Carola Bauckholt: Membran | Andrea Lorenzo Scartazzini: So sieht’s aus | Samuel Tramin: Diotima liest I | Jānis Petraškevičs: Herbst. Eingang | Peter Leipold: Der kleine Prinz trifft DICH

Neue Noten 2025/09 – Musik für Stimme(n) und Instrumente
Neue Noten 2025/09 – Musik für Stimme(n) und Instrumente
1
Carola Bauckholt: Membran (2014/18) für Stimme und Klavier
Edition Peters, Leipzig. EP 14722 (Spielpartitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Auf unterschiedliche Weise werden vokale und instrumentale Klänge in Beziehung gesetzt: Die Mitwirkenden singen durch Plastikschläuche, die in Schalllöchern des Flügels fixiert sind, Klänge werden über die Tastatur, im Klavierinnenraum sowie auf dem Resonanzboden produziert.
Form, Struktur
Der einsätzige Formverlauf entwickelt sich aus dem Aufeinandertreffen von perkussiven Aktionen und präparierten Klavierklängen, entfaltet sich allmählich zu einem rein vokalen Duett beider Ausführender und mündet danach erneut in ein instrumentales Miteinander.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Partitur weist einzelne einfach zu erschließende grafische Symbole auf, erfordert allerdings einen gewissen Aufwand bei der Präparierung des Klaviers u.a. mit Schläuchen.
Dauer: ca. 10–13 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Die Komposition wartet nicht nur mit einer ungewöhnlichen musikalischen Aufgabenstellung auf, sondern erfordert auch eine besondere Anordnung, da der Stimmpart aufgrund der begleitenden perkussiven Aktionen am Resonanzboden unter dem Klavier liegend ausgeführt werden muss.
2
Andrea Lorenzo Scartazzini: So sieht’s aus. Lieder nach Gedichten von Nora Gomringer (2020/21) für Sopran und Klavier
Bärenreiter, Kassel. BA 11439 (Spielpartitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Auf hintergründige, humorvolle und bisweilen sogar unheimliche Weise befassen sich die sechs stilistisch vielseitigen, zwischen kindlicher Einfachheit, opernhaftem Pathos und komplexen Klangschichtungen sich bewegenden Lieder mit dem Themenkreis Familie.
Form, Struktur
Formale, harmonische und rhythmische Aspekte, satztechnische Verfahrensweisen und musikalische Ausdrucksmittel der einzelnen Lieder sind jeweils aus den vertonten Gedichten abgeleitet und eng auf deren inhaltliche Ebene bezogen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Der Notentext wird durch originelle Vortragsweisen oder Erläuterungen bereichert und enthält Notationssymbole für Klaviercluster (Nr. IV). Für Nr. V ist zudem der Einsatz eines E-Bow vorgeschrieben.
Dauer: ca. 18 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Der abwechslungsreiche Liederzyklus, zum Thema „Eine schrecklich nette Familie“ für das Festival LIEDBasel 2020 entstanden, stellt hohe Anforderungen an die Beweglichkeit der Stimme und verlangt zudem große Wandlungsfähigkeit bei der Gestaltung des Klavierparts.
3
Samuel Tramin: Diotima liest I. Sieben Lieder nebst Zwischenspielen mit gesprochenen Worten nach Texten von Susette Gontard und Friedrich Hölderlin (2020) für Gesang (Sopran), Viola und Klavier
Verlag Neue Musik Berlin. NM 4234 (3 Spielpartituren)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Die zyklisch angelegte Komposition ist wie ein imaginärer Dialog angelegt, in dem gesprochene Passagen aus Briefen von Susette Gontard (in Praeludium, fünf Interludien und Postludium) auf sieben gesungene Vertonungen von Gedichten Friedrich Hölderlins treffen.
Form, Struktur
Die Lieder berühren unterschiedliche Ausdrucksdimensionen und sind mit Ausnahme von Nr. V ausschließlich für Sopran und Viola gesetzt. In den übrigen, motivisch mit den Liedern verknüpften Teilen dominieren die Instrumente, während der gesprochene Text meist in Pausen fällt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Notation weist keinerlei Besonderheiten auf.
Dauer: ca. 23 Minuten
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer
Kommentar
Größte interpretatorische Herausforderung des Zyklus ist die Gestaltung der sieben Lieder, da Stimme und Instrument(e) jeweils sehr eng miteinander verwebt sind. Darüber hinaus verlangen die einzelnen Parts eine facettenreiche dynamische Binnendifferenzierung.
4
Jānis Petraškevičs: Herbst. Eingang (Rainer Maria Rilke) (2017/18) für Mezzosopran, Bassklarinette/Klarinette und Klavier
Edition Gravis, Brühl. eg 2978 (Partituren [klingend/transponierend] und Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Der Komponist verknüpft zwei Gedichte aus Rainer Maria Rilkes „Buch der Bilder“ miteinander und tastet deren bildreiche poetische Sprache mit einer atmosphärischen, voller Mikrointervalle, Akkordschichtungen und lyrischer Bögen steckenden Musik ab.
Form, Struktur
Die Struktur der einsätzigen Form folgt den Eigentümlichkeiten der beiden Gedichte: In der ersten Hälfte bestimmt der strophische Aufbau die Wechsel von Satztechnik, Instrumentation und Tempo; die zweite Hälfte unterliegt hingegen einem kontinuierlicheren Verlauf.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Neben Akzidenzien für Viertel- und Dreivierteltonabtufungen gibt es keinerlei Besonderheiten.
Dauer: ca. 11 Minuten
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer
Kommentar
Der besondere Reiz der Komposition liegt in ihren wechselnden Besetzungskombinationen: Neben Passagen, an denen alle Mitwirkenden beteiligt sind, gibt es Abschnitte, in denen die Mezzosopranistin entweder mit Bassklarinette/Klarinette oder mit dem Klavier dialogisiert.
5
Peter Leipold: Der kleine Prinz trifft DICH (2022) für Sprecher:in, Violine, Altsaxophon, Violoncello und Klavier nach Antoine de Saint-Exupéry
Verlag Neue Musik Berlin. NM 12130 (Partitur)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Ergänzt um einzelne Ausschnitte aus Briefen Antoine de Saint-Exupérys und seiner Ehefrau wird zwischen und zu den apart instrumentierten, in tonaler musikalischer Sprache komponierten Musikstücken die Geschichte vom Kleinen Prinzen erzählt.
Form, Struktur
Die Komposition besteht aus insgesamt 17 meist instrumentalen, in zwei Fällen auch mit Gesangsmelodien versehenen Stücken von wechselnder Formgebung und Länge, die durch wiederkehrende harmonische und melodische Konfigurationen miteinander verknüpft sind.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Die Partitur weist keinerlei Besonderheiten der Notation auf.
Dauer: ca. 65 Minuten
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Kommentar
Erfahrungen mit zeitgenössischer Musik sind für die Wiedergabe nicht erforderlich. Ein besonderer Reiz des Sprechparts liegt darin, das Publikum mit Fragen zu adressieren und zu Reaktionen herauszufordern. Darüber hinaus muss die Sprecherin die integrierten Lieder singen können.
- Share by mail
Share on