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Noch kein Termin für «Zukunftsgespräch» über Leipziger Buchmesse. Foto: Leipziger Buchmesse
Leipziger Buchmesse ist zurück - Roth sieht «Fest der Demokratie». Foto: Presse, Leipziger Buchmesse
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Leipziger Buchmesse ist zurück - Roth sieht «Fest der Demokratie»

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Leipzig - Als eine der ersten großen Messen hat die Corona-Pandemie die Leipziger Buchmesse erwischt. Nach drei Jahren ist das beliebte Literaturspektakel zurück. Kulturstaatsministerin Claudia Roth erwartet ein «Fest der Demokratie».

Nach drei Jahren Corona-Zwangspause ist die Leipziger Buchmesse zurück. Das Frühjahrstreffen der Buchbranche wird am Mittwoch (19.00) mit einem Festakt im Gewandhaus eröffnet. Dabei wird der mit 20 000 Euro dotierte Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung an die russische Lyrikerin Maria Stepanova verliehen.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth betonte die Bedeutung der Buchmesse. «Sie ist eine der größten und wichtigsten in ganz Europa. Sie ist die Buchmesse, die eine Brücke baut nach Mittel- und Osteuropa. Das ist auch in Zeiten dieser Spannungen, in Zeiten des Krieges in der Ukraine von ganz zentraler Bedeutung», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Gerade da sei es wichtig, dass die russisch-jüdische Schriftstellerin Maria Stepanova den Buchpreis bekomme. Stepanova lebt derzeit im deutschen Exil.

Für das Publikum öffnen Messe und das dazugehörige Festival «Leipzig liest» von Donnerstag bis Sonntag ihre Pforten. Rund 2000 Aussteller aus 40 Ländern präsentieren nach Messeangaben ihre Neuheiten rund ums Buch. Im Vorkrisenjahr 2019 waren es rund 2500 Aussteller. Bei «Leipzig liest» stehen rund 2400 Veranstaltungen auf 300 Bühnen auf dem Programm. Als Buchmesse-Gastland präsentiert sich Österreich.

Roth betonte die Breitenwirkung. Die Leipziger Buchmesse sei kein abgeschlossener Zirkel von Expertinnen und Experten. Leipzig sei «ein dezentrales Lesefest», sagte sie. «So eine Messe ist ein Fest der Demokratie, weil Literatur eine Stimme der Demokratie ist.»

In Zeiten großer Verunsicherung durch Krieg, Krisen und Konflikte habe Kultur eine ganz besondere Rolle. «Gerade jetzt sind solche Messen auch Orte, um Kultur zu beschützen, zu bewahren, auszubauen und ihre gesellschaftliche Bedeutung stark zu machen, auch für Verlage aus Ländern, in denen es keine Demokratie gibt, keine Freiheit gibt, keine Meinungsfreiheit, keine Kunstfreiheit.»

Leipzig war 2020 eine der ersten großen Messen, die wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. Auch 2021 und 2022 konnte sie nicht stattfinden. Nun fördert der Bund die Buchmesse mit drei Millionen Euro. «Der Zuschuss sollte garantieren, dass die Buchmesse wieder stattfinden kann», sagte Roth.

Das habe auch mit anderen Zielen zu tun. Leipzig sei der Ort für die kleinen Verlage. «Die Standgebühren sind bei den Messen sehr hoch. Deswegen kann diese Summe, die wir zur Verfügung gestellt haben, auch dazu beitragen, dass die Standgebühren reduziert werden.» Dies komme vor allem kleinen, innovativen Verlagen zugute. Mit den Geldern werde auch geholfen, dass die Buchmesse digitale Angebote ausbauen könne.

Zudem sei wichtig, mit neuen Veranstaltungsformaten junges Publikum ins Zentrum zu stellen. «Wenn die Jungen dafür begeistert werden, dann ist das auch ein Dienst an der Zukunft, weil sie dann auch dabeibleiben.» Ein Beispiel ist die Manga-Comic-Con, «einer der größten Treffpunkte der Manga-und Comic-Szene in Deutschland», sagte Roth. «Das ist eben auch eine Form von Literatur, von Geschriebenem, Gemaltem, Gezeichnetem.» Sie freue sich, bei den Stipendien aus dem Literaturfonds nun auch Vertreter dieser Kulturform dabeizuhaben.

Langfristige Finanzhilfe mochte Roth nicht in Aussicht stellen. «Angesichts einer extrem angespannten Haushaltslage kann ich jetzt nicht sagen, ob das eine dauerhafte Unterstützung wird.» Dies sei Anschub gewesen. «Wenn die Buchmesse erfolgreich ist, braucht sie diese Unterstützung auch nicht.»

Wichtig sei, dass sich die Messe immer wieder öffne für neue Formate. «Es wird Foren geben über offene Gesellschaft, Demokratie, Diskriminierung, Angriffe auf unsere Demokratie und Demokratiefeinde, die es ja nicht nur im Iran oder in anderen Ländern dieser Welt gibt, sondern auch bei uns», sagte Roth. «Insofern ist es auch wichtig, auch in Sachsen über Demokratie und über die offene Gesellschaft zu reden.»

Selbst kommt Roth nur noch wenig zum Lesen. Highlight der vergangenen Wochen sei «Hund, Wolf, Schakal» von Behzad Karim Khani etwa wegen der faszinierenden Sprache gewesen. Zudem lese sie immer wieder gern Biografien. «Ich habe mich auch auf den Weg gemacht, mehr Schriftsteller und Schriftstellerinnen kennenzulernen, die in der DDR eine große Bedeutung hatten», sagte Roth. «Ehrlich gesagt, da gibt es bei vielen blinde Flecken, auch bei mir.»

 

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