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Verdeckte Einnahmen. Foto: Hufner
MaerzMusik. Vorschau. Foto: Hufner
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MaerzMusik – Festival für Zeitfragen 2018 vom 16. bis 25. März in Berlin

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Am Freitag, den 16. März, starten die Berliner Festspiele MaerzMusik – Festival für Zeitfragen (16. bis 25. März). Unter dem Titel „Time Wars“ eröffnet das Festival die Möglichkeit zu außergewöhnlichen Musikerfahrungen und zum Nachdenken über den „Zeitkrieg“ unserer Gegenwart. Insgesamt werden 145 Musiker*innen auftreten u.a. Apartment House aus London, S.E.M. Ensemble aus den USA, The Necks, zeitkratzer, Ensemble Resonanz, PHØNIX16, Soundwalk Collective, Sofia Jernberg und Colin Stetson. Es sind großformatige Urauführungen von Terre Thaemlitz und Georges Aperghis sowie zahrleiche deutsche Erstaufführungen u.a von Julius Eastman und der amerikanischen Komponistin Ashley Fure zu erleben.

Im Eröffnungskonzert am 16. März um 20.00 Uhr erklingen Werke des US-amerikanischen Minimal-Artists Julius Eastman erstmalig in Deutschland. Auf der großen Bühne im Haus der Berliner Festspiele werden 10 Cellist*innen und 16 E-Gitarrist*innen sowie die schwedische Sängerin Sofia Jernberg und das Ensemble Apartment House aus London auftreten. Eine erweiterte Auseinandersetzung mit dem Kosmos des vielseitigen und in Vergessenheit geratenen Künstlers ermöglicht ein mehrteiliges Projekt mit einer Ausstellung, Konzerten, Perfomances und einem 2-tägigen Symposium, das MaerzMusik gemeinsam mit SAVVY Contemporary entwickelt hat.

In den ersten Festivaltagen präsentiert Terre Thaemlitz ihr 30-stündiges Werk „Canto V“ im Martin-Gropius-Bau und ihre neue, für MaerzMusik entstandene Komposition „Deproduction (Live w/zeitkratzer)“ als Weltpremieren. Insgesamt ist die Transgender-Künstlerin und Aktivistin mit vier Projekten beim Festival zu erleben. Der Elektronik-Musiker Mark Fell wird bei den Projekten von Terre Thaemlitz dabei sein und auch eines seiner berühmten Solo-Livesets spielen.

Zu den Projekten, die sich ebenfalls direkt mit Fragen zu „Time Wars“ auseinandersetzen, gehört das dreiteilige Konzert „Zeitgeist“ am Samstag, den 17. März im Haus der Berliner Festspiele mit Werken der amerikanischen Komponistin Ashley Fure, die zum ersten Mal in Deutschland zu hören sein werden, Brian Ferneyhoughs selten aufgeführtem Zyklus „Time and Motion Study“ sowie Werken von Iannis Xenakis. Ashely Fure präsentiert in einem weiteren Konzert mit dem Sonar Quartett am 21. März ihre Werke „Wire & Wool“ für Violoncello und Live-Elektronik (2009) und „Anima“ for Augmented String Quartet (2016/17) ebenfalls als Deutschlandpremiere. Sie ist ab Sommer 2018 als Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramm des DAAD in Berlin zu Gast. Am Sonntag, den 18. März und Mittwoch den 21. März wird die TV-Installation „November 22 1963“ des vergessenen amerikanischen Videokünstlers Oswald Store (1945–73) gezeigt, die das Material der Live-TV-Berichterstattung zur Ermordung von John F. Kennedy zu einer medialen Zeitreise komponiert.

„Migrants“ ist das neue Werk des in Paris lebenden griechischen Komponisten Georges Aperghis überschrieben, das in einem Abend mit Johannes Schöllhorns neuer Bearbeitung von Janáčeks „Tagebuch eines Verschollenen“ durch das Ensemble Resonanz und die Sängerinnen Agata Zubel und Christina Daletska am 22. März im Kammermusiksaal der Philharmonie uraufgeführt wird. Vor der Uraufführung wird der Dokumentarfilm „Chauka, please tell us the time“ des kurdischen Journalisten Behrouz Boochani und des iranisch-niederländischen Regisseurs Arash Kamali Sarvestani über die Zeit- und Lebenszustände im Flüchtlingslager auf Manus Island zu sehen sein. Nach dem Konzert sprechen in der Reihe „Perspektivwechsel“ von field notes der Komponist Georges Aperghis und der syrische Schriftsteller und Intellektuelle Yassin al-Haj Saleh – zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg in Berlin – über den Umgang mit aktuellen Krisen mit Mitteln der Kunst. Das Konzert wird von Deutschlandfunk Kultur aufgezeichnet und am 27. März 2018 um 20.03 Uhr gesendet.

Zum Abschluss lädt MaerzMusik wieder zum 2015 ins Leben gerufenen Langzeit-Format „The Long Now“  ein, das vom 24. März ab 19.00 Uhr bis 25. März, 24.00 Uhr gemeinsam mit Berlin Atonal präsentiert wird. Zu den Höhepunkten dieser Ausgabe zählen das exklusive 4-Stunden-Set von The Necks und ‘A’ Trio, eine seltene Aufführung von Morton Feldman’s "For Philip Guston” sowie die Performance von Colin Stetson. Wichtige Elektronik-Künstler*innen sind Robert Aiki Aubrey Lowe, Tomoko Sauvage, Brian Williams aka Lustmord, Soundwalk Collective, Kate Carr, Huerco S., Christina Vantzou & Francesco Donadello, Melanie Velarde, Second Women sowie Yair Elazar Glotman & Mats Erlandsson. Außerdem werden Langzeit-Dokumentarfilme des berühmten chinesischen Künstlers Wang Bing und Installationen von Materiel Matano und Soundwalk Collective präsentiert.

Die Konferenz des Diskursformats „Thinking Together“ eröffnet am 17. März um 12.00 Uhr mit dem britischen Philosophen Timothy Morton, der damit auch sein gerade erscheinendes Buch „Being Ecological“ vorstellt. Weitere internationale Gäste der Konferenz am 17. und 18. März im Haus der Berliner Festspiele sind Maurizio Lazzarato, Orit Halpern, Yassin al-Haj Saleh, Helge Jordheim, Rana Issa und Marc Couroux. Die Vorträge der Konferenz sind auf Englisch, werden aber in Simultanübersetzung auch auf Deutsch übertragen. Neben der Konferenz werden über die gesamte Festivaldauer weitere Formate wie Panel-Diskussionen, Workshops und Symposien, im Haus der Berliner Festspiele und an weiteren Orten in der Stadt veranstaltet, die teils eng mit den Musikprojekten in Verbindung stehen. So wird Terre Thaemlitz in der Konferenz zum Thema „Time Wars“ am Sonntag um 15.00 Uhr in einem multimedialen Vortrag mit dem Titel „Secrecy Wave Manifesto“ über den strategischen Einsatz von Schweigen und Verborgenem im Zeitalter der digitalen Omnipräsenz sprechen. Außerdem zeigt Mark Fell seinen Film „Music of the Eternal Now“ und präsentiert darin seine Theorie, dass „Musik eine Technologie für die Konstruktion von Zeiterfahrung ist”. In einer öffentlichen Arbeitsgruppe wird das von Ashley Fure mitinitiierte Projekt „Gender Relations in New Music – GRINM“ aktiv werden. Das hochkarätig besetze Panel „Defragmentation – Curating Contemporary Music“ stellt das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Forschungsprojekt gleichen Namens erstmals öffentlich zur Diskussion; mit dabei sind unter anderem Georgina Born, George E. Lewis und Hortensia Völckers.

 Mit den Projekten „Schule machen: Querklang“ und „Music Fund“ engagiert sich das Festival wieder im Bereich der Musikvermittlung. Außerdem wird das Projekt „Parallelwelten 4“ an konkrete Veranstaltungen von MaerzMusik anknüpfen, um in Workshops mit einer Peer-Group von jungen Erwachsenen die Zusammenhänge von Gewalt und Zeitlichkeit rund um die digitalen Medien zu erforschen.

Das von Berno Odo Polzer seit 2015 kuratierte Festival findet in diesem Jahr unter dem Titel „Time Wars“ vom 16. bis 25. März im Haus der Berliner Festspiele, Kraftwerk Berlin, SAVVY Contemporary und silent green Kulturquartier, im Konzerthaus Berlin sowie im Kammermusiksaal und Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie statt.

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