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Musiker*innen vor dem Bundestag. Foto: Hufner
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Ausschuss: Kultur und Medien des Deutschen Bundestags – Umsatzverluste von bis zu 80 Prozent

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Die Kulturveranstalter in Deutschland stehen wegen der Corona-Pandemie vor einer „desaströsen“ Situation. Die Branche muss in diesem Jahr je nach Teilbranche mit Umsatzverlusten von bis zu 80 Prozent rechnen. Dies war der ernüchternde Befund in einem Fachgespräch des Kulturausschusses am Mittwoch mit Vertretern des Deutschen Musikrates, des Verbandes der Berliner Club-, Party- und Kulturereignisveranstalter, der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen (INTHEGA) und des Forums Musikfestivals, die eindringlich um weitere Hilfen für den Kultursektor warben.

Christian Höppner vom Deutschen Musikrat wies darauf hin, dass viele Veranstalter nicht wüssten, ob sie bis Ende des Jahres Insolvenz anmelden müssen. Selbst in jenen Bereichen der Branche, die aktuell ihren Betrieb langsam wieder aufnehmen dürfen, führten die Hygiene- und Abstandsauflagen zu weiteren massiven Umsatzeinbußen, weil zu wenige Tickets verkauft werden könnten.

Dorothee Starke von INTHEGA erläuterte, dass die vielen kleinen Theaterbühnen in Deutschland schon vor der Corona-Krise in einem baulich sehr schlechten Zustand oder veraltet gewesen seien. Umbaumaßnahmen, um den Hygienevorschriften gerecht zu werden, seien deshalb schwierig zu realisieren und vor allem aus Eigenmitteln nicht zu finanzieren. Die kleinen Bühnen der Theatergastspiele würden sich zu 70 bis 100 Prozent aus Eigeneinnahmen finanzieren und kaum Gelder von den Kommunen erhalten. Da viele Kommunen pandemiebedingt nun vor weiteren großen finanziellen Belastungen stünden, sei zu befürchten, dass in den kommenden Jahren noch weniger kommunale Gelder für den Kulturbereich zu Verfügung stehen.

Pamela Schobeß von der Berliner Clubkommission machte deutlich, dass die Musikclubs besonders stark von der Corona-Krise betroffen sind, da sie als „erstes geschlossen wurden und am längsten geschlossen bleiben werden“. Da der Januar und der Februar mit zu den umsatzschwächsten Monaten im Jahr gehörten, würden sich die Schließung der Clubs ab März besonders katastrophal auswirken. Bislang gelte die Schließung der Clubs bis Ende Juli, aber sie rechne derzeit eher mit einer Verlängerung, sagte Schobeß. Dies liege daran, dass die Clubs zu jenen Orten gezählt werden, in denen die Übertragung des Corona-Virus besonders stark ausgeprägt sei. Hygienekonzepte ließen sich in den Clubs auch kaum umsetzen. Club-Kultur und Abstandsgebote schlössen sich im Grunde auch aus. Schobeß warnte davor, dass bis Ende des Jahres in Berlin kein einziger Club mehr bestehen werde, wenn der Branche nicht geholfen werde.

Tobias Wolff vom Forum Musik Festivals monierte ebenso wie die anderen Branchenvertreter die höchst unterschiedlichen Maßnahmen und Regelungen in den Bundesländern während des coronabedingten „Lockdowns“ aber auch der aktuellen Lockerungen. Der Föderalismus habe in den vergangenen Wochen „keine Sympathiepunkte“ gewonnen, sagte Wolff. Auch Höppner mahnte die Bundesländer, mehr Anstrengungen zur Rettung des Kultursektors zu unternehmen und zu einheitlicheren Regelungen zu kommen. Wolff warnte zudem vor zu großen Hoffnungen auf die vom Bundestag verabschiedete Gutschein-Lösung für Eintrittskarten. Dies sei zwar in der Branche einhellig begrüßt worden, aber damit würden die Probleme letztlich nur in die Zukunft verschoben.

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