Richard Rössler: Sextett, Klavierquintett. Artis Quartett, Oliver Triendl u.a. +++ Alfred Schnittke: Little Tragedies (Film Music Vol. 6). Solisten, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg.: Vladimir Jurowski
unüberhörbar 2025/05
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Richard Rössler: Sextett, Klavierquintett. Artis Quartett, Oliver Triendl u.a. CPO
Richard Rössler (1880–1962) war nicht nur einer der ganz großen Klaviermentoren für mehrere Generationen prominenter Schüler, sondern auch ein Komponist, der die Tradition seiner Lehrer Max Bruch und Ernst Rudorff mit brillanter Kunstfertigkeit fortsetzte. Als ‚Brahmine‘ stand er in bewusstem Gegensatz zu allen modernen Bestrebungen, und ab 1920 komponierte er fast nichts mehr. Das 1906 entstandene Sextett für Streichtrio, Klarinette, Horn und Klavier ist ein fein ziseliertes, formal bezwingendes Meisterwerk in vier Sätzen von souveräner Ausgewogenheit, lebendiger Farbigkeit und feinsinniger Themenerfindung, gerade auch in strenger Formung wie der einleitenden Passacaglia. Das Klavierquintett von 1916 beschwört noch einmal die untergehende Herrlichkeit der spätromantischen Epoche, ist thematisch ein wenig redundant und sehr pompös, und glänzt mit einem zauberhaft humoristischen Menuett. Oliver Triendl, das Artis-Quartett und Freunde musizieren mit Emphase und Präzision, ein kompetenter Booklettext ergänzt die ausgezeichnete Produktion. [Christoph Schlüren]
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Alfred Schnittke: Little Tragedies (Film Music Vol. 6). Solisten, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Ltg.: Vladimir Jurowski. Capriccio
Die neueste Folge aus der ebenso instruktiven wie kurzweiligen Anthologie der Filmmusiken Alfred Schnittkes konzentriert sich auf eine einzige, dafür ziemlich umfangreiche Arbeit: den vollständigen Soundtrack zu Mikhail Schweitzers Fernsehserie „Kleine Tragödien“ von 1979, die wiederum auf Vorlagen von Alexander Puschkin basiert. Die eingängige Titelmusik kehrt wie ein (teils veränderter) Refrain mehrfach wieder, während Schnittke seine polystilistischen Neigungen von gefälschter Klassik („Mozart und Salieri“) bis hin zu Tanz- und Unterhaltungsmusik hemmungslos ausleben kann. Aufgeschlossene Hörer, welche die Serie wahrscheinlich nicht einmal kennen, dürfen sich auf eine aufregende Entdeckungsreise gefasst machen, zumal die eher knappen Musikschnipsel stets überraschend instrumentiert sind und von Jurowskis in russischen Gefilden sattelfestem Team luxuriös umgesetzt werden. [Mátyás Kiss]
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