigen Generationen akzeptiert werden. Das kommt nicht von selbst, wie man früher meinte. Man muss die Musik, die uns etwas bedeutet, den Menschen vermitteln. Man muss alles tun, dass sie hochwertig praktiziert wird und dass es dann dafür auch Zuhörer gibt.“

Wilhelm Mixa richtet seine Aktivitäten vor allem darauf, in die Gesellschaft und in die Politik hineinzuwirken. Er engagiert sich in Passau lokalpolitisch, war von 1999 bis 2008 im Passauer Stadtrat, ist seit 1993 stellvertretender Vorsitzender des Zweckverbands der Volkshochschule, Aufsichtsratsvorsitzender der aus der Volkshochschule ausgegliederten drei Firmen: des Bildungs- und Servicezentrums für Europa, der Sächsischen Weiterbildungsakademie in Chemnitz und der Weiterbildungsakademie in Dresden. Bundesweit engagiert er sich im Deutschen Musikrat, ist dort im Präsidium und im Aufsichtsrat der Projekt-GmbH, Mitglied des Bundesfachausschusses Musikberufe, im Projektbeirat „Deutsche Musikbörse“ und Vorsitzender des Satzungs- und Finanzausschusses.

Durch diese erstaunlich vielen Aktivitäten ist Wilhelm Mixa einer der am besten vernetzten Verbandspolitiker. Alljährlich legt er Zehntausende von Kilometern zurück, um präsent zu sein und seine kulturpolitischen Ziele zu verwirklichen. Was treibt ihn zu diesem aufreibenden Einsatz an?

An vorderster Stelle steht hier seine bereits erwähnte Vision vom ADAC für Musiker. Um dieser Idee Stück für Stück näher zu kommen, bedarf es einer schlagkräftigen Organisation, in der möglichst viele Musiker Mitglied sind. Sicher wird ein Berufsmusikerverband nie 1,5 Millionen Mitglieder wie der ADAC haben, aber es sollte schon wenigstens eine fünfstellige Zahl sein. Denn je größer eine gesellschaftliche Gruppe ist, umso mehr Einfluss hat sie und desto professioneller kann sie arbeiten. Der Deutsche Tonkünstlerverband bietet schon jetzt, betont Wilhelm Mixa, viele Vergünstigungen für seine Mitglieder. Insoweit ist er auf dem besten Weg zum ADAC für Musiker. Doch Mixas Vorstellungen, wie die Leistungen des Tonkünstlerverbandes für seine Mitglieder in den nächsten Jahren ausgebaut werden sollen, reichen weiter:

  • „Wir haben heute eine Erstrechtsberatung bundesweit mit eigenen Anwälten. In Zukunft sollten wir über die Erstrechtsberatung hinaus auch unsere Mitglieder in Streitfällen rechtlich vertreten können. Das ist im Moment finanziell noch nicht realisierbar. 
  • Für ganz wichtig halte ich, dass wir die Musiklehrerdatenbank, die es in Baden Württemberg ansatzweise gibt, bundesweit ausbauen, um den freiberuflichen Musiklehrern zusätzliche Einkunftsmöglichkeiten zu geben. 
  • Unser Tonkünstlerkalender, der als eines der ganz wenigen Printprodukte eine Auflagensteigerung hat, sollte auf dem iPad gelesen werden können.
  • Ich will erreichen, dass wir in den nächsten Jahren verstärkt im Fort- und Weiterbildungsbereich Angebote haben. Ich denke da auch an den Bereich Teleteaching und E-Learning. In erster Linie, um unsere Mitglieder fit zu machen, aber auch um Dritte anzusprechen. Für Mitglieder sollte dies möglichst günstig sein.
  • Wir planen eine Instrumentenplattform im Internet, also eine Art eBay für Musikinstrumente. Es gibt sehr viele Instrumente sowie Zubehör und man sollte die Leute, die sie verkaufen und jene, die sie erwerben wollen, zusammenbringen.
  • Ein wichtiger Punkt wäre, dass wir den Mitgliedern bei Musikproduktionen hilfreich zur Seite stehen, so dass sie ihre CDs günstig und mit bester Technik produzieren können.
  • Sinnvoll wäre eine Künstlerdatenbank als Hilfe zur Selbsthilfe, um Ensembles und Solisten besser vermitteln zu können.“

Wilhelm Mixa verbindet in seinem Engagement das Visonäre des Theologen mit dem Realismus und dem Rechenstift des Verlegers. Er weiß, dass die finanzielle Basis verbessert werden muss, um diese weitreichenden Ziele zu erreichen. Er weiß auch, dass man nur Schritt für Schritt vorgehen kann und nichts überstürzt werden darf. So virtuos Mixa auf der Klaviatur der Verbandspolitik spielt, so nimmt er sich doch immer mit sympathischer Bescheidenheit zurück. „Mein Vater war Zöllner, auch ich kenne meine Grenzen,“ sagt er hintersinnig über diese Anspielung auf die Bibel lachend, die er sich als Theologe nicht verkneifen kann.

 

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