Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lsw) - Die Hochschulen im Südwesten reagieren mit gemischten Gefühlen auf den Vorstoß der Grünen, bei Studierenden aus Nicht-EU-Ländern Gebühren zu erheben. Das zusätzliche Geld ist verlockend, zugleich wird jedoch die Gefahr gesehen, Studenten aus dem Ausland abzuschrecken, ist das Ergebnis einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Jenseits dessen sorgt der Vorstoß für Kopfschütteln, da die grün-rote Landesregierung gerade erst die allgemeinen Studiengebühren abgeschafft hat. «Dieses ständige Hin und Her tut nicht gut. Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen und Verlässlichkeit», sagte der Vizepräsident für Lehre des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Alexander Wanner.
«Das Geld können wir gut brauchen, denn wir sind unterfinanziert», erklärte Wanner. Allerdings sei unklar, ob das Geld tatsächlich den Hochschulen zugutekomme. Mit der Abschaffung der Studiengebühren hatte Grün-Rot den Hochschulen eine Ausgleichszahlung gewährt, die beim KIT etwa 10 Millionen Euro pro Semester beträgt. «Würden die Gebühren für Ausländer davon abgezogen, hätten wir davon nichts außer dem Verwaltungsaufwand.»
Nach Ansicht der Stuttgarter Uni könnte eine Abgabe speziell für Ausländer zum Problem für die angestrebte Internationalisierung werden. «Studiengebühren für bestimmte Ländergruppen dürften das Bemühen um die Gewinnung qualifizierter Studierender aus dem Ausland eher erschweren.»
Hans-Jochen Schiewer aus Freiburg, stellvertretender Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz, hatte in den «Stuttgarter Nachrichten» erklärt, die Gebühr dürfe keinesfalls dazu führen, dass sich Ausländer das Studium nicht mehr leisten könnten. Die Einführung von Stipendien könne helfen. «Die Universitäten erfüllen schließlich eine wichtige Aufgabe, indem wir im Ausland sichtbar vertreten sind, Deutschland positiv darstellen und viele ausländische Wissenschaftler und Studierende gewinnen», sagte Schiewer.
Die Musikhochschule Trossingen (Kreis Tuttlingen), die momentan wegen der umstrittenen Reform der fünf Musikhochschulen im Land in der Diskussion steht, ist generell nicht gegen das Thema Studiengebühren, wie eine Sprecherin sagte. Es müsse aber behutsam und gründlich geprüft werden. Rund 40 Prozent der Studierenden an der Musikhochschule kommen aus dem Ausland. Die Landesregierung will in Trossingen und in Mannheim rund 500 Studienplätze und 50 Professorenstellen streichen und damit mittelfristig vier Millionen Euro im Jahr einsparen.
Eine Studiengebühr für Ausländer, die nicht aus EU-Staaten kommen, hält Wanner für durchaus stimmig. «Hochschulen werden mit Steuergeldern finanziert, insofern ist die kostenfreie Öffnung für Ausländer eine Art Entwicklungshilfe. Vor diesem Hintergrund wäre es sinnvoll, nach den Herkunftsstaaten zu unterscheiden. Studenten aus den USA brauchen sicher keine Entwicklungshilfe.»