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Blick auf Salzbrug. Foto: Hufner
Start mit Ausweiskontrolle: Salzburger Festspiele in Corona-Zeiten. Foto: Hufner
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Start mit Ausweiskontrolle: Salzburger Festspiele in Corona-Zeiten

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Salzburg - Es ist ein Test mit Signalwirkung. Gelingen große Festspiele in Corona-Zeiten? In Salzburg wurde dafür größter Aufwand betrieben. Ab sofort drücken viele Kultur-Interessierte den Machern die Daumen.

Unter strengen Hygiene-Auflagen sind am Samstag die Salzburger Festspiele eröffnet worden. Bis zum 30. August will das bedeutendste Klassik-Festival der Welt in seinem Jubiläumsjahr ein Zeichen setzen, dass trotz Corona-Krise Kunst und Kultur möglich sind.

Besucher dürfen ihre Maske nur auf den Sitzplätzen abnehmen, die Abstandsregeln sollen durch die Begrenzung der Tickets eingehalten werden. Im 100. Jahr des Bestehens des Musik- und Theater-Festivals werden statt rund 240 000 Karten nur 76 000 verkauft.

Allenthalben haben die Kunstfreunde die Gelegenheit, Desinfektionsmittel zu benutzen. Die Stücke werden ohne Pause gespielt, die Buffets haben geschlossen. Fast alle sonst üblichen Events wie die Premierenfeiern der Schauspieler sind vorsorglich abgesagt. «Wir sind sehr aufgeregt», sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler kurz vor der Eröffnung.

Die Corona-Situation in Österreich hatte sich in den vergangenen Tagen zwar verschlechtert, ist aber laut Gesundheitsministerium weiterhin unter Kontrolle. Die Zahl der Neuinfektionen lag zuletzt bei täglich rund 100 bis fast 200 Fällen.

Den künstlerischen Auftakt zur außergewöhnlichen Festspielsaison machte am Samstagnachmittag Richard Strauss' mythische Oper «Elektra». Die Besucher wurden beim Einlass streng kontrolliert. Ihre Tickets waren personalisiert und nicht übertragbar. Ohne Ausweis kam niemand in die Vorstellung.

Am Abend stand die Wiederaufnahme von Michael Sturmingers moderner Inszenierung von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel «Jedermann» auf dem Salzburger Domplatz auf dem Programm. Auch hier war die Anzahl der Sitzplätze so begrenzt, dass der Mindestabstand zum Nachbarn eingehalten wird. Mit dem theatralischen Dauerbrenner wurden am 22. August 1920 die ersten Salzburger Festspiele eröffnet, damals in der legendären Inszenierung von Festspiel-Mitgründer Max Reinhardt.

Am Sonntag gibt es mit Wolfgang Amadeus Mozarts «Così fan tutte» in einer gekürzten Fassung mit der jungen deutschen Dirigentin Joana Mallwitz eine weitere Opernpremiere. Gleich anschließend geht die mit Spannung erwartete Uraufführung des Stückes «Zdenec Adamec» aus der Feder von Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke über die Bühne. In dem Werk erinnert Handke an die Selbstverbrennung des Studenten auf dem Prager Wenzelsplatz im März 2003. Adamec beklagte in einem dreiseitigen Text, den er bei sich trug, weltweite Probleme wie Kriege und Umweltverschmutzung.

Um das Infektionsrisiko auch außerhalb der Festspielorte zu vermindern, haben sich bisher rund 100 Salzburger Betriebe in Handel, Hotellerie und Gastronomie zur Einhaltung höherer Sicherheitsstandards als gesetzlich vorgeschrieben verpflichtet. Unternehmer, die eine solche freiwillige Selbstverpflichtung eingehen, dürfen sich «Partnerbetriebe» der Aktion «sichere Festspiele» nennen.

Als eines der wenigen großen Musik- und Theaterfestivals in Europa waren die Salzburger Festspiele nicht wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Allerdings wurde das Programm zusammengestrichen und modifiziert. Statt wie ursprünglich geplant 200 stehen nun 110 Aufführungen auf dem Programm.

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