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Auf seinem Debüt-Album interpretiert Jaden Evans neun Themen seines Großvaters Bill

Auf seinem Debüt-Album interpretiert Jaden Evans neun Themen seines Großvaters Bill

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Auf achtundachtzig Tasten

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Marcus A. Woelfle
Vorspann / Teaser

Randy Weston war für den Mainstream zu exotisch und für die Avantgarde zu bodenständig, um eine große Anhängerschaft zu finden. „Legacy“, 2001 entstanden, lockt zur Wiederentdeckung. +++ Am 26. Juni 1970 hatte das Bill Evans Trio in seiner damaligen Besetzung mit dem Ausnahmebassisten Eddie Gomez und dem feinen Drummer Marty Morell im norwegischen Kongsberg eine Sternstunde. „Bill Evans In Norway“ ist eine wundervolle Ergänzung zum eine Woche zuvor eingespielten Live-Album „Montreux II“. +++ Auf seinem Debüt-Album interpretiert Jaden Evans neun Themen seines Großvaters Bill, doch der junge Künstler klingt nicht wie dessen Abziehbild. Jaden Evans swingt und schwebt mit zartem Anschlag und natürlicher Grazie über die Tasten.

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Randy Weston war für den Mainstream zu exotisch und für die Avantgarde zu bodenständig, um eine große Anhängerschaft zu finden. „Legacy“, 2001 entstanden, lockt zur Wiederentdeckung. Da reihte er 31 Stücke, von denen nur ein Drittel Standards sind, nahtlos aneinander oder verband sie mit Überleitungen – ein über zweistündiger Doppelmarathon! Vom Eröffnungsstück „The Call“ an ist die von Monk geprägte Melodik und Harmonik allgegenwärtig, gerade auch in Westons Bluesstücken, doch die mächtigen Bassläufe, vollgriffige Akkorde, vorantreibenden Ostinati und sein umwerfender rhythmischer Elan sprechen seine ganz eigene Sprache. Präsent sind auch von Duke Ellington kommende Elemente, dem in einigen Stücken salutiert wird. Daneben entfalten sich ganz andere Welten: In „Children’s Icicle Song“, die Beschwörung der Kindheit, in „Tanjah“ die Atmosphäre von Tanger, wo er lange lebte. Orientalisches Flair wie in „Nite In Medina“ steht neben den Erinnerungen an Jazzgrößen seiner Jugend wie Billie Holiday oder Coleman Hawkins oder Porträts von Menschen aus seinem Umfeld. Alles glüht vor Intensität, funkelt vor Spielwitz, springt einen an mit einer Kraft, die nicht ahnen lässt, dass hier ein 75-jähriger musiziert. (Black Sun)

Am 26. Juni 1970 hatte das Bill Evans Trio in seiner damaligen Besetzung mit dem Ausnahmebassisten Eddie Gomez und dem feinen Drummer Marty Morell im norwegischen Kongsberg eine Sternstunde. „Bill Evans In Norway“ ist eine wundervolle Ergänzung zum eine Woche zuvor eingespielten Live-Album „Montreux II“. Hatten die Musiker dort mehr Druck verspürt, waren sie in Norwegen entspannter. Das geht auch direkt aus den Interviews mit den Musikern hervor, die das sehr informative Booklet bereichern. Das Trio spielt zwar lauter Stücke, die man von ihm bestens kennt, einige „neue“ Versionen sind allerdings besonders atemberaubend. So hat Bill Evans etwa zwei Dutzend Mal Denny Zeitlins Song „Quiet Now“ aufgenommen. Doch die Version auf diesem Album ist Zeitlins Favorit. Und er bemerkt, dass sein Kollege so entspannt ist, dass er schneller spielen kann, ohne gehetzt zu wirken – ein Eindruck, den man auf das ganze Album übertragen kann, in dem das Tempo einiger Stücke seines Repertoires gegenüber Vergleichsaufnahmen angezogen ist. (Elemental Music)

Auf seinem Debüt-Album interpretiert Jaden Evans neun Themen seines Großvaters Bill, doch der junge Künstler klingt nicht wie dessen Abziehbild. Jaden Evans swingt und schwebt mit zartem Anschlag und natürlicher Grazie über die Tasten. Die Begabung ist unverkennbar. Man kann freilich nicht umhin, die Originalversionen aus dem Gedächtnis mitzuhören. Heitere Stücke wie „Peri’s Scope“ oder „Five“ spielt der Enkel mit Charme und Witz, doch er hat sich auch Tiefe und Lebenserfahrung erfordernde Stücke wie „Time Remembered“ oder „Turn Out The Stars“ vorgenommen. 

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Auf seinem Debüt-Album interpretiert Jaden Evans neun Themen seines Großvaters Bill

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Und da wirkt Jaden Evans vergleichsweise dekorativ, wo Bill Evans mit Gehalt aufwartete und bewegte. Allerdings können Interpretationen auf dem Niveau seines Großvaters vom vielversprechenden jungen Mann, der sich erst seit wenigen Jahren mit Jazz beschäftigt, gerechterweise nicht gefordert werden. Als er für das Album mit dem Bassisten Vicente Archer und den Drummer Marcus Gilmore erstmals ins Studio ging, hatte er eigentlich kein Trio, es entstand nur eben mal für diese CD. Obendrein war er bei der Aufnahme erst 16! In Anbetracht dieser Umstände lässt die Leistung aufhorchen. (Shamus Records)

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