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Mailänder Scala sagt wegen Coronavirus Aufführungen ab. Foto: TheDigitalArtist, Pixabay-Lizenz – gemeinfrei
Veranstalter sagen Rockfestivals ab. Foto: Pixabay-Lizenz – gemeinfrei
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Veranstalter sagen zahlreiche Rockfestivals ab [update,18:00]

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Veranstalter FKP Scorpio sagt Hurricane, Southside, Deichbrand, Elbjazz, Limestone, Highfield und M'era Luna ab. Auch das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken sowie «Rock am Ring» und «Rock im Park» wurden abgesagt. Das Festival Airbeat One in Neustadt/Glewe ist ebenso betroffen. Update: Musik-Festivals in Baggerstadt Ferropolis abgesagt. Zusammenfassung: Trauriger Sommer für Fans - und für Veranstalter ein bitteres Jahr.

Veranstalter FKP Scorpio sagt Festivals bis Ende August ab

Berlin - Die Festivals Hurricane, Southside, Deichbrand, Elbjazz, Limestone, Highfield und M'era Luna sind wegen der Coronavirus-Krise abgesagt. Sie müssen «aufgrund des bundesweiten Veranstaltungsverbots bis zum 31. August 2020» ausfallen, wie der Veranstalter FKP Scorpio am Mittwochabend mitteilte. Ob Ticketinhaber ihr Geld zurückbekommen, blieb zunächst offen.

«Unsere Gäste können sich sicher sein, dass wir sie schnellstmöglich und umfassend über weitere Schritte informieren werden», hieß es. «Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie da gewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen», erklärte der FKP-Scorpio-Geschäftsführer Stephan Thanscheidt.

Die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen bis mindestens zum 31. August hatten die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder zuvor am Mittwoch beschlossen.

 

Heavy-Metal-Festival in Wacken fällt aus

Wacken - Das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken wird in diesem Sommer wegen der Corona-Auflagen nicht stattfinden. «Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in 30 Jahren noch nicht erlebt haben, denn wir müssen schweren Herzens mitteilen, dass es in diesem Jahr leider kein Wacken Open Air geben wird», sagte Festival-Mitbegründer Holger Hübner am Donnerstag. Grund ist die von Bund und Schleswig-Holstein geplante Absage von Großveranstaltungen bis zum 31. August.

Des Festival sollte ursprünglich vom 30. Juli bis 1. August 2020 stattfinden. «Unser gesamtes Team hat auch in den letzten Monaten intensiv an dem Festival gearbeitet. Desto mehr sind wir alle enttäuscht, dass wir in diesem Jahr kein Wacken Open Air mit unseren Besuchern und den Bands feiern dürfen», sagte Hübner. Mitbegründer Thomas Jensen sagte: «Diese Nachricht trifft uns tief und muss auch von uns erst einmal verarbeitet werden.» Dennoch trügen die Organisatoren «in dieser für die gesamte Welt schwierigen Lage die Entscheidung der Bundesregierung mit».

Zum Umgang mit den bereits verkauften Tickets für das Festival und den Plänen für 2021 wollen sich die Organisatoren «so bald wie möglich äußern, bitten hierfür aber um etwas Geduld», hieß es. In den vergangenen Jahren haben jeweils etwa 75 000 Metalfans die Veranstaltung im Norden besucht.

 

Festivals «Rock am Ring» und «Rock im Park» wegen Corona abgesagt

Nürburg/Nürnberg (dpa) - Wegen der verlängerten Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie haben die Veranstalter die Zwillingsfestivals «Rock am Ring» und «Rock im Park» Anfang Juni abgesagt. Das teilte der Veranstalter Live Nation am Donnerstag in Frankfurt mit.

Die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am Mittwoch zwar auf erste vorsichtige Lockerungen in der Coronavirus-Krise verständigt. Großveranstaltungen aber sind den Beschlüssen zufolge bis zum 31. August grundsätzlich untersagt.

«Für die Veranstalter und ihre Teams, die Künstler und 175 000 Fans, die am ersten Juni-Wochenende 35 Jahre «Rock am Ring» und 25 Jahre «Rock im Park» feiern wollten, ist diese alternativlose Entscheidung natürlich enttäuschend», hieß es in der Mitteilung. «Dennoch haben die Produzenten uneingeschränktes Verständnis für diese unausweichliche Maßnahme im Interesse der Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligten, so traurig die Absage der ausverkauften Zwillingsfestivals ist.»

Die Festivals hätten vom 5. bis 7. Juni am Nürburgring in der Eifel und auf dem Zeppelinfeld auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten in Nürnberg über die Bühne gehen sollen. Zu den Headlinern gehörten in diesem Jahr die Bands Green Day, Volbeat und System Of A Down.

Die Planer hatten bis zuletzt an den Vorbereitungen für «Rock am Ring» und «Rock im Park» gearbeitet. Noch Anfang April hatte es geheißen, die Festivals sollten in diesem Jahr wie geplant stattfinden - da waren längst strenge Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Kraft getreten. Online übertragene Konzerte ohne Publikum vor Ort seien keine Option, hatte es damals geheißen.

Allerdings hatte eine Sprecherin der Agentur Live Nation auch da schon betont: «Wir beobachten die Situation natürlich aufmerksam und werden den Anweisungen der Gesundheitsbehörden folgen.» Die Gesundheit von Künstlern, Fans und Mitarbeitern habe oberste Priorität und stehe bei allen Überlegungen an erster Stelle.

«Gemeinsam mit der Live-Musikbranche richten sich nunmehr alle Hoffnungen auf die Zeit nach dem Ende des Ausnahmezustandes», teilte Live Nation nun mit. Und: «Die Neuansetzung der Jubiläumsfestivals von «Rock am Ring» und «Rock im Park» ist jetzt für das zweite Juni-Wochenende 2021 terminiert.»

 

Festival Airbeat One abgesagt - 200 000 Besucher im vergangenen Jahr

Neustadt/Glewe (dpa/mv) - Das diesjährige Elektro-Festival Airbeat One in Neustadt/Glewe (Landkreis Ludwigslust-Parchim) ist angesichts der Corona-Pandemie abgesagt worden. «Bis zur letzten Minute haben wir gehofft, dass sich die Situation bis zum Juli wieder bessert», teilte das Festival am Donnerstag mit. Das Airbeat One war vom 8. bis 12. Juli auf dem Flugplatzgelände von Neustadt-Glewe geplant. Mehr als 75 Künstler sollten auftreten, darunter bekannte Stars wie Robin Schulz, David Guetta und Armin van Buuren.

Das Festival soll den Angaben zufolge im kommenden Jahr wieder stattfinden. Informationen zu den Tickets kündigte der Veranstalter für Anfang Mai an. Das Airbeat One zählte im vergangenen Jahr knapp 200 000 Besucher und zählt damit zu den größten Festivals im Norden.

Großveranstaltungen sollen wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. August grundsätzlich untersagt werden - auch Fußballspiele sind davon betroffen. Die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einigten sich am Mittwoch bei einer Schaltkonferenz auf dieses prinzipielle Verbot.

 

[update,18:00]

Musik-Festivals in Baggerstadt Ferropolis abgesagt

Gräfenhainichen (dpa/sa) - Die großen Musikfestivals in der Baggerstadt Ferropolis Gräfenhainichen sind wegen der Corona-Beschränkungen für dieses Jahr abgesagt worden. Die Veranstalter von «Splash!», «Melt!» und dem «Full Force Festival» teilten das am Donnerstag mit. «Wir hatten bis zuletzt auf bessere Nachrichten gehofft, doch leider gibt es aufgrund der gestrigen Beschlüsse keine Möglichkeit, eine Großveranstaltung bis Ende August durchzuführen.» Weiter hieß es: «Wir alle müssen nun unseren Sommer neu denken, umplanen und mit positiven Erlebnissen füllen. Trotz des Rückschlags bleiben wir aber voller Zuversicht.» Man arbeite schon jetzt daran, die Festivals 2021 zu feiern.

 

«Es tut so weh» - Frühes Aus für den Festival-Sommer

Jenny Tobien, dpa

Nürburg/Nürnberg - «Rock am Ring»: abgesagt. «Southside»: gestrichen. «Wacken Open Air»: fällt aus. Wegen der Corona-Krise bleiben Großveranstaltungen bis Ende August verboten - der diesjährige Musikfestival-Sommer ist zu Ende, bevor er angefangen hat.

«Es tut so weh, obwohl man es schon wusste», schreibt eine Nutzerin am Donnerstag auf der Instagram-Seite von «Rock am Ring». Bei den Zwillingsfestivals «Rock am Ring» und «Rock im Park» waren in diesem Jahr große Jubiläumsausgaben geplant, unter anderem mit Green Day, System Of A Down und Volbeat. «Für die Veranstalter und ihre Teams, die Künstler und 175 000 Fans, die am ersten Juni-Wochenende 35 Jahre «Rock am Ring» und 25 Jahre «Rock im Park» feiern wollten, ist diese alternativlose Entscheidung natürlich enttäuschend», hieß es beim Veranstalter Live Nation.

«Für viele Musikfans sind unsere Festivals lang herbeigesehnte Höhepunkte des Jahres, die in dieser noch nie dagewesenen Ausnahmesituation dennoch ganz klein scheinen», sagt Stephan Thanscheidt von FKP Scorpio. «Jetzt ist es wichtig, Solidarität zu zeigen, denn die Gesundheit von uns allen ist das Wichtigste.» Der Veranstalter organisiert unter anderem das «Hurricane» (Scheeßel/Niedersachsen) und «Southside» (Neuhausen ob Eck/Baden-Württemberg), wo voriges Jahr insgesamt 128 000 Menschen feierten.

Auch die Band Revolverheld sollte in diesem Sommer auf mehreren Open-Airs auftreten. «Für uns als Band bedeutet das eine große Umstellung. Wir tun das, was wir am liebsten machen, im Moment wirklich gar nicht», sagt Sänger Johannes Strate. «So etwas hat es, glaub' ich, noch nie in der Veranstaltungsbranche gegeben.» Das sei «der «helle Wahnsinn».

Als Band könne man das schon mal ein Jahr kompensieren. Aber «man muss jetzt eben wirklich schauen, dass man gezielt Aktionen macht und den Leuten unter die Arme greift», so Strate. «Unser ganzes Umfeld verdient keinen Pfennig, also die Jungs aus der Crew, die Lkw-Fahrer, der Busfahrer. Die Jungs, die die Bühne aufbauen, das Booking, die lokalen Veranstalter.»

«Für die Festivalbranche in Deutschland entsteht ein Schaden in Milliardenhöhe», sagt der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Jens Michow. Zwar könnten die Veranstalter auf Ausfallzahlungen der Versicherungen hoffen, da sie die Absage nicht selbst zu vertreten haben. Doch das decke längst nicht alle Schäden ab.

Für die Veranstalter, die das ganze Jahr mit der Organisation ihrer Festivals beschäftigt sind, könnten die Gewinnausfälle dramatische Folgen haben. «Die Vielfalt des Kulturangebots im Live-Segment würde enorm leiden, wenn Veranstalter Insolvenz beantragen müssen», warnt Michow.

Für die Branche der Mobiltoiletten, die die Festivals versorgt, sind die Absagen indes nicht so dramatisch. Das falle nicht mehr so ins Gewicht, sagt der Sprecher des zuständigen Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). Das Geschäft verlagere sich zur Zeit. So gebe es beispielsweise auf Baustellen angesichts von Corona mehr Bedarf für Handwaschplätze.

Unterdessen will die Bundesregierung mit Gutscheinen eine Lösung für Veranstalter und Fans anbieten. Die Regelung, die Ende April noch vom Bundestag verabschiedet werden soll, gilt auch für abgesagte Konzerte und andere Kulturveranstaltungen. Die Gutscheine sollen bis Ende 2021 gelten und beim gleichen Veranstalter auch für andere Events eingelöst werden können. Wer dennoch sein Geld zurückhaben möchte, kann sich Anfang 2022 den vollen Wert nicht genutzter Gutscheine auszahlen lassen.

Das beschauliche Dorf Wacken in Schleswig-Holstein muss dieses Jahr auf die Invasion Zehntausender Heavy-Metal-Fans verzichten - und damit auch auf ein lukratives Geschäft. «Wir stehen vor einer Situation, wie wir sie in 30 Jahren noch nicht erlebt haben», sagt Festival-Mitbegründer Holger Hübner. Sein Partner Thomas Jensen: «Diese Nachricht trifft uns tief und muss auch von uns erst einmal verarbeitet werden.»

Das «Wacken Open Air», zu dem 75 000 Metal-Fans aus aller Welt erwartet wurden, sollte vom 30. Juli bis 1. August 2020 stattfinden. «Dann halt 2021! Jetzt heißts einfach nur durchhalten», meint ein Instagram-Nutzer zur Absage des «WOA». Ein anderer schreibt: «Wacken will never die.»

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